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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sterne funkelten wie Diamanten, das Kreuz des Südens leuchtete glänzend auf sie hernieder, doch die Sterne, welche in den Herzen dieser beiden Glücklichen aufgegangen waren, strahlten heller, viel heller noch als alle die Brillanten des tropischen Firmamentes.
    Drunten am Feuer hatte unterdessen die Unterhaltung ihr Ende erreicht, und man traf Anstalten, sich zur Ruhe zu begeben. Lidrah trat zum Schiffsführer.
    »Sahib, erfülle mir und meinem Bruder eine Bitte.«
    »Welche?«
    »Wir sind Laskaren und haben das Gelübde gethan, niemals auf der Erde zu schlafen, wenn es möglich ist, auf einem Schiffe Ruhe zu finden.«
    »Ihr scheint begeisterte Matrosen zu sein! Ihr wollt auf der Badaya schlafen?«
    »Ja. Unser Gelübde gebietet es uns.«
    »Dann muß ich Euch Eure Bitte gewähren. Aber stört den Sihdi und die Sahiba nicht, welche sich in die Kajüten des Hinterdecks zurückgezogen haben werden!«
    Die beiden Männer stiegen, Lidrah voran, an der Strickleiter empor. Sie erreichten das Verdeck, ohne von den beiden Liebenden bemerkt zu werden.
    »Kaldi!« flüsterte der Kundschafter.
    »Was?«
    »Siehst Du dieses herrliche Weib?«
    »Sie ist schöner noch als die Sonne, schöner als die Morgenund Abendröthe!«
    »Es ist die Begum.«
    »Ist dies wahr?«
    »Ja. Komm leise. Sie haben geglaubt, allein auf dem Schiffe zurückzubleiben, und darum ihre Kajüten noch nicht aufgesucht. Wir legen uns unter das Segel, wo sie uns nicht bemerken können.«
    Sie schlichen sich an der Schanzverkleidung hin und krochen unter die dicke Matte, welche der Badaya als zweites Segel diente und von wo aus sie Maletti und Rabbadah ganz genau beobachten konnten, ohne von ihnen gesehen zu werden.
    »Weißt Du, Kaldi, wie viel dieses Weib werth ist?« frug Lidrah.
    »Wie viel?«
    »Mehr, tausendmal mehr als alle ihre Schätze, als all ihr Gold und ihre Diamanten.«
    »Hm! Ich ziehe mir vielleicht doch ihre Diamanten vor.«
    »Ich folgte ihr um ihrer Schätze willen, nun aber steht es fest, daß auch sie mein werden muß. Hast Du mich verstanden, Kaldi? Mein muß sie werden!«
    »Du bist von Sinnen!«
    »Ja, denn alle meine Sinne sind bei ihr.«
    »Du und eine Prinzessin! Du und die Schwester des Maharajah von Augh!«
    »Ja, ich und sie! Sie muß mein Weib werden, wenn ich nicht vorher sterbe.«
    »Und dieser Mann, der bei ihr sitzt?«
    »Ich kenne ihn nicht, ich frage nicht nach ihm, obgleich er sie umschlungen hält. Vielleicht ist es der Phansegar, der mit ihr aus dem Garten des Rajah geflohen ist.«
    »Sie lieben sich!«
    »Es wird nicht lange währen, so ist er todt und sie liebt mich!«
    »Du willst das Weib haben und wirst Dich dadurch um ihre Schätze bringen!«
    »Nein, denn ich werde nicht unklug, sondern nur mit der allergrößesten Vorsicht und Schlauheit handeln; darauf kannst Du Dich verlassen. Wir werden alle Abende, wenn das Schiff an das Ufer anlegt, auf dem Decke bleiben und jede Gelegenheit erspähen, nach dem Schatze der Begum forschen zu können. Mein wird er und sie dazu, das schwöre ich bei allen Göttern und Geistern des Himmels und der Erde!« – – –Mehrere Wochen später langte die Badaya in Kalkutta an. Es war am Abende, als sie vor Anker ging. Der Kapitän gab Befehl, daß keiner der Leute das Schiff verlassen dürfe, er selbst aber bestieg das kleine Boot und ruderte sich mit eigener Hand vorwärts, bis er an eine breite Treppe gelangte, welche vom Wasser aus zum hohen Ufer führte. Hier befestigte er das Boot an einem eisernen Ring und stieg die Treppe empor.
    Er gelangte auf der letzten Stufe an ein hohes breites Thor, welches verschlossen war. Er schien öfters hier gewesen zu sein, denn schon bei dem ersten Griffe fand er den Knopf, welcher eine Klingel in Bewegung setzte. Schnelle Schritte ertönten hinter dem Thore, und eine Stimme gebot: »Es ist zu spät zum Oeffnen. Geht wieder fort, und kommt morgen wieder!«
    »Ali, öffne!« antwortete der Kapitän einfach.
    Dieser Ruf mußte doch eine gewisse Wirkung ausüben, denn die Stimme frug: »Wer ist draußen?«
    »Ein Freund der Freunde.«
    »Das ist etwas anderes. Wartet. Ich werde sofort öffnen!«
    Ein Schlüssel wurde angesteckt, ein Riegel zurückgeschoben und ein Flügel des Thores aufgezogen.
    »Wer da!«
    »Namen werden nicht genannt. Kennst Du mich nicht, Ali?«
    Der Diener blickte dem Kapitän in das Gesicht und beugte sich dann zur Erde nieder.
    »Sahib, Euer Eingang sei gesegnet jetzt und in Ewigkeit. Tretet näher!«
    Er verschloß das

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