Die Juwelen des Scheichs
den benachbarten Königreichen wimmelt es nicht gerade von geeigneten Frauen, die infrage kommen. Darum habe ich noch nicht geheiratet.“
Einen Moment verfiel sie in Schweigen. „Und was ist mit der Prophezeiung des Heart of Courage ? Dass alle Abkömmlinge aus deiner Familie nur aus Liebe heiraten sollen?“, fragte sie dann.
„Was soll damit sein?“ Die dunklen Brauen schossen warnend nach oben.
Als sie die Geschichte gehört hatte, war Gina zutiefst fasziniert gewesen. Und sie hatte gehofft, der derzeitige Besitzer der Juwelen würde die Prophezeiung erfüllen und sich in eine Frau seiner Wahl verlieben, anstatt aus Vernunftgründen zu heiraten. Jetzt, da sie wusste, dass Zahir das Schmuckstück gehörte, fühlte sie sich wie im Auge eines Sturms, der sie so hart zu Boden schleuderte, dass sie glaubte, nie wieder auf die Füße zu kommen.
Sie schluckte schwer. „Bedeutet es dir denn gar nichts?“
„Die Juwelen sind ein Fluch! Seit Generationen steht meine Familie unter dem Bann dieser verdammten Legende. Deshalb will ich sie endlich loswerden.“
Entgeistert starrte Gina ihn an. „Deshalb willst du sie verkaufen? Weil du sie für einen Fluch hältst?“
„Die Letzten, die sie in eine tragische Ehe mit einem frühen Tod geführt haben, waren meine Eltern und Azhar, der Mann meiner Schwester. Er wurde vor ein paar Monaten bei einem Autounfall getötet. Jetzt schleicht Farida wie ein Geist durch den Palast. Sie isst und schläft kaum noch und sieht keine Menschenseele mehr außer mir und den Hausangestellten. Glaubst du allen Ernstes, dass ich das Schmuckstück nach all dem noch behalten will?“
„Es tut mir sehr leid, dass du und deine Schwester all diese tragischen Ereignisse erleben musstet, Zahir.“ Gina seufzte tief. „Du weißt sicher, dass die Juwelen von unschätzbarem Wert sind. Die Menschen würden alles geben, um sie zu erwerben, wenn sie zum Verkauf stehen. Aber was ist mit deinen eigenen Nachkommen? Würdest du sie nicht eines wichtigen Familienerbstücks berauben? Abgesehen davon sind sie schließlich auch ein Kunstschatz von einzigartiger Geschichte und Schönheit.“
„Entschuldige, aber ich dachte, ich hätte dich engagiert, damit du eine Expertise über die Herkunft der Juwelen ausstellst. Und nicht, damit du mir sagst, was ich damit zu tun oder zu lassen habe.“
Bebend vor Zorn marschierte Zahir zur Tür. Gina war sicher, dass er Funken sprühen würde, wenn seine Wut sich in Materie verwandeln könnte.
„Tut mir leid …“ Sie ging zu ihm, von Sorge erfüllt. Sie sah seine Qual – über den Verlust der Eltern, über die verstörende Art, wie seine geliebte Schwester sich von der Welt zurückzog, ganz zu schweigen von dem Schock, die Frau wiederzusehen, die ihn zurückgewiesen hatte. „Sollte ich dich beleidigt oder durch meine Worte verletzt haben, bedaure ich das zutiefst. Kannst du mir verzeihen?“
Die Hand schon auf der Türklinke, hielt er inne. „Was dich betrifft, fällt mir Vergebung nicht leicht. Aber ich möchte dich bitten, die Juwelen unter gar keinen Umständen zu erwähnen, falls du meine Schwester Farida treffen solltest. Es würde sie nur aufregen, wenn sie erfährt, dass ich sie loswerden will.“
„Und was soll ich ihr sagen, wenn sie mich fragt, warum ich hier bin?“
„Der Palast ist voll von wunderschönen Kunstschätzen. Du könntest ihr erzählen, dass du und dein Kollege die wertvollsten Stücke katalogisieren wollt, so wie du es mit Mrs Husseins Büchern gemacht hast.“
„Ich werde es tun, weil du mich darum bittest. Aber du sollst auch wissen, dass mir nicht wohl dabei ist, lügen zu müssen.“
Beunruhigt sah Gina, dass Zahir zu ihr kam. Verwirrt spürte sie plötzlich seinen berauschenden Duft nach Adlerbaum, der animalisch-würzig und zugleich balsamisch-süß war. Sie wusste, dass das Öl des Adlerholzbaums sehr teuer war.
Er streckte die Hand aus und legte seine Finger leicht um ihren Oberarm. „Als ich dich damals um diesen Jasminstrauch spähen sah, hielt ich dich für eine Unschuld, die zu keiner List oder Täuschung fähig ist. Aber zu meinem großen Leidwesen musste ich das Gegenteil erfahren. Abgesehen von deiner unbestrittenen Schönheit gibt es nichts an dir, Gina, das meine Aufmerksamkeit oder meine Neugier wieder wecken könnte. Auch wenn du mir weismachen willst, dass es seit unserem Treffen keinen Mann mehr in deinem Leben gegeben hat.“
„Es ist die Wahrheit, das habe ich dir schon einmal gesagt. Es gibt
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