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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bemerken sollen.«
    Sie thaten dies und gelangten dadurch so nahe an das Floß heran, daß sie die beiden auf demselben befindlichen Gestalten deutlich erkennen konnten.
    »Wo mögen die Andern sein?« frug Kaldi.
    »Ich errathe es,« antwortete Lidrah, welcher jedenfalls scharfsinniger als sein Bruder war.
    »Nun?«
    »Sie holen Ruder für das Floß und Schwimmtöpfe für sich selbst.«
    »Wohl nicht. Wozu Schwimmtöpfe, da sie auf dem Flosse sein können?«
    »Die Fracht ist zu schwer, als daß dasselbe noch viele Menschen tragen könnte.«
    »Dann genügen ja diese Beiden!«
    »Meinest Du? Dürfen zwei Männer es wagen, während der Feind im Lande ist, einen solchen Reichthum ohne alle weitere Begleitung und Bedeckung fortzuschaffen?«
    »Wohin?«
    »Wer kann das sagen? Die Begum steht unter dem mächtigen Schutze der Thugs, und diese werden ihr ganz gewiß ein Schiff versorgen, auf welchem sie mit sammt ihren Schätzen zu fliehen vermag. Vielleicht steht dieses Schiff schon bereit sie aufzunehmen.«
    »So ist der Schatz für uns verloren!«
    »Noch nicht; ich gebe niemals auf.«
    »So ist es nöthig, daß wir schnell handeln. Du hast Dein Messer, und ich habe das meinige. Wir schleichen uns vorwärts, tödten die zwei Thugs und entfliehen mit dem Flosse.«
    »Und werden bereits nach einer Viertelstunde von den Phansegars eingeholt und ermordet. Bist Du bei Sinnen? Und selbst dann, wenn sie uns nicht verfolgten, würden wir mit dem Flosse nicht weit kommen. Wir müssen jedenfalls anders handeln.«
    »Aber wie?«
    »Wir folgen dem Flosse. Weiter läßt sich jetzt nichts sagen.«
    »Gibt es hier ein Boot?«
    »Ich habe keines gesehen. Es würde uns auch gar nichts nützen. Aber ich bemerkte während des Plünderns in einem Hause hier in der Nähe mehrere Fischertöpfe. Wenn wir sie holen, kommen wir leichter und freier vorwärts, als in dem Boote.«
    »So komm!«
    Sie entfernten sich langsam von dem Strande und nahmen dann einen eiligeren Lauf, bis sie an ein kleines Häuschen gelangten, in welchem der Kundschafter verschwand. Bereits nach kurzer Zeit kam er mit Schwimmtöpfen zurück, welche zugleich eingerichtet waren, Fische aufzunehmen. Er war so vorsichtig, sie seinem Bruder zu übergeben, und meinte: »Mit diesen großen Töpfen würden wir sehr leicht bemerkt; ich will also vorangehen und die Thugs beobachten. Du wartest an der Mauer des Palastgartens, und wenn die geeignete Zeit gekommen ist, werde ich Dich holen.«
    Er kehrte nach dem Flusse zurück; Kaldi aber begab sich langsamen und vorsichtigen Schrittes um den königlichen Palast herum nach der Gartenmauer, wo er seine Schwimmapparate ablegte und sich selbst hinter einen Strauch setzte, um zu warten.
    Nach einiger Zeit vernahm er ein leichtes Rauschen der Fluthen, von denen sein Standort nur wenige Schritte entfernt war. Das Floß erschien. Es wurde von zwei Männern geführt, welche ihre Ruder handhabten, während mehrere andere, zwischen ihren Schwimmtöpfen liegend, durch kräftiges Schieben seinen langsamen Gang beschleunigten. Rechts und links von dem Flosse waren andere Schwimmer zu sehen, welche jedenfalls die Bestimmung hatten, die Schätze der Begum zu behüten.
    Das Floß verschwand nach einigen Augenblicken aus dem Gesichtskreise Kaldi’s, und dann hörte er langsame Schritte längs der Mauer nahen. Es war sein Bruder.
    »Kaldi?« klang es halblaut.
    »Hier.«
    Der Rufer trat herbei.
    »Hast Du sie gesehen?«
    »Ja.«
    »Und gezählt?«
    »Nein.«
    »Du vergissest stets die Hauptsache. Man muß doch wissen, mit wie vielen Gegnern man zu kämpfen hat. Es schwimmen Achtundvierzig, und Zwei sind auf dem Flosse.«
    »Das sind Fünfzig. Es ist also sicher, daß wir ihnen nichts anhaben können.«
    »Durch Gewalt nicht, vielleicht aber durch List.«
    »Inwiefern?«
    »Das kann ich jetzt noch nicht sagen, sondern es muß sich aus den Umständen ergeben. Wir folgen ihnen, und das Uebrige wird sich finden aus dem, was wir sehen.«
    »So komm!«
    »Wir haben noch Zeit. Wir schwimmen Beide sehr gut, und das Floß kommt nicht so schnell vorwärts wie ein einzelner Mensch. Auch müssen wir uns sehr hüten, ihnen so nahe zu kommen, daß sie uns vielleicht gar bemerken können. Bleibe also sitzen!«
    Er nahm neben dem Bruder Platz.
    »Wie viel gibst Du mir, wenn wir die Schätze bekommen?« frug dieser.
    »So viel, daß Du für alle Zeiten genug hast.«
    »Ich bin zufrieden und werde also Alles thun, was Du von mir verlangst. Ich würde sogar das Floß

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