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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sein; doch das muß ich sagen, daß ich Euern Bruder kannte und aus gewissen Gründen, die ich hier nicht zu erörtern brauche, sehr große Stücke auf ihn hielt.«
    »Ihr habt ihn also wirklich gekannt?« frug Fred bewegt.
    »Ja. Er verschwand, und es hieß, er sei nach Amerika gegangen, weil er sich unmöglich gemacht habe. Ich bin im Stande, diesem Gerüchte noch Einiges hinzuzufügen.«
    »Ists möglich? O, thut es, thut es gleich!«
    »Der wilde Prinz war ein Nebenbuhler Eures Bruders –?«
    »Wie ich bereits erzählte.«
    »Euer Bruder beleidigte ihn – öffentlich und tödtlich –«
    »So ist es – –.«
    »Und Ihr glaubt, daß der König ein daraus hervorzugehendes Duell verhindert habe?«
    »Das war unsere Ansicht.«
    »Sie ist falsch. Euer Bruder schlug sich mit dem Prinzen –«
    »Ah – –«
    »Auf Burg Himmelstein.«
    »Wirklich? Warum dort?«
    »Weil der Prinz es so wollte.«
    »Wer siegte?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und dann?«
    »Verschwand Euer Bruder.«
    »Nach Amerika?«
    »Wie es allen Anschein hat.«
    »Mit seiner – – mit Miß Ella?«
    Der Bowie-Pater senkte den Kopf, so daß man das Spiel seiner Mienen nicht bemerken konnte, und erst nach einer Pause antwortete er mit einer hörbar belegten Stimme: »Nein.«
    »Nicht? Aber sie verschwand ja doch zu gleicher Zeit mit ihm.«
    »Das ist richtig. Sie liebte die Person Eures Bruders und die glänzende Stellung des Prinzen zu gleicher Zeit. Sobald Euer Bruder in Folge des Ausganges des Duells zur Flucht gezwungen war und dadurch Alles verlor, was seine Zukunft gesichert hätte, wußte sie, daß sie für ihn verloren sei. Sie besaß nicht die Opferwilligkeit, ihm in die Ferne, in die Armuth zu folgen, sie blieb auf Burg Himmelstein bei dem Prinzen zurück.«
    »Ah!« machte Fred verwundert. »Weiter, weiter!«
    »Sie verlebte Tage, Wochen und Monate eines Rausches, der allerdings endlich einmal verfliegen mußte und sie zu einer Enttäuschung brachte, welche nicht größer und schlimmer sein konnte. Sie wüthete und tobte – der Prinz lachte; sie jammerte und weinte – der Prinz spottete; er ging auf neue Abenteuer aus, und sie ging auch, nämlich in das Kloster.«
    »Nicht möglich! Sie, die Kunstreiterin, in das Kloster!«
    »Ja. Wundert Ihr Euch darüber?«
    »Sollte ich nicht?«
    »Pah!«
    Dieses Wort wurde in einem Tone ausgesprochen, welcher wohl verächtlich sein sollte, und doch klang es mehr wie der Schmerzensschrei eines tief gequälten und ungeheilten Herzens. Der Bowie-Pater legte das Gesicht in die beiden Hände und erhob es erst nach einer längeren Weile wieder. Es hatte jetzt ein erdfahles Aussehen und seine Augen funkelten in einer wilden unheimlichen Gluth.
    »Denkt Ihr etwa, daß sie fromm geworden ist?« frug er beinahe höhnisch.
    »Wenn sie in das Kloster gegangen ist – –«
    »Pah; Ihr kennt die Klöster nicht! Sie blieb die Courtisane des Prinzen, trotzdem sie eine Nonne geworden war. Und als er nichts mehr von ihr wissen wollte, fand sie reichlichen Ersatz in den Herren Patres, welche heimlich das Frauenkloster besuchten, um die frommen Schwestern auf – den Weg zur Seligkeit zu bringen.«
    Die Anderen lauschten gespannt den Worten, weiche zwischen den halb geschlossenen Lippen und knirschenden Zähnen hervorgestoßen wurden.
    »Woher wißt Ihr das Alles?« frug Fred.
    »Ich – – ich – – ich verkehrte damals oft in dem Kloster und lernte da manches kennen, von dem sich sonst nicht gleich jemand etwas träumen läßt. Ich kam mit ihr zu sprechen. Trotz ihrer Wildheit war sie zu der Erkenntniß gekommen, daß sie Unrecht gehandelt habe an Eurem Bruder. Sie forschte nach ihm und bekam zufälliger Weise die Briefe in die Hand, welche sein Diener von Amerika aus an den Prinzen geschrieben hatte. Sie versah mich mit den nöthigen Mitteln und sandte mich herüber, um nach ihm zu forschen.«
    Fred machte eine Bewegung der Ueberraschung und richtete sich in halbe Lage empor.
    »Ah! Habt Ihr eine Spur entdeckt?«
    »Von Eurem Bruder noch nicht, aber von Georg Sander.«
    »Wo?«
    »Zunächst ging ich natürlich nach Kingston in Missouri. Dort hörte ich, daß er nach New-Orleans gegangen sei. Hier hatte er den zweiten Brief geschrieben. Ich folgte seiner Spur hinüber nach der Habanah. Von da war er nach Mexiko gegangen. Ich langte dort an und blieb immer auf seiner Fährte, die mich nach Texas und von da in die Prairien am Red River führte.«
    »Habt Ihr ihn da gefunden?«
    »Nein. Ich war immer hinter ihm

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