Die Juweleninsel
kennst meinen Namen?«
»Ja. Ich habe ihn vom Kapitän erfahren.«
»So ist es wohl billig, daß ich auch den Deinigen erfahre?«
»Gewiß. – Ich heiße Alphons Maletti – –«
»Weiter!«
»War Volontär-Lieutenant in englischen Diensten – –«
»Also kein Engländer?«
»Nein. Und ging mit General Lord Haftley nach Augh –«
»Um dem Maharajah durch Verrath sein Land zu stehlen!« meinte der Parsi mit zornig blitzenden Augen, indem sich seine Stirne in finstere Falten legte.
»Ich konnte kein Verräther sein, weil ich ein Freund des Maharajah war.«
»Du?«
»Ich lernte ihn hier kennen, als er sich inkognito hier befand.«
»Ah, so bist Du jener Lieutenant, von dem er mir erzählte! Sei mir gegrüßt, denn es ist ganz unmöglich, daß Du sein Gegner geworden sein kannst!«
»Er sprach zu Dir von mir? Er hat bei Dir verkehrt? Ich weiß nichts davon.«
»Es gab wichtige Gründe, unsere Zusammenkünfte geheim zu halten. Er ist todt!«
»Ich war dabei,« antwortete Maletti düster. »Ich rettete seine Leiche.«
»Das thatest Du? Und doch zogst Du mit diesem Haftley gegen ihn!«
»Haftley wollte mich bestrafen, weil ich das Inkognito des Maharajah nicht verrathen hatte. Ich ging zu dem Könige von Augh über.«
»Das war gut, das war brav, das war edel von Dir!«
»Der Sultan von Symoore eroberte die Stadt Augh; die Engländer vergalten ihm den Undank und vertrieben die Leute von Symoore und Kamooh aus Augh. Das Land gehört den Engländern. Die Thugs verbrannten die Leiche von Madpur Singh und mit ihr den Sultan von Symoore, den Rajah von Kamooh, den General Haftley, den Rittmeister Mericourt und mehrere britische Offiziere.«
»Das hätten sie gethan? Eine solche Rache hätten sie genommen?«
»Ich erzähle es, und also ist es wahr.«
»Ich glaube es Dir, und darum will ich den Thugs so Vieles vergeben, was sie auf ihrem Gewissen haben. Aber der Maharajah hatte eine Schwester, die ihm noch lieber als sein Leben war. Was ist aus der Begum geworden? Wurde sie auch getödtet?«
Maletti erhob sich und öffnete die Thüre zu einer Nebenkajüte.
»Hier ist sie.«
Rabbadah stand unter der Thür. Kein Diamant, kein Ring, keine Spange glänzte in ihrem Haare oder an ihrem Gewande; sie trug nur den einzigen Schmuck ihrer Schönheit, aber dieser war so groß, so bezaubernd und überwältigend, daß der Parsi, welcher sich ebenso erhoben hatte, sich ganz verwirrt niederbeugte, um den Saum ihres Kleides zu küssen.
»Fürstin,« rief er, »gebiete über mich und mein Leben; es gehört nur Dir!«
»Dein Name ist Samhadscha, der Aelteste der Parsi in Kalkutta?«
»Ich bin es.«
»Madpur Singh liebte dich. Du warst sein Freund. Willst Du auch der meinige sein?«
»Ich will Dein Freund, Dein Diener und Dein Sklave sein.«
»Eine Flüchtige braucht Freunde, Sklaven kann sie sich kaufen. Dieser Mann wird mein Gemahl sein. Willst Du uns im Geheimen nach Batavia bringen?«
»Ich werde es thun. Noch mit dem frühesten Morgen soll ein Schiff abgehen, und es soll Euch keine Rupie kosten. Sage es mir, ob Du Geld bedarfst. Ich gebe es Dir.«
»Ich brauche es nicht, denn ich habe den ganzen Schatz von Augh bei mir. Doch setze Dich, und laß uns erzählen von dem, was wir so Trauriges erfahren haben!«
»Verzeihe, Fürstin, daß ich dazu keine Zeit jetzt habe. Du bist in Kalkutta keinen Augenblick in Sicherheit, und daher muß ich schleunigst eines meiner Fahrzeuge fertig machen und bei der Hafenbehörde jedes Hinderniß beseitigen, welches das in See stechen desselben verzögern könnte. Du sollst mein bestes Schiff und meinen besten Kapitän haben; nur glaube ich, daß es mir bei solcher Eile an guten Matrosen fehlen wird. Selbst wenn ich alle Leute zusammensuche, fehlen noch ihrer Zwei.«
»Wir haben zwei an Bord bei uns,« fiel die Prinzessin ein.
»Welche mitfahren würden?«
»Ja.«
»Was für Leute?«
»Laskaren.«
»Das sind gewöhnlich wackere und brauchbare Matrosen, aber auch sehr zank-und händelsüchtige Menschen.«
»Diese Beiden sind außerordentlich friedfertige und sanfte Männer.«
»Abgerechnet,« fiel hier Maletti ein, »daß mir ihre Augen nicht gefallen.«
»An den Augen kann man sich irren,« antwortete der Parsi, »und bei einem Matrosen ist der Blick Nebensache. Wann kamen sie auf die Badaya?«
»An der Grenze von Augh.«
»Wo kamen sie her?«
»Von einer Pilgerfahrt.«
»Haben sie an Bord gearbeitet?«
»Mehr als die Andern alle.«
»So sind es nicht blos fromme,
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