Die Juwelen des Scheichs
leidenschaftliche Verbindung noch beängstigender und zu etwas sehr Besonderem gemacht hatte. Das hatte er zumindest damals geglaubt.
Die Prophezeiung des Heart of Courage würde sich in seinem Fall nicht erfüllen. Je eher er dieses verfluchte Schmuckstück also loswurde, desto besser … bevor er auch noch daran glaubte.
Nachdem Zahir sich eine Tasse mit dem schweren aromatischen Gebräu eingegossen hatte, kroch er vorsichtig mit ihr in das große Zelt aus Stoff. Schweigend saß er da, starrte hinaus in die knisternden Flammen und nippte an dem Kaffee.
Später – sehr viel später – legte er sich auf den gewebten Teppich und die Seidenkissen. Die Morgendämmerung begrüßte ihn mit den ersten Sonnenstrahlen, als er endlich einschlief.
Jack und Gina nahmen ihr Frühstück auf einer überdachten Terrasse mit wunderschönem Mosaikboden ein. Aus der Ferne drang der Klang eines Saiteninstruments zu ihnen, ähnlich dem einer spanischen Gitarre.
Die beiden waren nicht allein. Jamal erschien immer wieder, um den zwei jungen Hausmädchen knappe Anweisungen zu geben. Sie reichten den Gästen frisches Brot, khubz genannt, dazu Schüsseln mit glänzend schwarzen und grünen Oliven und Teller mit labneh – einem cremigen Käse.
Gerade als Gina eine Flasche mit Olivenöl aufschraubte, um sich ein wenig davon auf ihr Brot zu träufeln, spürte sie einen warmen Hauch in ihrem Rücken. Die heiße Sonne stand bereits hoch an einem strahlend blauen Himmel. Bei dieser gnadenlosen Hitze fühlte sich ihr dünner langer Kaftan in Gold und Gelb eher wie ein Wintermantel an.
Nach einem der längsten und härtesten Winter in England hatte sie nicht widerstehen können, sich draußen hinzusetzen. Doch trotz des strahlenden Morgens fühlte sie sich nicht wohl. Wie sollte sie auch, nachdem Zahir sich dermaßen wütend von ihr verabschiedet hatte?
Er war so voller Zorn gewesen, voller Vorwürfe … ganz anders als der zärtliche, verführerische Mann, der sie in ihrer ersten Nacht sofort verzaubert hatte. Schmerzlich sehnte sie sich danach, die Dinge zwischen ihnen zu klären.
Sie schob die Sonnenbrille zurecht und sah zu, wie Jack herzhaft von einem großen Stück Brot abbiss, das er mit Gurken und Tomaten belegt hatte. Gina musste lächeln. „Du hast wirklich einen gesunden Appetit.“
„Stimmt. Aber ich muss auch eine Menge essen, um die alten grauen Zellen wieder aufzuladen“, witzelte er und lächelte zurück.
An diesem Morgen hatte er sich für ein wild gemustertes, lockeres Hawaiihemd entschieden, mit dem er auf Mallorca oder Korfu sicher richtig gelegen hätte. Hier gab es ihm einen exzentrischen Anstrich. Fehlte nur noch ein geknotetes Tuch um die Stirn.
„Bist du bereit, Seiner Königlichen Hoheit unsere Erläuterungen über die Juwelen zu präsentieren?“, fragte er.
„Ja, selbstverständlich“, erwiderte sie. Dabei war allein der Gedanke daran, vor Zahir zu sitzen und mit ihm über das Schmuckstück zu sprechen, für sie genauso wenig verführerisch, wie über glühende Kohlen zu laufen. Sie war noch nie so nervös gewesen. Vielleicht sollte sie es nicht persönlich nehmen, dass er für die Legende, die besagte, man solle aus Liebe heiraten, nur noch Verachtung empfand. Und trotzdem konnte sie nicht anders.
Jamal erschien wieder auf der Terrasse. „Nach dem Frühstück möchte Seine Königliche Hoheit Sie zu sich bitten. Ich warte hier, um Sie zu begleiten.“
Kurz blickte Gina auf all das Essen, das sie wieder kaum angerührt hatte. Als sie Jamals forschendem Blick begegnete, zwang sie sich zu einem Lächeln. „Danke.“
Mit einer höflichen Verbeugung, die Hände hinter dem Rücken, zog der Diener sich ein kleines Stück zurück und wartete.
4. KAPITEL
Das Arbeitszimmer des Scheichs von Kabuyadir war riesig, fast wie ein kleiner Ballsaal mit Marmorboden und exotischen Messinglampen mit bunter Verglasung, die von der hohen Decke herabhingen. Der gewaltige, glänzend polierte Schreibtisch war nicht zu übersehen. Trotzdem wurde Ginas Blick unweigerlich von den bunt gemusterten Kissen daneben angezogen, die um einen handgewebten Teppich in Blau, Rot und Gold arrangiert waren. Zahir saß dort in Gedanken versunken, das Kinn in die Hände gestützt, die Beine überkreuzt.
Wieder trug er einen braunen Ledergürtel über dem schwarzen Gewand. Einen zusätzlichen breiten Gurt mit Futteral, das bei Bedarf Platz für ein langes Messer oder Krummschwert bot, hatte er um Brust und Schulter geschlungen.
Schon
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