Die Juweleninsel
Diese verfehlten den Weg, und nun kommen wir drei Tage zu spät. Der ›Tiger‹ ist fort!«
»Der ›Tiger‹? Diesen Namen trug einst ein sehr berühmtes Fahrzeug, welches dem schwarzen Kapitän gehörte.«
»Dem ›Schwarzen Kapitän‹? Ja; das war Nurwan Pascha, der jetzige Herzog von Raumburg. Sein Sohn Arthur, der frühere Prinz von Sternburg, ist unser Kommodor.«
»Arthur von Stemburg? O, das war ein liebenswürdiger braver Offizier.«
»Sie kennen ihn?«
»O, sehr gut. Wir waren Freunde.«
»Freunde? Alle Wetter, dann müssen wir auch Freunde werden. Hier meine Hand!«
Fred lächelte. Er als Baron der Freund eines so einfachen Seemannes! Er schlug ein.
»Topp! Obgleich ich nicht sagen kann, welchen Zweck diese Freundschaft haben könnte.«
»Zweck? Herr, ich kenne Sie nicht, aber auch wenn Sie ein vornehmerer Mann sein sollten, als es den Anschein hat, kann Ihnen ein einfacher Mann wohl nützlich werden. Uebrigens rechne ich mich zu den besten Freunden meines Kommodores.«
Fred lächelte leise. Das schien dem Steuermann zu mißfallen.
»Hören Sie, wenn Ihnen meine Freundschaft ungelegen kommt, so haben Sie ja gar nicht nöthig sie anzunehmen! Ich dränge sie keinem Menschen auf. Mein Name ist ein bürgerlicher, aber der Steuermann auf dem ›Tiger‹ steht in dem Range eines Hauptmannes. Darf ich vielleicht erfahren wie Sie heißen?«
»Ich heiße Friedrich von Walmy. Meine Familie wohnt in Süderland.«
»Walmy – Walmy –« machte der Steuermann nachdenklich. »Hm, diesen Namen muß ich gehört haben! Ah, alle Wetter, jetzt besinne ich mich! Habe einen Matrosen gekannt, taugte nicht viel, wurde fortgejagt und kam dann in den Dienst eines jungen Barones, der wohl Theodor von Walmy hieß.«
Fred horchte auf.
»Das ist mein Bruder!« rief er. »Wie hieß dieser fortgeschickte Matrose?«
»Sander, Georg Sander, wenn ich mich nicht irre. Hatte ein böses Gesicht, der Kerl.«
»Ah, welch ein Zufall! Würden Sie diesen Menschen jetzt wieder erkennen?«
»Denke es, obgleich es eine Reihe von Jahren her ist, daß ich ihn nicht gesehen habe. Aber es gibt Gesichter, die man nach hundert Jahren wieder erkennt!«
»So können Sie mir allerdings von Nutzen sein. Wir suchen ihn.«
»Wo?«
»Hier!«
»Ah! Ist er hier in Kalifornien, in Franzisko? Wie kommt er her?«
»Das will ich Ihnen sagen. Er hat meiner Familie einen Schurkenstreich gespielt und ist dann nach Amerika gegangen.«
»Welchen Streich?«
»Er hat meinen Bruder an den ›tollen Prinzen‹ verrathen. Theodor ist seit dieser Zeit verschwunden, und wir haben keine Spur von ihm entdecken können.«
»An den tollen Prinzen? Donnerwetter, da kommen Sie in mein Fahrwasser.«
»Wie so?«
»Weil ich eine sehr bedeutende Rechnung mit ihm auszugleichen habe.«
»Sie? Kennen Sie ihn? Sind Sie in Beziehung zu ihm gekommen?«
»Das will ich meinen!«
»In wie fern? Erzählen Sie!«
»Haben Sie nichts von den Ereignissen gehört, welche während des letzten Krieges ein so großes Aufsehen sowohl in Norland als auch in Süderland machten?«
»Einiges. Ich war damals bereits in dem Westen Amerikas. Erzählen Sie!«
»Das kann kein Mensch besser wie ich, denn ich und hier mein Hochbootsmann, wir haben damals auch eine Rolle mitgespielt. Er heißt nur Karavey, aber er ist dennoch der Schwager des alten und der Onkel des neuen Fürsten von Raumburg.«
»Das wäre außerordentlich!«
»Hören Sie!«
Der Steuermann erzählte, und Fred hörte ihm mit der größten Spannung zu. Auch der Pater konnte das Interesse nicht verbergen, welches er an der Erzählung nahm. Als Schubert geendet hatte, reichte Fred ihm die Hand entgegen.
»Das sind ja wirklich ganz ungewöhnliche Dinge, die Sie da erlebt haben! Sie haben recht. Wir müssen Freunde werden. Nun will ich Ihnen auch ausführlich berichten, was mich nach Amerika getrieben hat und was ich hier erlebt habe.«
Auch er erzählte. Als er geendet hatte, schlug der Steuermann auf den Tisch, daß die Gläser und Flaschen emporsprangen.
»Alle Wetter! Ist das wahr, Alles wahr, was Sie mir da erzählt haben?«
»Alles.«
»Und der Kerl, dieser Georg Sander hat die Nuggets hierher gebracht?«
»Wahrscheinlich.«
»Wenn das so ist, so ist uns Allen geholfen.«
»Wie so?«
»Warten Sie!«
Er rückte näher zu dem Hochbootsmann heran und flüsterte einige Zeit mit ihm. Dieser musterte die Gesellschaft, antwortete leise und nickte dann zustimmend.
»Hören Sie,« wandte sich der Steuermann
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