Die Juwelen des Scheichs
Bettkante. Seine Anspannung wuchs mit jedem Moment, den ihre Augen geschlossen blieben. Besorgt nahm er ihre Hände in seine und war entsetzt, wie kalt sie waren. Der Arzt war auf die andere Seite des Bettes getreten und tätschelte behutsam Ginas fahle Wangen.
Ungeduldig winkte Zahir den anderen zu, die alles beobachteten. „Geht. Lasst uns allein.“
„Darf ich bleiben?“ Seine Schwester hatte Tränen in den Augen.
„Natürlich.“ Er entschuldigte sich nicht für seinen scharfen Ton, da er mit seinem ganzen Sein nur auf eines konzentriert war … Gina.
Der Arzt stützte ihren Kopf im Nacken und hielt ihr ein Fläschchen mit Riechsalz unter die Nase. Ginas Lider zitterten, dann hoben sie sich, und sie sah sich benommen um.
„Was ist passiert?“, fragte sie.
„Sie sind ohnmächtig geworden, meine Liebe.“
Der liebevolle Ton des Arztes überraschte Zahir. Die einzige Person, mit der er bisher so freundlich gesprochen hatte, war seine Schwester Farida.
„Nach einem Schock kann so etwas durchaus mal passieren“, fuhr Dr. Saffar fort.
„Aber ich bin noch nie ohnmächtig geworden.“
„Für alles gibt es ein erstes Mal. Doch es besteht kein Anlass zur Sorge.“
Als der Mann wieder lächelte, war Zahir beinahe eifersüchtig auf ihn, weil er Gina beruhigen und trösten durfte.
Sanft umfasste Zahir ihre kalte Hand und streichelte sie. „Sie haben mir einen großen Schrecken eingejagt“, sagte er schlicht.
Er merkte, dass sie ihre Finger in seine Handfläche schmiegte, und sein Herz machte einen Sprung.
„Es tut mir leid, Königliche Hoheit, aber würden Sie uns einen Moment allein lassen? Ich muss Dr. Collins gründlich untersuchen.“ Der Arzt öffnete seinen Lederkoffer. Über die Brille hinweg sah er zu Farida. „Wenn Sie bitte bleiben und mir helfen könnten.“
Mit grimmigem Gesicht ging Zahir draußen auf dem Flur auf und ab. Ein Wind war aufgekommen und drang durch die offenen Blenden an den Fenstern in den Palast. Die Messinglampen, die von den Decken hingen, baumelten leicht hin und her und klimperten wie Windspiele.
Zahir kam es wie eine Ewigkeit vor, bis Farida endlich die Tür öffnete. Auf ihrer sonst so glatten Stirn standen sorgenvolle Falten. „Dr. Saffar sagt, du könntest wieder hereinkommen.“
„Ist sie verletzt?“, wollte er sofort wissen.
Die Falten auf Faridas Stirn vertieften sich. „Sie hat ein paar böse Blutergüsse links und rechts am Hals und am Schlüsselbein, aber der Arzt hat mir eine lindernde Salbe für die Stellen gegeben. Ich glaube, sie hat bei dem Angriff gar nicht gemerkt, dass sie verletzt wurde. Ihr hat wohl eher der psychische Schock zugesetzt. Aber, Zahir …“
„Was ist denn?“
„Wer auch immer dahintersteckt, ich glaube, dass sie Gina mit mir verwechselt haben. Wir saßen beide mit dem Rücken zum Getränkestand. Wir haben die gleiche Größe, und Gina hat mein Gewand und ein Tuch über den Haaren getragen. Hafiz war bei uns. Auf seiner Tunika stehen die Insignien des Palastes. Ich bin bekannt in Kabuyadir, aber Gina nicht. Warum sollten die Rebellen also sie entführen?“
„Im Moment fällt mir auch kein Grund dafür ein.“ Er ballte die Hände zu Fäusten und starrte auf die Frau, die vor ihm stand. „Für mich klingt das nach einer spontanen Tat und nicht geplant. Sonst hätte der Angreifer mitten auf dem belebten Marktplatz nicht allein gehandelt. Nein, wie du schon sagtest, er hat dich erkannt und wollte sich durch die Tat vermutlich bei seinem Rebellenführer einschmeicheln.“
„Gina wird sich bestimmt wieder ganz erholen. Sie ist stark, und heute habe ich selbst miterlebt, dass sie eine Kämpferin ist.“
Auch wenn er ihr im Stillen zustimmte, drehte sich ihm der Magen bei dem Gedanken um, dass sie hätte erwürgt werden können. Bei Allah, der Kerl und sein Anführer würden dafür teuer bezahlen müssen – und alle, die an dieser Sache beteiligt waren. Mit Vernunftgründen würde Zahir ihnen diesmal sicher nicht mehr kommen.
„Der oberste Sicherheitschef ist unten, Königliche Hoheit. Er möchte Sie sprechen.“ Jamal wirkte ein wenig aufgelöst, als er zu ihnen trat.
„Sag ihm, dass ich gleich da bin.“ Dann bedeutete er seiner Schwester, mit ihm in das Krankenzimmer zu gehen. „Aber zuerst will ich nachsehen, wie es Dr. Collins geht.“
Zahir sprach nur ein paar Worte mit Gina, weil seine Schwester und Dr. Saffar zuhörten. Aber seine dunklen Augen sprachen Bände, als er sie betrachtete. Und Gina spürte bei
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