Die Juweleninsel
Du bleibst bei mir!«
Fred war nicht mit auf sein Pferd gestiegen. Er stand noch an derselben Stelle wie zu Anfange des Kampfes und gab einen Schuß nach dem andern ab. Da stürzte eines der Komanchenpferde; der Reiter sprang behend zur Erde und versuchte sein Heil in der Flucht. Er sprang gerade auf den Baum zu, hinter welchem der Schütze stand. Dieser ließ seinen Stutzen sinken, drehte ihn um und versetzte dem Flüchtlinge einen Hieb über den Kopf, daß er niederstürzte.
Auch dieser Kampf dauerte nicht so lange, als man braucht, um ihn zu erzählen. Wem die Flucht nicht geglückt war, der lag todt am Boden, denn die Verwundeten wurden von dem Pater vollends erstochen. Nur Zwei waren diesem Schicksale entgangen, der Gefangene Bills und der, welchen Fred niedergeschlagen hatte, der aber nur bewußtlos geworden war.
Beide lagen gefesselt neben einander an der Erde.
Die Sieger verbanden die Wunden, von denen doch der Eine oder der Andere eine erhalten hatte, sammelten die Beute und traten dann zu einer Berathung zusammen.
»Das war ein Tag!« meinte der Pater, der bei dem letzten Stiche, den er abgegeben hatte, zweihunderteinundzwanzig gezählt hatte. »Nun fragt es sich vor allen Dingen, ob diese hier Euer Gold bei sich hatten.«
»Sie hatten es nicht,« erklärte der Apache. »Rimatta hätte es gesehen.«
»So ist es also doch vorausgeschickt worden, und wir müssen suchen, Diejenigen einzuholen, welche es transportiren. Suchen wir vorher die Gegend nach den Flüchtlingen ab?«
»Ich denke nicht,« meinte Bill. »Es geht dabei viel Zeit verloren, und es fragt sich sehr, ob wir einen derselben finden.«
»Was thun wir mit diesen Beiden?«
»Was meint Ihr dazu?«
Statt aller Antwort trat der Pater näher zu den Gefesselten heran.
»Sagt einmal, Ihr Hunde, ob Ihr an Euern Manitou glaubt!«
Sie schwiegen.
»Ihr antwortet nicht? Gut! Euer Gott ist ein falscher Gott; ich bringe Euch den richtigen, den wahren Gott. Wollt Ihr ihn anbeten?«
Sie schwiegen abermals.
»Ihr redet nicht? Gut! Ich bringe Euch ferner den Glauben an die heilige Jungfrau, die im Himmel ist und für uns arme Sünder bittet. Wollt Ihr zu ihr beten?«
Sie antworteten nicht. Jetzt nahm er den Rosenkranz in die Linke und das Bowiemesser in die Rechte.
»Hört, was ich Euch sage: Wollt Ihr diesen Rosenkranz in die Hand nehmen und zur heiligen Jungfrau beten? Ich zähle bis drei. Ist dann noch kein ja erfolgt, so sterbt Ihr augenblicklich durch dieses Messer.«
Ihre Augen blickten trotzig zu ihm auf, aber es kam kein Wort über ihre Lippen.
»Eins – zwei – drei – Gut, dann fahrt zur Hölle!«
Er erhob die Hand zum Stoße, da aber ergriff Bill seinen Arm.
»Was solls?«
»Wollt Ihr mir einmal sagen, wer diese Beiden zu Gefangenen gemacht hat?«
»Ihr und Feuertod.«
»Schön, wem gehören sie also?«
»Euch!«
»Vortrefflich! So thut also auch Euern Kneif hinweg!«
»Wie? Ich bin Euer Anführer!«
»Richtig, aber hier in dieser Sache nicht. Ich weiß einen Rothen im ehrlichen Kampfe zu tödten, das werdet Ihr mir glauben, aber einen Gefangenen, der kein Glied rühren kann um sich zu vertheidigen, den ermorde ich nicht.«
»Das sollt Ihr ja nicht!«
»Und auch kein Anderer, so lange ich dabei stehe. Was meinst Du, Fred?«
»Die Indsmen sind unser!«
»Hört Ihr es, Pater?«
»Macht zu Christen wen Ihr wollt, nur die nicht, welche uns gehören.«
»Aber Ihr wißt ja gar nicht, weshalb ich es thue!«
»Mag es gar nicht wissen!«
»Was aber soll denn sonst mit ihnen geschehen?«
»Das berathen wir, und dann hat jeder eine Stimme dabei. Sollen sie getödtet werden, so meinetwegen, doch dann wenigstens durch eine ehrliche Kugel; ich aber werde den Henker nicht machen. Es sind zwei junge Kerls, die sicherlich erst vor ganz Kurzem flügge geworden sind und noch keinem Weißen ein Leid gethan haben!«
Der Pater mußte sich fügen.
»So macht die Sache kurz,« meinte er. »Ich stimme für den Tod durch die Kugel.«
»Ich nicht,« meinte Bill.
»Ich auch nicht,« erklärte Fred. »Welche Ansicht hat der Häuptling der Apachen?«
Rimatta machte eine sehr nachdenkliche Miene.
»Sehen die weißen Männer die Figuren auf den Armen der Gefangenen?«
»Ja. Was bedeuten sie?«
»So darf der Medizinmann nur die Söhne eines großen Häuptlings tätowiren. Diese Komanchen sind Brüder.«
Der Pater steckte sein Messer ein und hing sich den Rosenkranz um.
»Wer ist Euer Vater?« frug er.
Sie antworteten ihm nicht.
»Du
Weitere Kostenlose Bücher