Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
schwimmen dem Flosse nach! Wir gehen dann als Pilger auf die Badaya!« Er richtete sich in halb sitzende Stellung auf und rief: »Du hast Tamu gedient, den Maharajah und den Sultan verrathen; die Begum sei Dein. Der Schatz aber wird getheilt, denn – denn – denn – – –«
    Er sank todt zusammen.
    Rabbadah stand nicht mehr dabei. Der Anblick so vieler Ermordeten hatte das muthige Weib so ergriffen, daß sie jetzt mit verhüllten Augen in ihrer Kajüte kniete. Maletti trat zu ihr herein und zog ihren Kopf zu sich empor.
    »Rabbadah!«
    »Mein Geliebter! O, wenn sie auch Dich getödtet hätten!«
    »Gott hat mich beschützt! Aber es ist schrecklich, fürchterlich, entsetzlich!«
    »Allein unter Leichen, hier auf der einsamen weiten See!«
    »Fürchte Dich nicht, mein – – –«
    Er wurde während der Rede zu Boden geschleudert, und zugleich vernahm man ein knirschendes, bohrendes und sägendes Geräusch, als wenn tausend Hände beschäftigt seien, den Rumpf des Schiffes zu zerstören. Die Begum stieß einen Ruf des Entsetzens aus, und Maletti erhob sich, um auf das Deck zu eilen.
    Hier bot sich ihm ein trostloser Anblick dar. Gerade vor dem Buge des Schiffes erhob sich eine dunkle drohende Felsenmasse, und zu beiden Seiten zogen sich Steinbänke dahin, welche einen engen Kanal bildeten, durch welchen das Schiff auf die Insel gerannt war. An ein Wenden desselben, an eine Rettung war gar nicht zu denken, und es mußte nur ein Glück genannt werden, daß die Lüfte nur leise gingen, sonst wäre das Fahrzeug bei dem Anstoße sofort zerschellt worden.
    Es war übrigens gar kein Wunder, daß der Bahadur auf die Insel gelaufen war, denn die Nacht war während der letzten Scenen fast vergangen und Maletti hatte nicht daran denken können, auf den Lauf des Schiffes zu achten.
    Er eilte hinab in den Raum und fand einen Leck, durch welchen das Wasser in Strömen drang; er vermochte es unmöglich zu verstopfen. Nach einer schnellen ungefähren Berechnung blieb ihm kaum eine Stunde Frist, sich nebst Rabbadah zu retten und Einiges von der Ladung des Schiffes zu bergen.
    Er brachte mit Mühe hinten am Stern ein Boot in das Wasser. Zunächst mußte die Geliebte und ihr Eigenthum gerettet werden. Während Rabbadah behilflich war Alles herbei zu schaffen, ließ er so viel wie möglich von dem Schatze in das Boot hernieder und stieg mit der Geliebten nach, um diese an Land zu rudern. Dieses stieg schroff und steil aus den Fluthen empor, doch gelang es ihm mit Hilfe des beginnenden Tageslichtes eine Stelle zu entdecken, an welcher er bequem zu landen vermochte. Dann kehrte er zu dem Schiffe zurück, um die Bergung des Schatzes zu beenden und demselben noch einige Lebensmittel und anderes Nöthige hinzuzufügen.
    Als er zum vierten Male landete, war der Morgen so weit vorgeschritten, daß man die einzelnen Gegenstände zu unterscheiden vermochte. Rabbadah stand am Ufer und deutete nach einem nahen Gebüsche hin.
    »Siehe einmal, was ist das?«
    »An jenem Baume?«
    »Ja.«
    Er trat zögernden Fußes auf den Ort zu. An dem Aste des Baumes hing ein Menschenkopf an einem aufgedrehten Tauende, und der halbverweste Körper lag am Boden. Daneben war ein Messer, ein Südwester und nebst verschiedenen Kleinigkeiten ein Heuerbuch zu bemerken. Maletti öffnete es und las den darin verzeichneten Namen. Er stand vor der Leiche des auf die Insel ausgesetzten Matrosen, der seiner Einsamkeit dadurch ein Ende gemacht hatte, daß er sich an dem Baume erhing. Dort das Schiff mit den Leichen, hier die Ueberreste des Selbstmörders – es schauderte den tapfern Offizier, wenn er an das unvergleichliche Wesen dachte, welches neben ihm diesen Schrecknissen ausgesetzt war. – –

Sechstes Kapitel
Der Seekadett
    Es war am frühen Morgen. Zwar hatte es noch nicht vier Uhr geschlagen, doch machte sich bereits das rege Leben einer Residenzstadt bemerklich. Die letzten Nachtschwärmer taumelten bleichen Angesichtes nach Hause und gaben sich Mühe, sich nicht vor den Milch-und Gemüsefrauen zu schämen, welche bereits vom Lande hereingekommen waren, um ihre täglichen und frühen Käufer und Kunden zu befriedigen. Hier und da öffnete sich eine Hausthür, aus welcher ein bereits munteres oder auch noch ziemlich verschlafen aussehendes Dienstmädchen trat, und hier und da konnte man wohl auch einen Arbeiter bemerken, welcher den Weg nach einer entfernten Fabrik einschlug.
    In dem Gasthofe der früheren Wittfrau und Kartoffelhändlerin Barbara Seidenmüller

Weitere Kostenlose Bücher