Die Juweleninsel
einfachen Gruße drehte sich der Müller, welcher am Tische saß, um.
»Guh – – – ah, wer ist denn das? Der saubere Herr Franz! Hinaus mit ihm!«
»Herr Uhlig, ich komme, um Sie – – –«
»Hinaus!«
»Ich komme, um – – –«
»Hinaus!!«
»Ich komme – – –«
»Hinaus!!!«
»Ich – – –«
»Ich – – ich fliege hinaus! Nicht wahr, das wollen Sie sagen. Und das geschieht ja auch.«
Er erhob sich, trat auf Kurt zu und faßte denselben mit seinen Fäusten beim Arme.
»Vorwärts, Bürschchen! Du hast in der Höllenmühle den Teufel zu suchen.«
»Ich suche aber – – –«
»Nun ab! Hinaus!«
Er packte Kurt jetzt am Leibe und wollte ihn zur Thüre hinausstoßen, machte aber ein höchst erstauntes Gesicht, als es ihm nicht gelang, den jungen Menschen, welcher keines seiner Glieder rührte, auch nur einen Zoll weit von der Stelle zu bringen.
»Geben Sie sich keine Mühe, Herr Uhlig,« meinte Kurt treuherzig. »Wenn ich nicht freiwillig gehe, so bringen Sie mich um kein Haar breit von dem Orte fort, wo ich stehe.«
»Mensch, solche Stärke besitzt Er jetzt? Aber das hilft Ihm nichts; hinaus muß Er doch!«
»Warten Sie zunächst, bis ich Ihnen meine Grüße ausgerichtet habe!«
»Grüße? Ich möchte auch wissen, von wem Er mir diese Grüße zu bringen hätte!«
»Von dem Herrn Pastor Walther von Helbigsdorf.«
»Von dem? Flunkere Er nicht, sonst setzt es Ohrfeigen. Der Herr Pastor Walther wird sich hüten, einen solchen Urian, wie Er ist, zu mir zu schicken!«
»Auch der Herr General von Helbig läßt Sie grüßen.«
»Der Herr General – – – ?«
»Und die drei Fräuleins Freya, Wanka und Zilla von Helbig.«
»Kerl!«
»Und die Wirthschafterin von Helbigsdorf, Frau Hartig.«
»Mensch!«
»Und der alte Leibdiener Kunz, dem der Pastor von Ihnen erzählt hat.«
»Schwindel! Nichts als Schwindel! Hat Er mich nicht auch von dem jungen Herrn zu grüßen?«
»Von welchem jungen Herrn?«
»Sieht Er, den kennt Er gar nicht, den Herrn Seekadett Kurt Schubert.«
»Den kenne ich sehr wohl, aber ich kann Sie gerade von dem nicht grüßen.«
»Nicht? Wirum?«
»Weil ich dieser Kurt ja selber bin.«
»Er? Verrückter Kerl! Hinaus, sage ich Ihm nun zum letzten Male!«
»Und hier ist ein Brief von dem Herrn Pastor Walther, den er mir mitgab.«
Er zog einen Brief aus der Tasche und gab ihn dem Müller, welcher die Adresse betrachtete.
»Wahrhaftig, das ist die Hand des Herrn Pastors!«
»Lesen Sie den Brief, Herr Uhlig. Der Inhalt wird Sie aufklären.«
Der Müller öffnete das Kouvert, und jetzt trat auch die Müllerin neugierig herbei. In der Ecke saß Klaus, der Knappe. Seine lange Nase schnüffelte höchst verdächtig in der Luft herum, dann legte sie sich bald rechts bald links hinüber, als ob sie sich in einer höchst fatalen unsichern Sache Gewißheit holen müsse, und dann wippte sie sehr energisch von oben nach unten, bei welcher Bewegung sich der Knappe erhob.
»Meister!« meinte er, den Leser unterbrechend.
»Was?«
»Dieser junge Mann hier ist nicht der Franz Geißler.«
»Ah!«
»Aber ganz verteufelt ähnlich ist er ihm, das versteht sich ja von selber, Meister.«
»Du willst wohl auch – – –«
Der Knappe unterbrach ihn, indem er ihn beim Arme faßte und zu Kurt hinzog.
»Sehen Sie sich Den einmal an! Der hat schwarze Augen und blondes Haar, der Franz aber hat braune Augen und braunes Haar und sieht auch nicht so stark und vornehm aus wie Dieser hier. Das versteht sich ja ganz von selber, Meister!«
Kurt lächelte vergnügt; der Meister und die Meisterin wurden ungewiß und verlegen. Der erstere las den Brief schnell zu Ende und meinte dann erstaunt: »Wahrhaftig, es ist nicht der Franz, sondern der Herr Kurt von Helbigsdorf.«
»Na!« brummte Klaus, indem seine Nase sich vergnügt emporrichtete.
»Ists möglich!« rief die Müllerin. »Der Herr Kurt, und diesem Franz so ähnlich!«
»Ja; der Pastor, der den Franz doch kennt, schreibt mir, daß wir uns über eine so frappante Aehnlichkeit sehr wundern würden. Verzeihen Sie mir, junger Herr, und seien Sie mir und uns Allen von ganzem Herzen willkommen!«
Die Müllerin schlug die Hände zusammen und streckte ihm dann beide entgegen.
»Ja wohl, willkommen, Herr Kurt! Nein, ist das eine Ueberraschung und eine Freude!«
»Ja wohl, willkommen. Das versteht sich ja ganz von selber!« meinte auch Klaus.
Während er dem Gaste die Hand entgegenstreckte, machte seine Nase eine so deutliche
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