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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nun glaube ich selbst, daß er uns die Rothen vor die Büchsen bringt!«
    »Er will thun, als ob er aus dem jenseitigen Gebirge komme?«
    »Ja, und sie aus ihrem Verstecke locken. Es ist ganz sicher, daß sie den berühmtesten Häuptling ihrer Todfeinde erkennen, und so werden sie hinter ihm her sein wie die Hunde hinter dem Hasen.«
    »Ist aber gefährlich für ihn. Er darf sich ihnen nicht auf Schußweite nähern.«
    »Meint Ihr?«
    »Ja.«
    »Ich denke anders,« sprach Fred. »Einen solchen Mann schießt man nicht todt, sondern man sucht ihn lebendig zu fangen, was sehr leicht erscheint, wenn Siebzig gegen nur Einen sind.«
    »Das ist auch meine Ansicht,« stimmte der Pater bei. »Das weiß der Apache auch sehr genau, sonst würde er sich wohl hüten, sich ihnen so nahe an das Messer zu liefern. Seht, jetzt ist er drüben am andern Ufer!«
    »Und hält auf den Wald zu.«
    »Er wird dort oben verschwinden, zwischen den Bäumen abwärts reiten und dann da unten vor den Augen der Komanchen erscheinen und wieder übersetzen. Sie werden bei seinem Anblicke jubeln, sich versteckt halten, bis er das Ufer erreicht, und dann auf ihn hereinbrechen.«
    Diese Vermuthung zeigte sich als ganz richtig. Rimatta war im Walde verschwunden, und lange blickten die Jäger in reger Erwartung nach der untersten Stelle, die ihr Auge zu erreichen vermochte, bis er endlich wieder erschien.
    Er kam im langsamen Schritte zwischen den Bäumen hervorgeritten und hielt dort sein Pferd an wie Einer, der sich vergewissern will, ob keine Gefahr vorhanden sei. Dann stieg er ab, nahm aus der Satteltasche ein Stück Dürrfleisch hervor, setzte sich und verzehrte es in aller Gemüthsruhe, während sein Pferd im Grase weidete Nach vielleicht zehn Minuten stieg er wieder auf und ritt dem Ufer des Flusses zu, welches er untersuchte. Seine Blicke schienen die Gestalt des gegenüberliegenden Ufers und den Gang der Strömung zu beobachten, so daß sich sehr leicht errathen ließ, daß er übersetzen wolle. Dann ritt er in das Wasser. Die Büchse und den Pulver-und Kugelbeutel hoch empor haltend, überwand er in kluger Leitung seines Pferdes spielend die Strömung und erreichte das Ufer.
    So weit konnten ihn aber die Jäger nicht beobachten, da dieser Theil des auf ihrer Seite liegenden Ufers, da der Fluß und mit ihm das Thal eine Biegung machte, ihren Augen durch die Waldspitze verdeckt wurde.
    »Jetzt ein jeder neben sein Pferd und die Büchse zur Hand!« gebot der Pater. »Es wird gleich Zeit sein.«
    »Vor allen Dingen zunächst die Vordersten und Hintersten nieder!« meinte Bill Holmers. »Und lieber noch einmal geladen, als vorschnell hinaus.«
    Kaum waren diese Worte gesprochen, so erhob sich unten hinter der Ecke ein Jubelgeheul, als seien tausend Teufel losgelassen. Im nächsten Augenblicke kam Rimatta zum Vorscheine. Den Bauch fast an der Erde, jagte sein Pferd in tigergleichen Sätzen herbei. Hinter ihm her flogen die Komanchen. Es war keine Zeit, sie zu zählen. Keiner von ihnen hatte zur Büchse gegriffen. Sie wollten den Feind lebendig fangen, und daher schwangen sie nur die Lasso’s über ihren Köpfen.
    Jetzt war Rimatta bereits über die Stelle hinweg, an welcher sich die Jäger befanden. Diese standen hinter den Bäumen, die Büchsen zum Schusse bereit.
    »Feuer!« rief da die gellende Stimme des Paters.
    Vierzehn Büchsen krachten zweimal hinter einander, und das Jubelgeschrei der Komanchen verwandelte sich auf einmal in ein Wuthgeheul. Einige Augenblicke lang blitzte es nur aus Freds Henrystutzen fort, der längst wieder vollzählige Ladung erhalten hatte, dann ertönten die Büchsen der Andern von Neuem.
    »Drauf!« erscholl jetzt das Kommando des Indianertödters.
    Im Nu saßen die Jäger auf ihren Pferden und fuhren mitten unter die noch lebenden Feinde hinein. Jeder Einzelne hatte nun so viel zu thun, daß er das Ganze des Kampfes unmöglich beobachten konnte.
    Gleich bei den ersten Schüssen hatte Rimatta sein Pferd herumgerissen. Es stand wie eine Mauer, bis er seine beiden Kugeln abgeschickt hatte. Dann warf er die Büchse fort, ergriff den Tomahawk und griff den Feind mit dieser fürchterlichen Waffe an.
    Der Riese Bill arbeitete mit dem Kolben seiner Büchse wie ein Simson, und als die Komanchen sich zur Flucht zu wenden begannen, faßte er einen derselben, einen noch jungen Krieger, beim Leibe und zog ihn zu sich herüber.
    »Komm, mein Junge! Es wäre jammerschade, Dich zu tödten, aber laufen lassen kann ich Dich auch nicht.

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