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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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herrschte auch schon einiges Leben. Wenigstens hörte man ein Paar Holzpantoffeln kräftig durch die Hausflur traben, und dann rief eine dröhnende Baßstimme: »Parpara!«
    Keine Antwort erfolgte.
    »Liepe Parpara!«
    Es blieb so stumm wie vorher.
    »Meine herzliepe Parpara!!!«
    Auch jetzt war nichts zu hören.
    »Donnerwetter! Parpara, mein Taupchen!!!!«
    Es schien gar keine Barbara mehr zu geben.
    »Na, Himmelpataillon, Parpara, Du alte Schlafmütze, kommst Du denn eigentlich oder kommst Du nicht, mein gutes Weipchen!«
    Als auch dieser Ruf vergeblich war, lief dem guten Gastwirth und Schmiedemeister Thomas Schubert denn doch die Galle über.
    »Kreuz-Mohren-Schock-Granaten-Hagel-und Graupelwetter, ist das eine Zucht und eine Supordnung in diesem Hause! Warte, ich werde Dir gleich einmal die Reveille trommeln, Du alte Nachthaupe Du!«
    Er nahm die beiden Holzpantoffeln von den Füßen und begann mit ihnen auf der Treppenstufe einen solchen Sturmmarsch zu schlagen, daß das ganze Haus zu wackeln schien. Da aber wurde ganz plötzlich die Küchenthür geöffnet, und wer stand da, die weiße Schürze vorgebunden, ein nettes Häubchen auf dem Kopfe und die beiden dicken Arme drohend in die Hüften gestemmt? Die leibhaftige Frau Barbara, die von ihrem Eheliebling aus dem Bette getrommelt werden sollte.
    »Was ist mir denn das, Thomas, he?«
    Bei dieser Stimme fuhr der Wirth erschrocken herum und ließ vor hellem lichtem Erstaunen beide Pantoffeln aus den Händen fallen.
    »Parpara – – – !«
    Er machte dazu ein Gesicht, als ob er ein Gespenst vor sich sehe.
    »Thomas – – – !« antwortete sie in der gleichen Weise.
    »Pist Du es denn wirklich, oder pist Du es denn wirklich nicht?«
    »Ich bin es wirklich noch nicht,« antwortete sie, das Lachen verbeißend.
    »Aper, liepe Parpara – –«
    »Aber, lieber Thomas – –«
    »Ja, aper meine peste liepste Parpara, ich denke daß – –«
    »Aber mein bester liebster Thomas, was denkst Du denn eigentlich?«
    »Ich denke, Du liegst noch dropen im Pette!«
    »Und wozu denn eigentlich der Heidenspektakel hier im Hause!«
    »Ich wollte Dich soepen heruntertrommeln!«
    »So! Du konntest wohl nicht erst in der Küche nachsehen?«
    »In der Küche? Donnerwetter, daran hape ich vor lauter Eile und Arpeit gar nicht denken können; das kannst Du mir glaupen!«
    »Was hast Du denn für so eilige Arbeit?«
    »Das kannst Du Dir doch denken, meine gute Parpara.«
    »Nein, das kann ich mir gar nicht denken, das mußt Du mir sagen.«
    »Nun, Du weißt doch, daß morgen der Kurt – wollte sagen, der Herr Seekadett kommen will, und da – da – –«
    »Nun! Und da – – – ?«
    »Und da – – – da pin ich heut Etwas pei zeitener aufgestanden.«
    »Zu welchem Zwecke denn eigentlich, mein bester Thomas?«
    »Ich wollte – –«
    »Du wolltest – –«
    »Den Riegel an der Gartenthüre – –«
    »Du wolltest den Riegel an der Gartenthüre – –«
    »Ich wollte den Riegel an der Gartenthüre repariren – –«
    »Warum denn das heute so früh?«
    »Na, Parpara, siehst Du denn nicht ein, daß es dem Kurt, Donnerwetter, dem Herrn Seekadett auch einfallen könnte hinten herein zu kommen, statt vorne durch die Hausthür! Und da muß doch unpedingt der Riegel reparirt worden sein. Was soll der junge Herr denn sonst von mir denken!«
    Da konnte sich die gute Barbara nicht länger halten; sie brach in ein schallendes Gelächter aus, welches beinahe denselben Eindruck machte wie vorhin die Pantoffelreveille ihres Herrn Gemahles.
    »Also, weil morgen der Kurt kommen will, steht dieser Mann heut bei nachtschlafender Zeit schon auf, um einen Nagel in der Gartenthür festzuschlagen. Und dann trommelt er mich aus dem Schlafe, während ich doch bereits eine ganze Stunde lang in der Küche stehe! Thomas, Thomas, ich weiß wahrhaftig gar nicht, was ich heut von Dir denken soll!«
    »Eine ganze Stunde in der Küche?«
    »Ja.«
    »Aper weshalp denn nur? Was hast Du denn gemacht?«
    »Ich? Hm! Ich habe – –«
    »Du hast – –?«
    »Gekocht – –«
    »Gekocht? Was denn?«
    »Oder vielmehr, gebraten.«
    »Gepraten also! Was denn?«
    »Nein, ich habe gesotten.«
    »Gesotten? Gut! Aper was hast Du gesotten?«
    »Das kannst Du Dir doch denken!«
    »Ich kann mir nichts denken. Vielleicht Karpfen?«
    »Ist lange fertig!« antwortete sie stolz.
    »Schleie?«
    »Mag Kurt keine, weil sie zu sehr nach Schlamm schmecken.«
    »Krepse?«
    »Lange fertig!«
    »Eier?«
    »Auch

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