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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Streikenden durch Arbeitswillige zu ersetzen. Wilbanks fuhr sofort zur Fabrik, um eine Ansprache zu halten. Er war noch betrunkener als sonst. Mehrere Streikbrecher versuchten, die Absperrungen zu überwinden, und das Ergebnis bestand aus einer wilden Schlägerei. Lucien stürzte sich ebenfalls ins Gewühl und wurde verhaftet; man verurteilte ihn wegen Körperverletzung und ungebührlichen Benehmens. Er legte mehrmals Berufung ein und verlor.
    Inzwischen war er der Anwaltschaft des Staates Mississippi ein Dorn im Auge. Es lagen viele Beschwerden über ihn vor. Privater Tadel, offizielle Verweise und Suspendierungen hatten nichts genützt. Das Disziplinarkomitee traf eine rasche Entscheidung und entzog Lucien die Lizenz, weil er die ethischmoralischen Grundsätze der Advokatur wiederholt verletzt habe. Erneut legte Wilbanks mehrmals Berufung ein und verlor wieder.
    Jetzt war Lucien zutiefst bestürzt. Jake befand sich gerade im Büro seines Chefs – dem großen Arbeitszimmer im Obergeschoß –, als jemand aus Jackson anrief und mitteilte, das oberste Gericht habe die Maßnahme der Anwaltschaft bestätigt. Wilbanks legte auf und ging zur Verandatür am Balkon. Brigance rechnete mit einem Wutanfall, doch Lucien blieb stumm. Langsam wandte er sich um, durchquerte den Raum und ging die Treppe hinunter. Unten verharrte er und musterte die weinende Ethel, dann sah er Jake an. »Kümmern Sie sich um die Praxis«, sagte er. »Wir sprechen uns später.«
    Brigance und die Sekretärin eilten zum Fenster und beobachteten, wie Lucien in seinem alten Porsche fortraste. Einige Monate lang ließ er nichts von sich hören. Jake arbeitete fleißig, während Ethel das Büro vor dem Chaos bewahrte. Er erledigte mehrere der aktuellen Fälle, und einige von ihnen überließ er anderen Anwälten. Der Rest wurde vor Gericht verhandelt.
    Ein halbes Jahr später kehrte Jake nach einem langen Prozeßtag in die Praxis zurück und stellte überrascht fest, daß Wilbanks auf dem Perserteppich im großen Arbeitszimmer schlief. »Himmel, ist alles in Ordnung mit Ihnen?« stieß er hervor.
    Lucien erhob sich und nahm im Ledersessel hinter dem Schreibtisch Platz. Er war nüchtern, gebräunt und entspannt.
    »Hallo, Jake, wie geht's Ihnen?« fragte er freundlich.
    »Gut. Ja, gut. Wo sind Sie gewesen?«
    »Auf den Cayman-Inseln.«
    »Und womit haben Sie sich die Zeit vertrieben?«
    »Mit Rum, Dösen am Strand und einheimischen Mädchen.«
    »Klingt nach einer Menge Spaß. Warum sind Sie zurückgekehrt?«
    »Weil's langweilig wurde.«
    Jake setzte sich ebenfalls. »Freut mich, Sie wiederzusehen, Luden.«
    »Mich auch, Jake. Wie läuft's hier?«
    »Manchmal geht es bei uns recht hektisch zu. Aber ansonsten ist alles bestens.«
    »Wie steht es um den Fall Medley?«
    »Kein Problem mehr. Man hat achttausend Dollar gezahlt.«
    »Ausgezeichnet. War er zufrieden?«
    »Ich glaube schon.«
    »Haben Sie Cruger vor Gericht vertreten?«
    Jake senkte den Kopf. »Nein. Er hat Fredrix mit seiner Verteidigung beauftragt. Die Verhandlung findet nächsten Monat statt.«
    »Ich hätte mit ihm reden sollen, bevor ich Sie allein ließ.«
    »Er ist schuldig, nicht wahr?«
    »Ja, natürlich. Es spielt überhaupt keine Rolle, wer ihn vertritt. Die meisten Angeklagten sind schuldig. Vergessen Sie das nie.« Lucien ging zur Verandatür und blickte nach draußen über den Platz. »Was ist mit Ihren Plänen für die Zukunft, Jake?«
    »Ich würde gern bleiben. Und Sie? Was haben Sie vor?«
    »Sie sind ein guter Anwalt, Jake. Ich möchte, daß Sie weiterhin in dieser Kanzlei arbeiten. Was mich betrifft... Keine Ahnung. Ich dachte zunächst daran, mich irgendwo in der Karibik niederzulassen. Nun, es ist sehr angenehm, dort einen längeren Urlaub zu verbringen, aber irgendwann hat man die Nase voll. Vielleicht reise ich ein wenig und gebe Geld aus. Daran mangelt's mir nicht.«
    Jake nickte. Lucien drehte sich um und holte zu einer umfassenden Geste aus. »Ich überlasse dies alles Ihnen, Jake. Halten Sie die Praxis in Gang. Ziehen Sie in dieses Büro um. Arbeiten Sie an dem Schreibtisch, den mein Großvater nach dem Bürgerkrieg aus Virginia mitbrachte. Kümmern Sie sich um die Akten, Fälle, Klienten, Bücher und den Rest.«
    »Das ist sehr großzügig von Ihnen, Lucien.«
    »Die meisten Klienten werden sich nach einem anderen Rechtsbeistand umsehen. Das richtet sich nicht gegen Sie – eines Tages sind Sie bestimmt ein angesehener Anwalt. Aber viele Mandanten wollten nur meine

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