Die Juweleninsel
haben Euch nichts versprochen, und darum werden wir Euch Eure Skalpe nehmen. Erhebt Euch und kommt in die Zelte Eurer Beschützer!«
Die Weißen sahen einander fragend an, Rimatta aber erhob sich ohne Zögern. Er hatte Recht. Sie waren von einer solchen Menge von Komanchen umgeben, daß es kein Entrinnen gab. Sie hatten sich in die Höhle des Löwen gewagt und mußten nun das Weitere abwarten. Man stieg zu Pferde; die Gefangenen wurden von den Wilden in die Mitte genommen, und fort ging es in sausendem Galoppe auf das Lagerdorf zu, in dasselbe hinein und zwischen den Zeltreihen hinauf; bis vor einem Zelte angehalten wurde.
Die Indianer stiegen ab und der alte Häuptling gebot:
»Die weißen Männer mögen hier eintreten!«
»Wem gehört diese Wohnung?« frug der Pater.
»Sie gehört Denen, welche Euch zu schützen haben. Gebt Eure Waffen ab!«
»Ein weißer Jäger trennt sich von seinen Waffen erst dann, wenn er gestorben ist.«
»Wissen die weißen Männer nicht, daß ein Gefangener keine Waffen haben darf?«
»Wir sind Gäste, aber keine Gefangenen.«
»Ihr seid Beides. Gebt die Waffen her!«
Da erhob Rimatta die Hand zum Zeichen, daß er sprechen wolle. Es war das erste Mal, daß er seit der Begegnung mit den Indianern den Mund öffnete.
»Die Söhne der Komanchen verlangen unsere Waffen, weil sie sich vor uns fürchten. Ihr Herz ist feig, und ihr Muth ist wie der des Prairiehuhnes, welches flieht vor jedem Tone, der sich hören läßt!«
Das war ebenso stolz wie schlau gesprochen, denn der Erfolg zeigte sich sofort. Der alte Häuptling maß ihn mit zornigem Auge und antwortete: »Der Pimo 47 ist häßlich wie die Kröte des Sumpfes. Seine Zunge spricht die Lüge, und von seiner Lippe fließt die trübe Pfütze der Falschheit. Es gibt weder Mensch noch Thier, welches der Komanche fürchten möchte. Tretet ein in dieses Zelt und behaltet Eure Waffen!«
Jetzt erst stiegen die Jäger ab, banden ihre Pferde an und traten ein.
Das Zelt war ganz von der Art, wie man sie auch bei den nördlicher wohnenden Indianern findet. Die Arbeit ihrer Errichtung wird nur von den Frauen besorgt, wie denn der Indianer keine andere Beschäftigung kennt als den Krieg, die Jagd und den Fischfang. Alles Uebrige bleibt den Schultern der Frauen aufgebürdet.
Das Zelt war vollständig leer; es hatte Platz für die ganze Gesellschaft.
»Da sind wir!« meinte Holmers. »Wie wir aber fortkommen, das ist eine andere Frage.«
»Werden wohl sehen!« antwortet der Bowie-Pater einsilbig.
»Es kommt darauf an, ob man uns als Gäste oder als Gefangene betrachtet. Im letzteren Falle ist es um uns geschehen.«
»Wir werden Gefangene sein,« meinte Rimatta.
»Ist dies die feste Ansicht meines Bruders?«
»Sie ist es.«
»Und warum denkt er so?«
»Weil der Indianertödter und Rimatta zugegen sind. Wären es nur meine andern Brüder, so würden sie vielleicht Gäste sein, diese Beiden aber werden die Komanchen niemals gehen lassen wollen.«
»Glaubt Rimatta, daß wir verloren sind?«
»Der Häuptling der Apachen ist noch niemals verloren gewesen.«
»Was müssen wir thun, um uns zu retten?«
»Meine Brüder mögen ganz dasselbe thun, was Rimatta thun wird.«
»Was?«
»Mit den Komanchen das Kalumet rauchen.«
»Ah! Sie werden es nicht.«
»Sie werden es!«
»Ich glaube nicht, daß sie uns die Pfeife des Friedens geben werden.«
»Sie werden sie uns nicht geben.«
»Und dennoch sagest Du, daß wir sie mit ihnen rauchen werden.«
»Ich sage es. Wenn sie uns die Pfeife des Friedens nicht geben wollen, so werden wir sie uns nehmen.«
»Ah!« rief der Pater erstaunt. »Ein köstlicher Gedanke! Aber wird dann das Rauchen auch Geltung haben?«
»Es wird gelten. Rimatta wird die Pfeife rauben, und meine Brüder müssen dann sehr schnell jeder einen Zug thun, ehe sie uns wieder entrissen werden kann.«
»Werden wir auch den Weißen sehen, welchen wir suchen?«
»Wenn er zugegen ist, werden wir ihn sehen. Rimatta wird es so einrichten, daß er sich nicht verbergen kann.«
Damit war die Unterredung zu Ende. Die Jäger schwiegen. Ihr Zelt war von Wächtern umgeben, und es lag ja die Möglichkeit vor, daß sie belauscht wurden. Nach einiger Zeit öffnete sich der Eingang, und es erschien einer der beiden Häuptlingssöhne.
»Meine Brüder sind in großer Gefahr,« begann er.
»Wie können wir in Gefahr sein, wenn wir uns unter Deinem Schutze befinden?« frug der Pater.
»Das Leben meiner Brüder ist sicher, so lange sie sich
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