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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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solche Frage ausspricht?«
    Das Auge des Apachen blitzte ihn zornig an:
    »Hat der Indianertödter jemals vernommen, daß Rimatta sich gefürchtet hat? Die Söhne der Apachen haben das Kriegsbeil ausgegraben gegen die Hunde der Komanchen, jeder Apache, der in die Hände der Komanchen fällt, ist verloren, dennoch aber wird Rimatta nicht umkehren, sondern seine weißen Brüder begleiten.«
    Dies war allerdings ein stolzes Wort und ein ebenso kühner Entschluß, da er unter allen Umständen von den Todfeinden seines Volkes weniger Rücksicht und Erbarmen finden mußte als die Jäger. Doch ist die wahre Kühnheit stets mit vorsichtiger Klugheit gepaart: er griff im Reiten nach dem Kalumet, brannte es an und reichte es, nachdem er einige Züge gethan hatte, den beiden Komanchen.
    »Wollt Ihr nicht sterben, so trinkt mit mir den Rauch des Friedens!« gebot er ihnen.
    Sie folgten seinem Befehle, dann fügte er hinzu:
    »Reitet hin zu den Eurigen, kündet ihnen unsere Gegenwart an und sagt ihnen, daß wir Eure Gäste sind!«
    Sie sprengten davon, auf das Lager zu; die Jäger aber saßen ab und nahmen auf dem Boden Platz.
    Sie brauchten gar nicht lange auf den Erfolg dieser Anmeldung zu warten, denn sehr bald kam ein zahlreicher Reitertrupp auf sie zu, welcher sich auflöste und einen Kreis bildete, in den sie eingeschlossen wurden. Dieser Kreis wurde dann plötzlich verengt, indem die Komanchen im Galopp und unter Heulen und Waffenschwenken auf sie von allen Seiten zukamen, daß es schien, als ob sie niedergeritten werden sollten. Eine Gruppe von vier Häuptlingen sprengte wirklich
ventre-à-terre
auf sie zu und setzte über sie hinweg. Die Jäger blieben dabei ruhig sitzen und bewegten den Kopf um keines Haares Breite nach der rechten oder linken Seite.
    Jetzt stiegen die vier Häuptlinge ab, traten herzu, und der Aelteste von ihnen nahm das Wort: »Warum erheben sich die weißen Männer nicht, wenn die Häuptlinge der Komanchen zu ihnen treten?«
    Der Bowie-Pater übernahm es, die Antwort zu ertheilen:
    »Wir wollen Euch damit sagen, daß Ihr uns willkommen seid und hier an unserer Seite Platz nehmen sollt.«
    »Die Häuptlinge der Komanchen setzen sich nur an die Seite von Häuptlingen. Wer ist Euer Anführer, und wo sind Eure Wigwams und Eure Krieger?«
    »Die weißen Männer haben keine Wigwams, sondern große steinerne Städte, in denen viele tausende von Kriegem wohnen. Meine rothen Brüder können sich ohne Sorge zu uns setzen, denn jeder von uns ist ein Häuptling.«
    »Wie sind die Namen dieser Häuptlinge?«
    Der Frager kannte die Namen bereits, denn die beiden Komanchen hatten sie ihm jedenfalls schon gesagt. Es war kein gutes Zeichen für die Jäger, daß er sich verstellte. Besonders auffallen mußten die finstern Blicke, welche von den Wilden auf Rimatta und den Pater geworfen wurden.
    »Ich werde Euch unsere Namen sagen,« antwortete der Gefragte. »Dieser große Mann heißt Bill Holmers –«
    »Holmers?« unterbrach ihn der Komanche, ganz gegen die sonstige Gewohnheit der Indianer. »Ich kenne diesen Namen. Der weiße Mann ist ein Feind der Indianer, aber er ist kein böser Mensch.«
    »Dieser junge Mann wird von den rothen Kriegern Feuertod genannt.«
    »Auch seinen Namen kenne ich; er ist unser Feind, aber er tödtet die rothen Männer nur dann, wenn er dazu gezwungen ist.«
    »Auch meinen Namen kennst Du. Man nennt mich Bowie-Pater, den Indianertödter.«
    »So nennt man Dich; aber Du wirst keinen rothen Mann mehr tödten.«
    »Ah? In wiefern?«
    »Du wirst selbst sterben.«
    »Ah! Weißt Du das so sicher?«
    »Du wirst sterben von der Hand der Komanchen. Wer ist dieser rothe Mann?«
    »Es ist Rimatta, der Häuptling der Apachen.«
    »Er ist ein Hund, der bald verenden wird. Der Geier wird ihm die Augen aushacken, und sein Fleisch soll von den Wölfen wie Aas gefressen werden.«
    »Auch das weißt Du so genau?«
    »Ihr werdet heute noch sterben am Marterpfahle.«
    »Wir? Die Gäste der Komanchen?«
    »Ihr seid nicht unsere Gäste!«
    »Wir sind es. Wir haben Eure jungen Häuptlinge nicht getödtet, sondern ihnen das Leben gelassen, und sie haben uns ihr Wort gegeben, daß wir friedlich einkehren dürfen in die Hütten der Komanchen.«
    »Sie werden Euch ihr Wort halten; aber es wäre ihnen besser gewesen, wenn Ihr sie getödtet hättet. Ein tapferer Krieger stirbt lieber, als daß er sich von seinem Feinde das Leben schenken läßt. Ihr seid ihre Gäste und steht unter ihrem Schutze. Wir Andern aber

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