Die Juwelen des Scheichs
und auf die sie verzweifelt eine Antwort wünschte.
„Deine Schwester hat mir heute erzählt, dass du bald heiraten willst. Sie meinte, es sei eine arrangierte Heirat mit der Tochter eines Emirs. Stimmt das, Zahir?“
Kühl sah er sie einen Moment an, dann wandte er sich ab und ging wieder hin und her. Schließlich blieb er ein Stück vor ihr stehen. Ein Sonnenstrahl, der durch eines der schmalen Fenster fiel, zauberte einen Kupferton in sein schwarzes Haar, sodass es wie dunkles Feuer zu glühen schien. Selbst in ihren wildesten Fantasien hätte sie sich keinen Mann ausmalen können, der beeindruckender war – und unerreichbarer.
„Es stimmt … aber was hat das mit uns zu tun? Ich heirate sie nicht wegen ihres schönen Körpers oder weil sie Geist oder Charme versprüht. Also gibt es nichts, worauf du eifersüchtig sein müsstest, falls das dein Problem ist. Denn du besitzt all diese Attribute im Überfluss. Wie du schon sagtest, ist es eine Verbindung aus reinen Vernunftgründen, so wie es in gewissen Kreisen hier durchaus üblich ist.“
„Vor ein paar Tagen hast du mir erklärt, dass du keine Passende finden würdest. Offenbar hat sich die Situation seitdem ziemlich schnell verändert.“
„Jetzt hör mir mal zu. Das, was wir miteinander teilen, hat nichts damit zu tun, ob ich diese Frau heirate oder nicht. Warum verstehst du das denn nicht?“
„Warum ich das nicht verstehe?“ Ihr leiser Seufzer verriet, wie verletzt sie war. „Vielleicht weil ich daran glaube, dass in einer solchen Verbindung nur ein Mann und eine Frau Platz haben und dass Liebe die Grundlage einer Ehe sein sollte … nicht Vernunft oder … oder Sex!“
Hastig sammelte sie die Papiere ein, die neben ihr lagen, und stand auf. „Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich muss weitermachen. Ich habe deiner Schwester versprochen, gleich zu ihr zurückzukommen. Aber vorher muss ich noch ein Buch aus meinem Zimmer holen.“
Zahir war sofort bei ihr. Die unterschiedlichsten Gefühle spiegelten sich in den Tiefen seiner dunklen Augen wider. „Eines solltest du noch wissen. Ich habe dich nicht gebeten, meine Geliebte zu werden, weil du mir nichts bedeutest. Auch wenn du mich mit deiner falschen Versprechung zurückzukommen sehr verletzt hast, gibt es keine andere Frau, die ich begehre oder der ich nahe sein will, außer dir, Gina.“
Sie biss sich auf die Lippe und bezwang das Bedürfnis, ihm zärtlich über die Wange zu streichen. „Ich glaube dir, Zahir.“
„Und warum verweigerst du dich mir dann?“
„Weil es mir nicht reicht zu wissen, dass ich dir etwas bedeute, um wieder mit dir das Bett zu teilen oder deine Geliebte zu werden. Ich will nicht die zweite Geige spielen hinter deiner Frau, auch wenn du sie nicht besonders achtest und deine Ehe nur eine Formsache ist. Damit würde ich mich selbst und auch sie betrügen. Tut mir leid, Zahir, aber so fühle ich nun einmal.“
Damit ließ sie ihn stehen, fassungslos und mit finsterer Miene.
Zahir fühlte sich entsetzlich allein, nachdem Gina gegangen war. Frustriert brüllte er nach Jamal und gab ihm Anweisung, sofort seinen Araberhengst satteln zu lassen. Ohne auf die flehentliche Bitte seines Dieners zu hören, mit der Verletzung nicht zu reiten, stieg er keine halbe Stunde später auf seinen wunderschönen schwarzen Hengst und stob davon in die Berge.
Was sollte er auch sonst gegen die Unruhe und das unbefriedigte Verlangen tun, das durch seine Adern pulsierte? Er musste dieses rasende Feuer in sich bezwingen, sonst würde er verrückt werden. Und nach Ginas ungeheuerlicher Abfuhr konnte er unmöglich im Palast sitzen und Däumchen drehen, wie es der Arzt ihm geraten hatte.
Warum war diese Frau nur so starrköpfig? Ihr Verhalten verwirrte ihn zutiefst. Wie konnte er sie nur dazu überreden, seine Geliebte zu werden, und ihr klarmachen, dass sie mehr Zeit mit ihm verbringen würde als seine schlichte, fantasielose achtzehnjährige Frau, die sicher lieber mit ihren Freundinnen kichern würde, als zu lernen, wie sie einem Mann Vergnügen bereitete?
Als Zahir einen Blick zurückwarf und sah, dass eine der Palastwachen ihm auf einem Pferd nachsetzte, trieb er seinen Hengst zu einem scharfen Galopp über das offene Land an.
„Dreh dich mal um.“ In Faridas konzentriertem Blick lag Zuneigung, als Gina sich ihr in dem schwarzen hijab und dem Gewand präsentierte, das Zahirs Schwester ihr geliehen hatte, damit sie zusammen mit einem Diener zum Markt gehen
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