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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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hatte. Die Fingerabdrücke daran stimmten mit denen Carl Lee Haileys überein.
    »War die Dose leer oder voll?« erkundigte sich Buckley in einem dramatischen Tonfall.
    »Vollständig leer.«
    Und wenn schon, dachte Jake. Carl Lee ist also durstig gewesen. Oswald aß ein Hähnchen, als er auf Kennedy wartete. Nein, auch diesmal hatte er keine Fragen.
    »Wir haben noch einen letzten Zeugen, Euer Ehren«, sagte Buckley um sechzehn Uhr. »Officer DeWayne Looney.«
    Looney hinkte in den Gerichtssaal und stützte sich auf eine Krücke, als er zum Zeugenstand humpelte. Er zog die Dienstwaffe aus dem Halfter und reichte sie Mr. Pate.
    Buckley musterte ihn stolz. »Bitte nennen Sie Ihren Namen, Sir.«
    »DeWayne Looney.«
    »Und Ihre Adresse?«
    »Bennington Street Nummer vierzehn achtundsechzig, Clanton, Mississippi.«
    »Wie alt sind Sie?«
    » Neununddreißig.«
    »Wo arbeiten Sie?«
    »Im Büro des Sheriffs von Ford County.«
    »Welche Tätigkeit üben Sie dort aus?«
    »Ich nehme in der Zentrale Meldungen über Funk entgegen.«
    »Wo haben Sie am Montag, dem 20. Mai, gearbeitet?«
    »Am 20. Mai bin ich Deputy gewesen.«
    »Waren Sie im Dienst?«
    »Ja. Ich erhielt den Auftrag, zwei Untersuchungshäftlinge vom Countygefängnis zum Gericht zu fahren und nach der Verhandlung zurückzubringen.«
    »Wie hießen die Häftlinge?«
    »Billy Ray Cobb und Pete Willard.«
    »Wann verließen Sie den Gerichtssaal mit ihnen?«
    »Gegen halb zwei, glaube ich.«
    »Wer begleitete Sie?«
    »Marshall Prather. Wir waren beide für die Gefangenen zuständig. Einige andere Deputys aus dem Gerichtssaal folgten uns, und vor dem Hinterausgang standen zwei oder drei Kollegen. Doch die eigentliche Verantwortung trugen Marshall und ich.«
    »Was geschah nach dem Ermittlungsverfahren?«
    »Wir legten Cobb und Willard Handschellen an führten sie aus dem Saal in ein Nebenzimmer. Dort warteten wir kurz, und Prather setzte den Weg zur Treppe fort.«
    »Und dann?«
    »Wir gingen die Treppe hinunter: Cobb, Willard und ich. In dieser Reihenfolge. Wie ich schon sagte: Prather war vorausgegangen und nicht mehr im Gebäude.«
    »Ja. Und weiter?«
    »Als Cobb fast die unterste Stufe erreicht hatte, krachten die ersten Schüsse. Ich befand mich auf dem Treppenabsatz, und zunächst konnte ich den Schützen nicht sehen. Dann erkannte ich Mr. Hailey, der mit einem automatischen Gewehr feuerte. Cobb wurde gegen Willard geschleudert. Sie schrien, fielen hin und versuchten, nach oben zu kriechen.«
    »Bitte schildern Sie uns Ihre Beobachtungen.«
    »Die Kugeln prallten von den Wänden ab und pfiffen durchs Treppenhaus. Nie zuvor habe ich eine lautere Waffe gehört, das Krachen schien eine Ewigkeit zu dauern. Die beiden Untersuchungshäftlinge kreischten und warfen sich hin und her. Sie trugen ja Handschellen, wissen Sie.«
    »Ja. Was geschah mit Ihnen?«
    »Nun, ich kam nicht über den Treppenabsatz hinaus. Ein Querschläger traf mich im Bein – ich spürte dort ein stechendes Brennen, als ich nach oben rennen wollte.«
    »Und was ist mit dem Bein passiert?«
    »Es mußte teilweise amputiert werden«, erwiderte Looney so gelassen, als sei das kaum der Rede wert. »Direkt unterm Knie.«
    »Haben Sie den Schützen gesehen?«
    »Ja, Sir.«
    »Können Sie ihn für die Jury identifizieren?«
    »Ja, Sir. Mr. Hailey dort drüben schoß auf Cobb und Willard.«
    Diese Antwort hätte den logischen Abschluß von Looneys Aussage bilden können. Er gab knapp und präzise Auskunft und bestätigte eindeutig die Identität des Täters. Die Geschworenen hörten ihm aufmerksam zu. Aber Buckley und Musgrove mußten es erneut übertreiben, indem sie große Pläne des Gerichts an einem Gestell aufhängten und Looney baten, darauf den Weg ins Erdgeschoß und nach draußen zu zeigen. Ihre Taktik war klar: Die Jurymitglieder sollten beobachten, wie der Zeuge humpelte.
    Jake rieb sich die Stirn und den Nasenrücken. Noose putzte mehrmals seine Brille. Die Geschworenen wurden immer unruhiger.
    »Möchten Sie Mr. Looney ins Kreuzverhör nehmen, Mr. Brigance?« fragte der Richter schließlich.
    »Ja«, sagte Jake, als Musgrove Gestell und Karten aus dem Gerichtssaal trug.
    »Officer Looney, wohin sah Carl Lee, als er schoß?«
    »Zu den beiden Burschen, soviel ich weiß.«
    »Hat er jemals den Blick auf Sie gerichtet?«
    »Nun, ich habe nicht viel Zeit in den Versuch investiert, einen Blickkontakt mit ihm herzustellen. Es ging mir darum, nach oben zu gelangen.«
    »Carl Lee Hailey hat also

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