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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich sehen lassen sollte.«
    »Wahrhaftig, Du weißt Alles! Ist der Kiosk zerstört?«
    »Nein.«
    »So wirst Du zugeben, daß ich heut noch nicht zu Schiffe gehen kann. Soll ich dem Feinde die Schätze lassen, die so groß sind, daß er sich Königreiche kaufen könnte?«
    »Du wirst sie mitnehmen und trotzdem heute Nacht noch aufbrechen.«
    »Wie soll dies zugehen?«
    »Laß mich nur sorgen! Das Floß, welches jetzt in Augh angekommen sein wird, ist so gearbeitet, daß es nicht mit verbrennen kann; das habe ich mit Absicht gethan, denn auf ihm sollen die Schätze nach dem Schiffe gebracht werden, auf welchem Du mich mit ihnen erwarten wirst.«
    Sie blickte vor sich hin und schüttelte dann nachdenklich mit dem Kopfe.
    »Du wirst sie nicht finden, und ich muß also bei Dir sein, wenn Du sie holst.«
    Er lächelte wieder.
    »Soll ich Dir noch einmal sagen, daß der Phansegar Alles weiß? Ich vermag Deinen Kiosk ebenso zu drehen wie Du. Ich bin öfters in dem Gewölbe gewesen, wo das Gold wie Feuer glänzt und die Diamanten wie Sterne flimmern.«
    »Wie? Du hättest es gewagt, unser Geheimniß zu belauschen und in den Kiosk einzudringen? Hätte dies Madpur Singh gewußt, so wärest Du verloren gewesen!«
    »Er hätte mir nichts gethan,« antwortete der Phansegar stolz. »Nun aber sage, wie wollt ihr Beide allein den Schatz heben um ihn vor den Inglis zu verbergen?«
    »Wir hätten treue Leute gesucht, die uns dabei geholfen hätten.«
    »Das wäre gefährlich gewesen, denn das Gold ist mächtiger als die Treue. Doch habt ihr diese Leute nicht bereits gefunden? Vertraue mir Deine Reichthümer an, und ich verspreche Dir bei meinem Messer, daß Dir nicht das Geringste verloren gehen soll!«
    »Ich weiß es; aber ich glaubte, daß Du den Ort nicht finden würdest. Bestimme Du, was wir thun sollen, und wir werden in allen Stücken Deinen Rath befolgen.«
    »So macht Euch zur Abreise bereit. Ihr müßt die Kühle des Morgens und des Abends benutzen, um während der Hitze des Nachmittags rasten zu können. Meine Reiter werden Euch begleiten und Euch vor aller Fährlichkeit und Noth zu behüten wissen.«
    »Wohin werden wir gehen?«
    »Der Ganges macht hier einen Bogen nach der Gegend Ralaak. Ihr werdet diesen Bogen abschneiden und an der Grenze des Landes auf mich und das Floß warten, auf welchem ich Euch den Schatz des Maharajah Madpur Singh zuführen werde.«
    »Es sei, wie du sagest. Aber wie nun, wenn die Inglis Augh nicht festhalten können?«
    »Sie werden es nicht wieder verlieren. Sollte dies aber dennoch geschehen, so wirst Du unsere Königin sein, die wir zurückrufen und der wir gehorchen werden.«
    »Du weißt dann nicht, wo wir sind. Wie sollen wir Dich davon benachrichtigen?«
    »Laßt es dem Manne in Kalkutta wissen, der Euch das Seeschiff besorgt. Von ihm werde ich es bald erfahren, und dann kann ich Euch von Allem und zu jeder Zeit Nachricht geben.«
    Während dieses Gespräches war der Donner der Kanonen verstummt, und es ließ sich annehmen, daß der Kampf sich von der Hauptstadt fort und in das Land hineingezogen hatte. Der Handstreich der Engländer war gelungen; sie hatten sich durch die Wegnahme der Hauptstadt zu Herren des ganzen Landes von Augh gemacht. –Als dann später am Abende die Thugs den Schatz aus dem Kiosk holten und zu ihrer Sicherheit Wachen ausstellten, glaubten sie vollständig unbeobachtet zu sein.
    Dem war aber nicht so.
    Zwischen den rauchenden Trümmern des Palastes hindurch schlichen zwei Männer. Der Eine derselben war der Kundschafter, welcher heut von dem Generale nach dem Floße geschickt worden war. Wäre es heller gewesen, so daß man die Züge des Andern hätte erkennen können, so wäre eine Aehnlichkeit aufgefallen, der zu Folge man die Beiden sicher für Brüder gehalten hätte.
    Sie kamen an die Grenze zwischen dem Garten und dem Palaste und blieben hier stehen.
    »Nichts,« meinte der Eine.
    »Nichts,« wiederholte der Andere.
    »Und doch muß er vorhanden sein!«
    »Er ist vorhanden,« meinte der Kundschafter mit sehr bestimmtem Tone.
    »Woher willst Du dies so genau wissen?«
    »Weißt Du nicht, daß ich Tamu, den Minister, überall hinbegleiten mußte, als ich noch in seinen Diensten war? Damals regierte der Vater von Madpur Singh noch, der nicht das Geringste that, ohne Tamu vorher um Rath gefragt zu haben. Einst mußte ich sehr spät des Abends den Minister nach dem Palaste des Maharajah begleiten. Ich blieb im Hofe halten, um die Rückkehr meines Herrn dort zu

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