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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bewegung, daß man einsehen mußte, sie wolle auch mit einschlagen.
    »Ja wohl, willkommen!« rief es da von der Thür her. »Denn in wie fern denn und in wie so denn, es ist ja der junge Herr Seekadett, den ich Euch bringe.«
    »Du bringst ihn?«
    »Ja,« antwortete Brendel, indem er stolz herbeigehumpelt kam. »Ich traf ihn in der Wiesenschenke vor der Stadt und hätte ihn beinahe auch für den Luftibus Franz gehalten, wenn mir nicht seine Sprache aufgefallen wäre.«
    »Wie es scheint,« meinte Kurt, »darf ich mir auf meine Aehnlichkeit mit diesem Menschen nicht viel einbilden.«
    »Er ist gehaßt und geflohen von allen Bewohnern dieser Gegend,« antwortete der Müller; »und wenn Sie ausgehen, werden Sie so lange finstere Gesichter zu sehen und böse Worte zu hören bekommen, bis man Sie vollständig kennen gelernt hat.«
    »Ich glaube nicht, daß ich mich viel sehen lassen werde, denn ich beabsichtige nicht, jetzt sofort bekannt zu werden.«
    »Warum?«
    »Ich will aufrichtig bekennen, daß ich diesem Franz und noch viel mehr seinem Herrn gern einen kleinen Streich spielen möchte.«
    »Aha? Sie wollen sich mit ihm verwechseln lassen?«
    »Ja. Darum werde ich mich nicht eher sehen lassen, als bis Beide angekommen sind.«
    »Ich möchte Sie davon abzuhalten suchen. Mit dem Prinzen ist nicht leicht zu spassen.«
    »Ich fürchte ihn nicht.«
    »Das weiß ich. Walther hat mir von Ihrem Zusammentreffen mit ihm erzählt.«
    »Welchen Tag wird die Wallfahrt sein?«
    »Nächsten Sonntag; doch werden sich bereits morgen schon Fremde dazu einfinden, und es steht zu erwarten, daß auch der Prinz schon morgen kommen wird.«
    Die Müllerin begann jetzt, für ihren Gast Alles, was das Haus nur bieten konnte, aufzutragen, und bat ihn nach dem Mahle, sich in das ihm bereitete Zimmer zu verfügen, um sich von seiner anstrengenden Fußwanderung zunächst erst gehörig auszuruhen.
    »Ich bin nicht müde,« lächelte er, »und möchte gern die Burg im Sonnenuntergange glänzen sehen. Brendel hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß der Anblick ein sehr schöner sei.«
    »Das ist wahr,« meinte der Müller. »Die Zeit dazu ist übrigens nahe. Kommen Sie heraus in die Laube, von da aus können Sie den Genuß am besten haben.«
    Bald saßen sie mit einander allein draußen unter dem grünen Dache. Der Abend senkte sich langsam in das Thal hernieder, und je tiefer sich die Sonne neigte, desto heller erglänzte die Burg da droben im goldenen Scheine ihres scheidenden Strahles.
    »Schön, wunderbar schön! Das sind Farben und Tinten, die kein Maler wiederzugeben vermag.«
    »Ich habe sehr oft hier gesessen,« antwortete der Müller, »und diesen Anblick genossen. Jetzt aber möchte ich entweder weinen oder fluchen, wenn ich hinauf zur Burg blicke.«
    »Ist Ihnen Uebles von da oben widerfahren?«
    »Ich muß es behaupten, ohne sichere Beweise dafür bringen zu können.«
    »Geschäftlich?«
    »O nein; in dieser Beziehung kann ich nicht klagen, man bezahlt Alles pünktlich, was man von mir kauft. Aber – Sie wissen jedenfalls, daß ich eine Tochter hatte?«
    »Die Verlobte des Pfarrers von Helbigsdorf.«
    »Ja.«
    »Sie ist verschwunden, wie mir Brendel am Nachmittage erzählte.«
    »Spurlos, auf eine unbegreifliche Weise, wenn ich nicht Vermuthungen hegen will, die entsetzlich sind. Hier in dieser Laube hat das Unglück begonnen.«
    »Ah!«
    »Der tolle Prinz trank hier ein Glas Milch, ohne daß wir ihn kannten. Er betrug sich dabei so zudringlich gegen meine Tochter, daß ich gezwungen war, ihn energisch fort zu weisen. Er warf mir dafür eine Drohung entgegen, deren Erfüllung vielleicht mit dem Verschwinden des Mädchens zusammenhängt.«
    »Sie wollen doch nicht sagen, daß er sie überredet hat, ihm heimlich zu folgen!«
    »Das zu thun wäre Wahnsinn. Anna verabscheute ihn von ganzem Herzen.«
    »So vermuthen Sie wohl gar eine Gewaltthat?«
    »Aufrichtig gestanden, ja.«
    »Das wäre ja eine fürchterliche Niederträchtigkeit von ihm. Haben Sie Gründe?«
    »Gründe, leider aber keine Beweise. Einige Tage nach jenem Zusammentreffen mit dem Prinzen ging Anna hierher. Sie saß des Abends gern in der Laube. Kaum war sie eingetreten, so wurde sie von hinten gepackt und erhielt, ehe sie um Hilfe rufen konnte, ein Pflaster vor das Gesicht, welches ihr unmöglich machte, einen Laut auszustoßen. Das Pflaster deckte auch ihre Augen, so daß sie die beiden Männer nicht sehen konnte, welche sie gewaltsam fortschleppten.«
    »Alle Teufel,

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