Die Juweleninsel
wirst kein Wort von ihrer Lippe vernehmen,« bemerkte Rimatta.
»Warum?«
»Sie sind gefangen, und Du hast sie Hunde genannt. Es ist nicht tapfer, weise und großmüthig, Wehrlose zu beschimpfen. Soll ich mit ihnen reden?«
»Thue es.«
Rimatta bückte sich nieder und löste die Fesseln ihrer Hände.
»Werden mir die Söhne der Komanchen antworten, wenn ich sie frage?«
»Ja,« antwortete der Eine.
»Weißt Du, wer ich bin?«
»Du bist Rimatta, der größte Krieger der Apachen. Du bist tapfer und gerecht, Du beleidigst nicht den Gefesselten; wir werden mit Dir reden.«
»Wie ist der Name Eures Vaters?«
»Falke.«
»Der Falke! Er ist der tapferste Häuptling der Komanchen. Was wird er sagen, wenn er hört, daß seine Söhne gefangen sind?«
»Er wird sie nicht verdammen, sondern sie loskaufen, denn sie wurden im Kampfe gefangen und haben sich wacker gewehrt.«
»Ihr werdet bei uns bleiben und nicht fliehen, wenn ich Eure Fesseln wegnehme?«
»Wir fliehen nicht.«
»Auch wenn wir von den Euern angegriffen werden sollten?«
»Wir bleiben bei Euch, bis Ihr uns frei gebt!«
»Der Häuptling der Apachen glaubt Euren Worten.«
Er löste ihnen nun auch die Bande an den Füßen. Sie erhoben sich und Rimatta wandte sich an Bill und Fred:
»Ihr wollt das wieder haben, was Euch geraubt wurde?«
»Ja.«
»Ihr werdet es erhalten, wenn Ihr diese Männer schont. Sie sind unsere Gefangenen und werden bei uns bleiben, bis wir sie entlassen. Ist dies auch Eure Meinung?«
Alle stimmten bei, nur der Bowie-Pater machte ein sehr verdrießliches Gesicht.
Der Apache drehte sich jetzt wieder zu den Komanchen.
»Ihr habt eine Schaar von Bleichgesichtern überfallen und ihnen Gold und Anderes abgenommen?«
»Ja.«
»Wo ist das Gold?«
»Auf dem Wege nach den Hütten der Komanchen.«
»Wie viele Männer sind dabei?«
»Acht.«
»Wo liegen die Hütten der Komanchen?«
»Vier Tagreisen von hier nach dem Mittag zu.«
»Die Bleichgesichter werden den acht Komanchen nachreiten. Wollt Ihr ihnen das Gold zurückgeben, wenn sie Euch dann die Freiheit schenken?«
»Die Beute gehört nicht uns allein. Was Du fragst, das muß berathen werden.«
»In den Hütten der Komanchen?«
»Ja.«
»Und wie sollen wir erfahren was geschehen soll?«
»Auch dort.«
»Ugh!« rief der Apache. »So sollen wir zu den Komanchen gehen?«
»Ihr sollt mitgehen und zurückkehren dürfen, ohne daß Euch ein Leid geschieht.«
»Der Häuptling der Apachen glaubt Euren Worten, denn er kennt die Gebräuche der rothen Männer. Aber er kann das Gold holen, auch ohne daß er nach den Jagdgründen der Komanchen geht. Er wird die acht Krieger ereilen, ehe sie die Ihrigen erreicht haben.«
»Thue, was Du willst!«
Der Bowie-Pater war dieser Unterhaltung sehr aufmerksam gefolgt. Sie schien für ihn vom allergrößten Interesse zu sein. Jetzt nahm er das Wort: »Glaubt Rimatta wirklich, daß wir unter den Komanchen sicher wären?«
»Er glaubt es.«
»Trotzdem wir ihre größten Feinde sind und noch erst heute ihrer so viele getödtet haben?«
»Wir kommen zu ihnen um zu unterhandeln. Sie werden erst dann wieder unsere Feinde sein, wenn sie uns entlassen haben.«
»So ist meine Meinung, daß wir den Acht nachjagen. Ereilen wir sie wirklich, so zwingen wir sie den Raub herauszugeben, ereilen wir sie aber nicht, so reiten wir bis zum Falken, mit dem ich übrigens ein Wort zu reden habe.«
»Worüber?«
»Ueber etwas, was ich Euch heut am Lagerfeuer erzählen werde.«
So abenteuerlich und gefährlich dieser Plan klang, er wurde doch von Allen angenommen, und kurze Zeit darauf setzte sich der Trupp in Bewegung. Die beiden Komanchen ritten frei und ohne Fesseln. Sie hatten ihr Wort gegeben, und so konnte man sicher sein, daß sie keinen Fluchtversuch unternehmen würden.
Der Ritt ging immer am Flusse entlang, wo man nach einiger Zeit die Stelle traf, an welcher sich die Komanchen getheilt hatten. Die eine Abtheilung war stromaufwärts zurückgekehrt, und die andere hatte, den Bowie-Pater verfolgend, nach der Schlucht eingelenkt, welche für sie so außerordentlich verhängnißvoll geworden war. Eine dritte Spur führte in gerader Richtung am Flusse weiter fort.
Man sah die Fährte von zwölf Thieren, die acht Reiter, von denen der eine Komanche berichtet hatte, führten also vier Saumpferde mit sich, und man sah es den Hufeindrücken an, daß sie sich der größten Eile befleißigt hatten. Leider konnte man heut der Fährte nicht sehr weit
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