Die Juweleninsel
her, Jahre lang, aber gesehen habe ich ihn nicht, bis ich endlich erst kürzlich zu der Ueberzeugung gekommen bin, daß er bei den Indianern Aufnahme gefunden haben müsse. Ich werde ihn treffen, das schwöre ich Euch, und dann wird er mir auch sagen müssen, wo Euer Bruder zu finden ist.«
Fred erhob sich jetzt vollständig.
»Und ich werde mit Euch gehen, so weit, als wie die Erde reicht. Wollt Ihr mich als Begleiter haben?«
Der Pater blickte ihm mit funkelnden Augen entgegen, meinte dann aber ernst und langsam:
»Ich möchte wohl gern, aber ich bin kein Mann für Euch.«
»Warum?«
»Weil, weil – – pah, hier meine Hand. Schlagt ein; Ihr sollt mit mir gehen dürfen, doch nur unter einer Bedingung.«
»Welche ist es?«
»Ihr dürft niemals nach meiner Vergangenheit und nach meinen persönlichen Verhältnissen fragen.«
»Well, das verspreche ich Euch!«
»Abgemacht also! Geht Bill auch mit?«
»Natürlich!« antwortete dieser sofort. »Wo Fred ist, da bin ich auch, denn wo die Büchse des ›Feuertod‹ blitzt, da muß auch Bill Holmers Flinte knallen.«
»Und Rimatta?«
Alle blickten den Häuptling an. Dieser ließ seine Augen langsam im Kreise herum schweifen und meinte dann:
»Der Häuptling der Apachen wird mit den Bleichgesichtern gehen, bis ihn seine rothen Brüder rufen. Er kennt alle Thiere und alle Männer des Waldes und der Prairie; er kennt vielleicht auch den Diener, den sie suchen.«
»Du?« frug der Bowie-Pater, indem er sich vor Ueberraschung erhob.
»Rimatta hat nicht gesagt, daß es dieser Mann wirklich ist, aber Rimatta kennt ein Bleichgesicht, welches schon lange Zeit bei den Hunden der Komanchen wohnt und mit ihnen die Apachen tödtet und bestiehlt.«
»Wo ist er? In dem Lager oder in dem Dorfe der Komanchen?«
»In ihrem Dorfe.«
»Und wo kam er her?«
»Aus dem Lande, welches der weiße Jäger vorher genannt hat.«
»Wie sieht er aus?«
»Er hat die Augen des Himmels und das Haar des Feuers.«
»Blaue Augen und rothes Haar? Das stimmt. Weiter! Hat Rimatta kein besonderes, kein auffälliges Kennzeichen an ihm bemerkt?«
»Das Bleichgesicht hat eine kleine Wunde an seiner Lippe.«
»Auch dies ist richtig; sie stammt von einer gut operirten Hasenscharte. Er ist es, und nun soll mich nichts abhalten, zu den Komanchen zu gehen. Weiß Rimatta, wo sich ihr festes Dorf befindet?«
»Er weiß es und wird seine weißen Brüder dorthin führen. Sie mögen doch einmal die Gefangenen fragen, welche wissen, wer das Bleichgesicht ist, das sich bei den Komanchen befindet.«
Der Bowie-Pater folgte diesem Rathe und wandte sich an die beiden Indianer, konnte aber nichts erfahren, da sie nicht zu bewegen waren, die erwünschte Mittheilung zu machen. Dadurch gerieth das Gespräch ins Stocken, bis es endlich ganz schwieg.
Die Nacht verging. Als der Tag sich zu lichten begann, erhob man sich, um die Spuren der Komanchen zu verfolgen. Diese führten immer an der rechten Seite des Rio Pekos hin bis an die Stelle, wo der Fluß zwischen die Berge der oberen Sierra Guadelupe tritt. Hier stiegen sie rechts in das Gebirge empor, dessen gegenseitigen Abhang man erst am andern Nachmittag erreichte. Am Abende war die Truppe bis zur offenen Prairie herabgestiegen, in deren Gras die Spur nun wieder leichter zu verfolgen war. Dies wurde jedoch bis zum nächsten Morgen aufgehoben. Die Transporteure der geraubten Nuggets hatten einen zu bedeutenden Vorsprung, als daß es hätte gelingen können, sie noch unterwegs zu erreichen. Es blieb also nichts übrig, als sich kühn mitten durch das Dorf der Komanchen zu wagen. In dem Besitze der beiden Gefangenen, welche ja ihr Versprechen gegeben hatten, war die Gefahr dieses Wagnisses jedenfalls nicht so groß, als es den Anschein hatte. Während des weiteren Rittes wurde wenig gesprochen; es hatte ein jeder mit seinen eigenen Gedanken zu thun, welche auf die nächste Zukunft gerichtet waren.
Um Mittag wurde eine kurze Rast gemacht, und gegen Abend tauchten am Horizonte mehrere dunkle Linien auf, welche bei genauer Betrachtung als Zeltreihen zu erkennen waren. Dies war das große Zeltdorf der Komanchen, welches man hier zum Zwecke der Büffeljagd errichtet hatte.
Rimatta war immer vorangeritten. Er parirte jetzt sein Pferd.
»Wollen meine weißen Brüder wirklich noch die Komanchen besuchen?« frug er. »Noch ist es jetzt Zeit zum Umkehren.«
»Wir kehren nicht um,« entschied der Bowie-Pater. »Fürchtet sich der Häuptling der Apachen, weil er eine
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