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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Er warf schnell die nothwendigsten Kleidungsstücke über, öffnete die Thür und trat hinaus. In demselben Augen blicke erhielt er einen Dolchstoß in die Brust. Der Stich war nicht sofort tödtlich.
    »Hilfe! Mörder! Alle Mannen zum Kapitän!« rief er mit dröhnender Stimme.
    Auch er sprach nicht weiter. Indem er zufassen wollte, erhielt er einen zweiten Stich, der so sicher gezielt war, daß er seinem Leben ein Ende machte.
    Der Hilferuf des Kapitäns war so laut gewesen, daß ihn Maletti ganz nothwendiger Weise hören mußte, selbst wenn er auch bereits geschlafen hätte. Das war aber nicht der Fall; vielmehr saß er an seinem Tische und arbeitete an einem Tagebuche, welches er sich seit seiner Abreise von Kalkutta angelegt hatte. Weil seine Thür sehr dicht schloß, hatte der Laskare den Schein des Lichtes nicht bemerken können, und dieses stand zufälliger Weise so, daß auch kein Strahl davon durch das kleine runde Fensterchen hinaus auf die See fallen konnte. Als Maletti den Hilferuf vernahm, warf er die Feder von sich, riß den Degen und den stets geladenen Revolver von der Wand, stieß die Thür auf und sprang empor zum Verdecke. In demselben Augenblicke kamen die beiden Laskaren aus der Kapitänskajüte.
    »Was ist los beim Kapitän?« frug er sie.
    Lidrah kam langsam schleichend auf ihn zu und antwortete mit unterwürfiger Stimme: »Der Kapitän muß geträumt haben, Sahib, denn – –«
    »Halt!« unterbrach ihn Maletti. »Bleib stehen, sonst schieße ich.«
    Er hatte den Beiden schon längst nicht getraut und ahnte jetzt augenblicklich, daß der Kerl sich ihm nur nähern wolle, um sich dann plötzlich auf ihn zu werfen. Lidrah sah den Lauf des Revolvers blitzen und blieb unwillkürlich halten.
    »Steuermann!« rief Maletti.
    Keine Antwort ertönte, aber unweit von sich sah er den bewegungslosen Körper eines Menschen liegen.
    »Alle Mann an Deck!« donnerte er jetzt.
    Auch das war vergebens. Nur eine einzige Bewegung gab es: Lidrah erhob den Arm; sein Dolch sauste herbei und fuhr Maletti in den linken Arm; da aber erscholl der erste Schuß, und der Mörder stürzte, von der Kugel durch den Kopf getroffen, zu Boden. Im nächsten Momente stand der Lieutenant vor Kaldi; sein Degen blitzte und der Hieb traf den Laskaren so tief in die Schulter, daß auch dieser augenblicklich niedersank.
    Da öffnete sich eine andere Thür, und Rabbadah erschien.
    »Man schießt! Was gibt es hier?« frug sie mit ängstlicher Stimme.
    »Erschrick nicht, Rabbadah; es muß ein Unglück geschehen sein!«
    »Welches?«
    »Ich habe hier die beiden Laskaren getödtet, weil sie mich ermorden wollten.«
    »Ist es möglich! Rufe sofort die Leute herbei!«
    »Ich habe bereits gerufen, aber es kommt Niemand. Kehre in Deine Kajüte zurück. Entweder sind Alle ermordet, oder es ist eine Meuterei an Bord und man wartet nur, bis ich mir eine Blöße gebe.«
    »In die Kajüte? Dich verlassen? Niemals. Ich bleibe bei Dir!«
    »So warte einen Augenblick!«
    Er trat in seinen Raum zurück und holte die Lampe, mit welcher er zunächst vorsichtig in die Kajüte des Kapitäns leuchtete. Dieser lag todt am Boden.
    »Mein Gott, so habe ich mich also nicht geirrt; er ist erstochen worden!«
    Da faßte ihn die Begum bei dem Arme.
    »Welch eine Gefahr für Dich! Komm schnell herein zu mir, bis es Tag ist!«
    »Nein; dies darf ich nicht, denn vielleicht ist noch jemand zu retten.«
    Er machte, während Rabbadah entschlossen nicht von seiner Seite wich, muthig die Runde auf dem Decke und fand Alle todt, die sich auf demselben befunden hatten. Auch die Kojen der Matrosen waren nur mit Leichen gefüllt, und schon glaubte er, daß er und Rabbadah die einzigen lebenden Wesen an Bord seien, als vom Hinterdecke her ein lautes Röcheln erscholl. Es kam von Kaldi, welcher aus der Bewußtlosigkeit zur Besinnung zurückkehrte. Maletti eilte zu ihm hin.
    »Unglückseliger, was habt Ihr gethan!«
    Der Laskare hatte einen fürchterlichen Hieb erhalten; die ganze Schulter klaffte auseinander, und so kurze Zeit er erst hier lag, sein Blutverlust war jedenfalls ein so bedeutender, daß eine Hilfe nicht mehr möglich war. Er stierte mit gläsernen Augen dem Lieutenant in das Gesicht. Dann lallte er: »Den Schatz will ich – und Lidrah will die Begum.«
    »Also das ist es! Und deshalb habt Ihr Alles umgebracht.«
    »Auf die Insel mit dem Schatz!« fibrirte der Verwundete. »Ha, sie holen ihn im Kiosk, die Phansegars! Ruhig, Lidrah, daß sie uns nicht sehen! Wir

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