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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Thor wieder und schritt dann voran, über den Hof hinweg.
    »Ist Dein Herr zu Hause?«
    »Ja. Er sitzt über seinen Büchern.«
    »Und zu sprechen?«
    »Für Euch immer, wie Ihr wißt.«
    »So melde mich ihm!«
    Sie betraten ein großes palastähnliches Gebäude, schritten durch mehrere breite, lange und sparsam erleuchtete Korridore und hielten endlich vor einer Thür an.
    »Tretet ein, Sahib! Euch brauche ich nicht anzumelden,« meinte der Diener.
    Der Kapitän trat ein.
    Er stand iri einem hohen Raume, dessen vier Wände ganz von Büchergestellen eingenommen wurden, welche von grünen Vorhängen verdeckt waren. An einem alterthümlichen Schreibtische saß ein hoch und kräftig gebauter Mann, den man an seiner eigenthümlichen Kleidung gleich als einen jener Parsi erkannte, welche in ganz Indien wegen ihrer Reichthümer und strengen Rechtlichkeit bekannt sind. Der Mann warf einen Blick nach der Thür, erkannte den Eintretenden und erhob sich sofort.
    »Kapitän! Du hier! Es muß eine wichtige Botschaft sein, die Dich zu so später Stunde zu mir führt.«
    »Das ist sie, Samdhadscha.«
    »So setze Dich und sprich! Wo kommst Du her?«
    »Aus Augh,« antwortete der Gefragte, indem er ungenirt Platz nahm.
    »Aus Augh? Die Engländer haben dort gesiegt, wie man hörte?«
    »Durch Verrath!«
    »Ich glaube es. Der Maharajah soll todt sein.«
    »So ist es.«
    »Der Sultan von Symoore und der Rajah von Kamooh desgleichen?«
    »Desgleichen.«
    »Es liegt ein Fluch auf diesem Lande, welches in die Hände der Franken gelegt wurde, um seinen letzten Lebenstropfen zu verbluten. Welche Ladung hast Du?«
    »Eine geheimnißvolle.«
    »Ah!«
    »Daher komme ich so spät zu Dir. Ich habe Dir eine Botschaft zu überbringen.«
    »Welche?«
    »Keinen Brief, kein Wort, sondern nur dieses einfache Zeichen hier.«
    Er zog aus seiner Tasche ein kleines Lederetui und öffnete es. Es enthielt ein winziges, in Silber gearbeitetes Messer, welches ganz genau dieselbe Form wie ein Phansegarmesser hatte. Der Parsi griff mit sichtbarer Ueberraschung nach demselben.
    »Das geheime Zeichen! Gib her, gib schnell her; kein Mensch darf es sehen!«
    »Weißt Du, was es bedeutet?«
    »Es bedeutet, daß ich Alles thun werde, was Du jetzt von mir verlangst.«
    »Es ist nicht viel.«
    »Sag es!«
    »Mich nach meinem Schiffe zu begleiten.«
    »Was gibt es dort?«
    »Das wirst Du sehen und erfahren.«
    »So komme!«
    Samdhadscha setzte seine hohe Mütze auf, theilte seinen langen Bart auf die beiden Seiten der breiten Brust und schritt mit dem Kapitän dann denselben Weg zurück, den dieser gekommen war. Ali schloß das Thor hinter ihnen.
    »Keine Ruderer?« frug der Parsi verwundert, als sie bei dem Boote anlangten.
    »Ich rudere selbst. Es darf niemand erfahren, wen ich an Bord habe, und darum soll auch keiner meiner Leute das Schiff verlassen bis Alles in Ordnung ist.«
    »Du sprichst in Räthseln!«
    »Die Dir bald klar sein werden.«
    Sie langten bei der Badaya an und stiegen an Bord. Dann führte der Kapitän den Parsi nach dem Hinterdecke und öffnete die Thür einer Kajüte.
    »Tritt hier hinein!«
    Samdhadscha trat ein und zog die Thür hinter sich zu. Der Raum war klein und enthielt nur einen einzelnen Menschen, der sich jetzt erhob. Es war Maletti.
    »Friede und Heil sei mit Dir!« grüßte der Parsi. »Bist Du es, der mich rufen ließ?«
    »Ich bin es. Setze Dich!«
    Er bot dem Gaste Platz neben sich auf dem Divan und eine persische Hukah 39 , zu welcher er ihm das Feuer reichte.
    »Erlaube, daß ich Dich bediene. Wir brauchen keinen Tschibuktschi 40 hier.«
    Der Parsi brannte an und lehnte sich dann gemächlich in das Polster, die Rede erwartend, die ihm erklären sollte, weshalb er an Bord gerufen sei.
    »Du hast das Zeichen erhalten?« frug Maletti.
    »Ja.«
    »Es wurde mir gesagt, daß Du es beachten würdest.«
    »Es gilt mir als die beste Empfehlung, vielleicht sogar als ein Befehl. Wer hat es dem Kapitän übergeben, Du oder ein Anderer?«
    »Ich.«
    »So sprich, was Du von mir verlangest.«
    »Ein Schiff.«
    »Wohin?«
    »Nach Batavia!«
    »Es geht bereits morgen eines dorthin ab. Du sollst den besten Platz erhalten.«
    »Ich muß es allein haben.«
    »Allein, das geht nicht.«
    »Warum?«
    »Weil es Dich zu viel kosten würde.«
    »Ich bezahle es.«
    »Ich müßte die Passagiere fortjagen, die sich bereits an Bord befinden.«
    »So gib mir ein anderes Schiff.«
    »Du sprichst, als besäßest Du Millionen!«
    »Ich besitze sie.«
    »Ah? Du

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