Die Juwelen des Scheichs
ihre schlanken Arme überzog. Sie stieg aus der Wanne und trocknete sich mit dem weichen Badehandtuch ab.
Das Diner am Abend war eine Herausforderung gewesen. Unablässig hatte sie Jack angestarrt, der sich mit gesegnetem Appetit auf das Festmahl gestürzt hatte, das für sie vorbereitet worden war. Sie selbst hatte kaum etwas hinunterbekommen, da sich ihr der Magen umdrehte, sobald sie nur an Zahir dachte.
Er hatte sie im Salon allein gelassen, damit sie in Ruhe ihren Kaffee genießen konnten. Beim Gehen hatte er nicht einmal einen Blick zurückgeworfen. Während des Abendessens hatte sie dann Jamals scharfen Blick auf sich gespürt. Sie wusste, dass ihr mangelnder Appetit ein Affront für den gesamten Haushalt war. Daher war sie unendlich erleichtert gewesen, als sie endlich in ihr Zimmer flüchten konnte.
Sie schlüpfte in den großen weißen Bademantel, ging zurück ins Schlafzimmer und zog die Spange aus den goldblonden Haaren, sodass es ihr in weichen Locken über die Schultern fiel.
Als es an der Tür klopfte, schnappte Gina entgeistert nach Luft. Da es nach Mitternacht war, tippte sie auf ein Hausmädchen, das wissen wollte, wann sie zum Frühstück kommen würde.
Sie zog den Bademantel noch fester um sich, verknotete den Gürtel und öffnete die Tür – um sich plötzlich der großen, imposanten Gestalt von Zahir gegenüberzusehen. Das dämmrige Licht aus dem Flur hinter ihm verlieh seinen attraktiven Zügen das Aussehen eines Kriegers, besonders den Augen. Sie schienen vor Zorn zu glühen.
„Entschuldige die späte Störung. Wie ich heute Nachmittag schon sagte, musste ich weg und bin gerade erst zurückgekommen.“
Gina umklammerte den Bademantel fest über der Brust. Sie wusste kaum, was sie denken, geschweige denn sagen sollte. Und dass sie am ganzen Körper zitterte, half ihr auch nicht gerade weiter.
„Kann ich einen Augenblick hereinkommen?“
Schweigend hielt sie die Tür auf und schloss sie dann hinter ihm. Zahir warf einen Blick auf den wunderschön eingerichteten Raum, dann hielt er die Nase in die Luft und lächelte. Sein Lächeln erinnerte sie daran, wie sie sich in Husseins Garten kennengelernt hatten. Die Freundlichkeit in seinen Augen hatte ihr die Angst vor ihm genommen. Doch das, was sich jetzt in seinem Blick spiegelte, war keine Freundlichkeit. Vielmehr lag eine Schärfe darin, die sie wachsam machte.
„Du hast ein Bad genommen?“
„Ich hatte keine Ahnung, dass du Scheich Kazeem Khan bist, und war schockiert, als ich es gemerkt habe.“ Ein leichtes Zittern lag in ihrer Stimme. „Ich weiß, es ist schon drei Jahre her, aber ich nehme an, du hast mich noch nicht vergessen?“
„Natürlich nicht!“ Sein Blick wirkte gequält, und seine tiefe, volle Stimme verriet, dass er eindeutig verwirrt war. „Hast du etwa geglaubt, ich würde diese Nacht je vergessen? Doch herauszufinden, dass ausgerechnet du der Experte für Antiquitäten bist, den ich in London beauftragt habe, hat mich nicht unbedingt erfreut. Wie auch, nachdem du mich so kaltherzig getäuscht hast.“
Ihr war nach Weinen zumute. „Ich soll dich getäuscht haben? Wie denn?“
„Ich habe mich in dieser Nacht in dich verliebt … und ich dachte, du empfindest das Gleiche. Ich habe die Tage gezählt, bis du zurückkommen würdest. Du hattest versprochen, es zu tun. Was glaubst du, wie ich mich gefühlt habe, als du mir am Telefon gesagt hast, du hättest deine Meinung geändert? Dass du nicht zurückkommen wirst und dich lieber auf deine Karriere konzentrieren willst. Ich habe mich gefühlt, als hätte mir jemand einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht geschüttet.“
„Es ging damals nicht nur um meine Karriere. Meine Mutter ist ganz unerwartet gestorben, ein paar Tage, nachdem sie ins Krankenhaus gekommen war. Davon habe ich dir ja erzählt. Mein Vater hat mich danach zu Hause gebraucht. Wir haben beide sehr getrauert, und ich weiß heute kaum, wie ich damals durch die Tage gekommen bin. Kabuyadir war wie ein Traum …“
Die Härte in Zahirs Miene verriet Gina, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, um ihm zu erzählen, was wirklich geschehen war. Nämlich dass ihr Vater sie angefleht hatte, in England zu bleiben und sich im Gedenken an ihre Mutter auf ihre Karriere zu konzentrieren. Er hatte ihr außerdem gesagt, dass ein Leben in Kabuyadir, in einer fremden Kultur mit einem Mann, den sie kaum kannte, viel zu unsicher für sie wäre. Dass sie in ihrer Heimat sehr viel mehr erreichen
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