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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sein.«
    »Das ist ja ihr Beruf!«
    »Und sich gegenseitig auf dem schweren Wege zum Himmel hinauf unterstützen.«
    »Ah! Sie verkehren mit einander?«
    »Es wird sehr viel und sehr sonderbar davon gemunkelt. Es ist wirklich eigenthümlich, daß es Geheimnisse gibt, die man kennt, ohne sie wirklich entdeckt zu haben.«
    »Durch die Vermuthung?«
    »Vielleicht ist es mehr als Vermuthung.«
    »Wer haust jetzt auf der Burg Himmelstein?«
    »Der alte Schloßvogt Geißler.«
    »Habe von ihm gehört!«
    »So? jedenfalls nicht viel Gutes, nicht wahr, mein liebes, junges Herrchen?«
    »Sie errathen es. Es waren nämlich aus dem Zuchthause von Hochberg einige sehr wichtige Gefangene entsprungen, welche glücklicher Weise in Helbigsdorf wieder eingefangen wurden. Bei dieser Flucht soll dieser Geißler betheiligt gewesen sein. Es wurde davon gesprochen, ohne daß man etwas Gewisses herausbekommen hätte.«
    »Ich kenne diese Geschichte, denn der Herr Pastor Walther hat sie uns erzählt, als er kurze Zeit darauf hier auf Besuch war. Er war damals noch Ihr Lehrer und sagte, daß Sie die Kerls ganz allein gefangen hätten, obgleich Sie nur ein Knabe waren.«
    »Es ist mir leicht genug geworden,« lächelte Kurt.
    »Sie mögen daraus ersehen, daß Sie in gutem Ansehen in der Mühle stehen. Uebrigens ist es sonderbar, daß zur Zeit, als jene Flucht stattfand, der Schloßvogt wirklich auf mehrere Tage hier abwesend war. Wir haben das genau gemerkt.«
    »Was ist er für ein Mann?«
    »Er ist ein strenger finsterer Geselle, dem man Alles zutrauen kann. Wenn der Prinz auf Himmelstein verweilt, was jährlich einige Male geschieht, so gibt es ein Treiben, als ob Geister und Gespenster zwischen der Burg und den Klöstern hin und her flögen. Man darf sich dann da oben gar nicht gern sehen lassen.«
    »Zur Wallfahrt kommt er also auch, wie Sie mir vorhin mittheilten?«
    »Ganz sicher. Da wimmelt der Berg von fremden Leuten, und die Stadt mit der ganzen Umgegend dazu. Ein jeder bringt der wunderthätigen Mutter Gottes da oben ein Geschenk und erhält dafür Vergebung seiner Sünden oder Heilung irgend eines Verbrechens, denn in wie fern denn und in wie so denn, die frommen Väter da oben haben auch ihr Ehrgefühl und mögen nichts umsonst haben. Dabei wird ein Jahrmarkt gehalten, und es geht hier zu wie bei dem Thurmbau zu Babel. Erst betet man, und wenn das vorüber ist, macht man sich ganz gehörig lustig. Und bei dem letzteren, nämlich bei dem Vergnügen, soll sich der Prinz allemal am meisten betheiligen.«
    »Trotz seines hohen Standes?«
    »Hoher Stand? Den läßt er auf dem Schlosse. Er soll sich nämlich verkleiden, und dann gibt es immer eine Menge toller Streiche, bei denen ihm sein Leibdiener, der Franz, hilft, mit dem man Sie vorhin in der Schenke so verwechselt hat.«
    »Dieser kommt auch mit?«
    »Stets.«
    »Kommt er auch in die Mühle?«
    »Nein, denn dort haben wir ihn ausgemerzt.«
    »Hm! Da kommt mir ein eigenthümlicher, ein sehr interessanter Gedanke!«
    »Welcher?«
    »Sehe ich diesem Franz wirklich so sehr ähnlich?«
    »Im höchsten Grade! Wie ein Zwillingsbruder oder gar ein Ei dem andern.«
    »Man könnte mich also sehr leicht mit ihm verwechseln?«
    »Außerordentlich leicht, besonders wenn Sie den hiesigen Dialekt sprechen wollten.«
    »Gut. Dann thun Sie mir doch den Gefallen und sagen Sie Niemandem, daß jemand auf der Mühle anwesend ist, der dem Diener auf solche Weise ähnlich sieht.«
    »Soll richtig besorgt werden, mein lieber junger Herr.«
    »Der Wirth und die dortigen Gäste werden wohl nicht darüber sprechen.«
    »Vielleicht doch. Würde Ihnen das vielleicht irgend welchen Schaden machen?«
    »Möglich. Aber verbieten läßt es sich nicht, das würde erst recht auffallen.«
    »Hängt viel davon ab?«
    »O nein. Ich habe nur die Absicht, den Prinzen ein wenig zum Narren zu halten, wenn er mich je sehen und mit seinem Diener verwechseln sollte.«
    »Dann nehmen Sie sich aber ja in Acht, daß Sie keinen Schaden davon haben, denn in wie fern denn und in wie so denn, der Prinz ist kein Guter!«
    »Kenne ihn schon.«
    »Hier ist die Mühle, junger Herr. Und da können Sie gleich eine Probe halten, ob Sie dem Geißler ähnlich sehen oder nicht. Ganz sicher wird man Sie mit ihm verwechseln.«
    »Wollen sehen!«
    »Ich muß gleich in den Stall. Gehen Sie in die Wohnstube, mein lieber junger Herr.«
    Kurt folgte diese Aufmunterung. Er schritt durch den Flur, klopfte an und trat ein.
    »Guten Tag!«
    Bei diesem

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