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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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folgen, da der Nachmittag bereits vergangen war und der Abend hereinzubrechen begann.
    Es wurde eine passende Stelle zum Lagern gesucht und ein Feuer angebrannt, dessen Schein durch die umstehenden Büsche verhindert wurde, weit in die Ferne zu dringen. Die ausgestellten, einander in regelmäßigen Zwischenräumen abwechselnden Wachen sorgten für die Sicherheit der Gesellschaft, welche von den Strapazen des heutigen Tages ausruhete. Die in der Umgebung weidenden Pferde waren beinahe ebenso sichere Wächter wie die menschlichen Posten, da die Mustangs sich des Nachts über vollständig lautlos zu verhalten und nur bei Annäherung eines feindlichen Wesens zu schnauben pflegen.
    Mitten in der allgemeinen Unterhaltung hatte der Bowie-Pater sein frugales Mahl sehr schweigsam verzehrt und dabei den Jäger Fred mit eigenthümlichen Blicken beobachtet. Dieser bemerkte es sehr wohl, bekümmerte sich aber nicht um diese Aufmerksamkeit, der er keinen sichtbaren Grund beizulegen vermochte. Endlich nahm der Pater das Wort: »Ihr nennt Euch Fred. Jedenfalls habt Ihr noch einen andern Namen?«
    »Denke es!«
    »Darf man ihn wissen?«
    »Würde keinen Nutzen haben. Nennt mich Fred; das genügt ja vollständig.«
    »Ihr seid verdammt kurz angebunden! Habt wohl Gründe den Namen zu verschweigen?«
    »Gründe oder nicht. Wenn Ihr Fred ruft, so wissen Alle wer gemeint ist.«
    »Und wenn ich Euch nun bitte mir den Namen zu nennen?«
    »Die Bitte versteht sich ganz von selbst, denn befehlen dürfte es mir Niemand.«
    »Ihr seid Amerikaner?«
    »Nicht ganz.«
    »Sprecht aber ein sehr ächtes Amerikanisch.«
    »Möglich!«
    »Seid Ihr schon lange in diesem Lande?«
    »Einige Jahre nur.«
    »Und von woher kommt Ihr herüber?«
    »Aus Süderland, wenn Ihr es nun einmal wissen müßt.«
    »Aus Süderland? Alle Teufel, das stimmt!«
    »Was?«
    »Ihr habt eine außerordentliche Aehnlichkeit mit einem Manne, den ich sehr genau kannte und der auch aus Süderland stammte.«
    »Möglich!«
    Fred schien sich zugeknöpft verhalten zu wollen, der Bowie-Pater aber fuhr fort:
    »Dieser Mann hieß Walmy, war vielleicht gar von Adel gewesen.«
    »Walmy!«
    Jetzt war es Fred, der Leben bekam; er richtete sich so schnell empor, daß man sah, daß dieser Name für ihn von großem Interesse sein müsse.
    »Ja,« antwortete der Pater kalt.
    »Wo habt Ihr ihn getroffen?«
    »Hier und da.«
    »Lebt er noch?«
    »Hm, weiß nicht! Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
    »Mensch, heraus mit der Sprache! Dieser Mann ist mein Bruder!«
    »Aha, jetzt endlich erfährt man den Namen, welcher nicht genannt werden sollte!«
    »Ja; ich heiße Walmy, Friedrich von Walmy.«
    »Und Euer Bruder war Theodor von Walmy, der um verschiedene Jahre älter gewesen sein muß als Ihr?«
    » So ist es.«
    »Bitte, erzählt mir doch einmal, wie er nach Amerika gekommen ist.«
    »Ich weiß es nicht, ob er wirklich nach Amerika gekommen ist. Das ist eine Begebenheit, über welche heute noch das tiefste Dunkel schwebt.«
    »Ihr wißt nur, daß er plötzlich verschwunden war?«
    »Weiter nichts.«
    »Erzählt!«
    »Glaubt Ihr denn, daß es einem so wohl thut, dergleichen Familiensachen zu veröffentlichen? Ihr scheint von ihm zu wissen. Erzählt Ihr zuvor, dann werde ich sehen, was ich zufügen muß.«
    »Das geht nicht. Das, was ich zu sagen habe, ist der Art, daß ich zuvor Euch hören muß.«
    »Ihr seid ein Amerikaner?«
    »Nein.«
    »Was sonst?«
    »Auch ein Süderländer. Ihr könnt getrost reden, denn die Prairie und der Urwald sind schweigsam, und was Ihr erzählt, bleibt in der Wildniß vergraben.«
    »Ja, erzählt!« baten auch die Andern, in der Erwartung eine Geschichte zu hören, die ihnen die Zeit am Lagerfeuer verkürzen werde.
    »Ich thue es nicht gern.«
    »So will ich Euch noch etwas sagen,« meinte der Pater. »Ich sagte heut am Nachmittage, daß ich mit dem ›Falken‹ zu sprechen hätte – –«
    »Ueber etwas, was Ihr uns am Lagerfeuer erzählen wolltet.«
    »So ist es. Und das, was ich den Häuptling der Komanchen zu fragen habe, betrifft Euren Bruder.«
    »Unmöglich!«
    »Wirklich! Die Schicksale des Menschen sind wunderbar. Aber wenn ich überhaupt von dieser Sache reden soll, so müßt Ihr mir vorher erzählen Alles, was Ihr wißt.«
    »Nun gut! Wenn Ihr ein Süderländer seid, so kennt Ihr auch meine Familie?«
    »Die Familie der Walmy ist eine der ältesten und reinsten im ganzen Lande.«
    Das Wort »reinsten« war mit einer Betonung gesprochen, welche Fred

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