Die Juwelen des Scheichs
konnten.
Nach der aufwühlenden Szene mit Zahir erschien Gina der unerwartete Ausflug, den Farida vorgeschlagen hatte, als das perfekte Mittel gegen ihre melancholische Stimmung.
Es kränkte sie zutiefst, dass sie zwar gut genug sein sollte, um Zahirs Geliebte zu werden, aber nicht seine Frau. Doch hinter ihrer Niedergeschlagenheit lauerte auch das Wissen, das sie ihm zumindest etwas bedeutete. Vielleicht konnte sie darauf aufbauen. Zudem sehnte sie sich danach, ihre privaten Nachforschungen in der Bibliothek fortzusetzen.
„Von hinten siehst du mit dem Kopftuch jetzt wie jede andere junge Frau aus, die den Markt besucht. Nur deine helle Haut und deine saphirblauen Augen verraten, dass du nicht aus Kabuyadir bist.“
„Mir gefallen diese unauffälligen Gewänder“, bemerkte Gina gedankenverloren und strich mit der Hand über die weiche schwarze Seide. „Bei mir zu Hause wird einem ständig von den Medien vorgeschrieben, was man zu tragen hat. Es ist erfrischend, sich endlich einmal keine Gedanken darum machen zu müssen.“
„Es freut mich, dass du dich darin wohlfühlst. Wir werden unseren Ausflug sicher genießen. Für mich ist es das erste Mal seit langer Zeit, dass ich die Palastmauern verlasse. Falls dir irgendetwas auf dem Markt gefällt, vielleicht ein Seiden- oder Brokatstoff, aus dem du dir ein Kleid machen möchtest, dann lass meinen Diener für dich handeln. Das ist hier so üblich, und auf diese Weise erzielst du einen guten Preis.“
Der Markt mit seiner überladenen Vielfalt war einfach fantastisch. Gina drehte den Kopf immer wieder hin und her, um alles in sich aufzunehmen. Wenn sie in England das nächste Mal in einem der seelenlosen Supermärkte einkaufen würde, würde sie sich bestimmt nach dieser bunten Fülle zurücksehnen.
Farida, die immer dicht bei ihr blieb, war die beste Reiseführerin, die sie sich vorstellen konnte. Nicht nur, dass sie Gina gezielt zu interessanten Ständen führte, an denen bunte Seide, Wolle, Brokat, handgewebte Teppiche oder die wunderschön gearbeitete Keramik angeboten wurden, sie erzählte auch noch lustige kleine Anekdoten, die beide Frauen immer wieder zum Lachen brachten.
Nach etwa einer Stunde in der lebhaften Hektik all der verschiedenen Sprachen schlug Farida eine Pause vor. Sie setzten sich an einen der Tische, die unter einer hohen Dattelpalme standen, und Farida bat ihren Diener, ihnen kalte Getränke zu holen.
„Hast du etwas gesehen, was du gern mit nach Hause nehmen würdest?“, fragte Farida.
„An einem der Stände werden ätherische Öle verkauft. Ich würde sehr gern ein Fläschchen Adlerholzöl mitnehmen. Es duftet einfach himmlisch und wird mich immer an Kabuyadir erinnern.“ Und an Zahir dachte sie traurig.
„Dann gehen wir nachher zu dem Stand. Aber du darfst das Öl nur kaufen, wenn ich sichergestellt habe, dass es von bester Qualität ist.“
„Danke. Du bist sehr gut zu mir, Farida. Ich weiß das sehr zu schätzen.“
„Ach, Unsinn. Du bist wie eine frische Brise für mich, Gina. Und ich bin dir sehr dankbar, dass du einverstanden bist, deine Zeit mit einer langweiligen, traurigen Frau wie mir zu verbringen.“
„Du bist nichts von alldem. Ich wünschte, ich hätte zu Hause eine so gute, intelligente und liebevolle Freundin wie dich. Wenn ich wieder in England bin, bist du dort jederzeit herzlich willkommen.“
„Wie schön. Aber bitte sprich noch nicht davon, dass du Kabuyadir verlassen willst.“
„Ich habe es damit auch überhaupt nicht eilig, wie du ja …“ Gina beendete den Satz nicht. Ein Arm hatte sich von hinten fest um ihren Hals gelegt, und ein übler Geruch nach männlichem Schweiß stieg ihr in die Nase.
Erstickt keuchte sie auf und wurde rüde vom Stuhl hochgerissen, während Farida nach Hafiz um Hilfe schrie. Ihre Hände schlossen sich um den braunen Unterarm des Mannes, als ihr bewusst wurde, dass er sie entführen wollte. In empörter Wut grub sie ihre Zähne in sein Fleisch und biss fest zu.
Laut fluchend ließ der Fremde sie los. Gleich darauf war Hafiz da, zusammen mit ein paar laut rufenden Schaulustigen. Gemeinsam mit einem anderen Mann kämpfte der kräftige Diener den Angreifer nieder und hielt ihn am Boden fest.
„Gina! Ist alles in Ordnung mit dir?“, rief Farida, die genauso verblüfft und schockiert war wie sie selbst.
Obwohl Gina nickte, zitterte sie immer noch entsetzlich. Dass man am helllichten Tag mitten auf dem belebten Markt versucht hatte, sie zu entführen, fand sie
Weitere Kostenlose Bücher