Die Jury
auf der linken Seite blieben leer. Bewaffnete Polizisten schritten umher und behielten die Schwarzen wachsam im Auge. Ihre besondere Aufmerksamkeit galt Carl Lee, der die Ellenbogen auf die Knie stützte und zu Boden starrte.
Jake blickte aus dem Fenster und über den Platz; er beobachtete die Rückseite des Gerichtsgebäudes, dessen Fassade nach Süden wies. Es war jetzt ein Uhr. Wie üblich verzichtete er aufs Mittagessen und sehnte sich nun nach frischer Luft – er hatte den ganzen Morgen im Büro verbracht. Zwar erwarteten ihn keine Termine im Gericht, und er verspürte auch nicht den Wunsch, Einzelheiten über die Vergewaltigung zu erfahren, aber er brachte der Vorverhandlung ein gewisses Interesse entgegen. Offenbar befanden sich viele Zuschauer im Saal; überall auf dem Platz standen geparkte Wagen. Vor dem Hintereingang des Gerichts, durch den Cobb und Willard hereingeführt würden, bemerkte Jake mehrere Reporter und Fotografen.
Das Gefängnis war zwei Blocks vom Platz entfernt, unten am Highway. Ozzie fuhr, und die beiden Gefangenen saßen im Fond. Ein Streifenwagen führte die Kolonne an, ein anderer bildete den Abschluß. Sie bogen von der Washington Street ab und folgten dem Verlauf der Zufahrt, die unter der Veranda des Gerichts endete. Sechs Deputys eskortierten Cobb und Willard an den Reportern vorbei durch den rückwärtigen Zugang, die hintere Treppe hoch und ins kleine Zimmer neben dem Gerichtssaal.
Jake griff nach seinem Mantel, ignorierte Ethel und eilte über die Straße. Er nahm mehrere Stufen der Treppe auf einmal, hastete durch einen schmalen Flur außerhalb der Geschworenenkammer und betrat den Saal durch eine Seitentür, als Mr. Pate den Richter zu seinem Platz geleitete.
»Bitte erheben Sie sich!« rief der Gerichtsdiener. Alle standen auf. Bullard ging zum Richterstuhl.
»Setzen«, sagte er scharf. »Wo sind die Angeklagten? Wo? Bringt sie herein.«
Cobb und Willard – sie trugen noch immer Handschellen wurden in den Saal geführt. Sie waren unrasiert, schmutzig und wirkten verwirrt. Willard sah zu den vielen Schwarzen hinüber, Cobb kehrte ihnen den Rücken zu. Looney löste die Handschellen und forderte die beiden Gefangenen auf, bei dem Pflichtverteidiger Drew Jack Tyndale Platz zu nehmen. Am langen Tisch daneben saß der Countyankläger Rocky Childers, kritzelte Notizen und gab sich wichtig.
Willard drehte sich halb um und warf erneut einen Blick zu den Schwarzen. Auf der ersten Sitzbank direkt hinter ihm warteten seine eigene Mutter und die Cobbs, von zwei Deputys geschützt. Die Präsenz der Polizisten verlieh Willard ein Gefühl der Sicherheit. Cobb schenkte dem Publikum überhaupt keine Beachtung.
In der hintersten Reihe, etwa vier Meter entfernt, hob Carl Lee den Kopf und starrte auf die Rücken der beiden Männer, die seine Tochter vergewaltigt hatten: zwei schäbige, bärtige, schmutzige Fremde. Er schlug die Hände vors Gesicht und beugte sich vor. Die Deputys hinter ihm an der Wand beobachteten ihn auch weiterhin.
»Hören Sie gut zu«, begann Bullard laut. »Dies ist kein Prozeß, sondern eine Vorverhandlung. Wir sind hier, um festzustellen, ob ein Verbrechen begangen wurde und somit Grund für ein Verfahren vor dem großen Geschworenengericht besteht. Wenn die Angeklagten einen entsprechenden Antrag stellen, braucht keine Voruntersuchung stattzufinden.«
Tyndale stand auf. »Nein, Euer Ehren. Wir möchten mit der Verhandlung fortfahren.«
»Na schön. Ich habe Kopien von eidesstattlichen Erklärungen, in denen der Sheriff den Angeklagten Entführung, schwere Körperverletzung und Vergewaltigung eines noch nicht zwölf Jahre alten Mädchens zur Last legt. Mr. Childers, Ihr erster Zeuge.«
»Euer Ehren, der Staat ruft Sheriff Ozzie Walls in den Zeugenstand.«
Jake saß auf der Geschworenenbank, zusammen mit einigen anderen Anwälten, die alle den Anschein zu erwecken versuchten, wichtige Dokumente zu lesen. Ozzie wurde vereidigt und setzte sich auf den Zeugenstuhl links von Bullard, knapp zwei Meter vom Platz der Geschworenen entfernt.
»Bitte nennen Sie Ihren Namen.«
»Ozzie Walls.«
»Sind Sie der Sheriff von Ford County?«
»Ja.«
»Ich weiß, wer er ist«, brummte Bullard und blätterte in der Akte.
»Sheriff, bekam Ihr Büro gestern nachmittag einen Anruf, der ein vermißtes Kind betraf?«
»Ja, gegen halb fünf.«
»Was unternahmen Sie daraufhin?«
»Ich schickte Deputy Will Hastings zu Gwen und Carl Lee Hailey, den Eltern des Mädchens.«
»Wo
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