Die Juweleninsel
haben Sie dieselben erhalten?«
»Wie sie in meine Hände gelangt sind, das ist Nebensache. Du hast sie geschrieben?«
»Ja,« antwortete er zögernd.
»Wo ist Theodor von Walmy, Dein früherer Herr, hingekommen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Du lügest!«
»Ich lüge nicht!«
»Du hast ihn ja damals nach Burg Himmelstein begleitet!«
»Das ist richtig. Er sollte sich mit dem tollen Prinzen schlagen.«
»Nun?«
»Ich werde aufrichtig erzählen. Mein Herr wurde von dem Prinzen in einer heimlichen Zuschrift veranlaßt, nach Burg Himmelstein zu kommen, um die eingetretene Differenz auszugleichen. Er that es, und ich begleitete ihn. Wir kamen an, Herr von Walmy wurde von dem Prinzen empfangen und mit nach den inneren Gemächern desselben genommen. Ich habe ihn nicht wiedergesehen. Am andern Tage ließ der Prinz mich zu sich kommen und erklärte mir, daß er eines Dienstes von mir bedürfe.«
»Welcher Dienst war dies?«
»Er frug mich, ob ich die Handschrift meines Herrn kenne und sie vielleicht auch nachzuahmen verstehe. Ich bejahte es. Darauf machte er mir den Vorschlag, nach Amerika zu gehen und dort die Briefe zu schreiben, welche die Familie Walmy später auch erhalten hat. Er bot mir eine so hohe Summe, daß ich durch den Glanz des Geldes verführt wurde und auf seinen Vorschlag einging.«
»Von Deinem Herrn sprach er nicht?«
»Nein.«
»Du frugst auch nicht nach demselben?«
»Doch, aber er gab mir keine Auskunft. Ich mußte noch an demselben Tage abreisen, und seit dieser Zeit habe ich nie wieder von Herrn Theodor gehört.«
»Du verschweigst uns nichts?«
»Kein Wort.«
»Diesmal sagest Du die Wahrheit, das sehe ich Dir an, obgleich ich Dir sonst keinen Glauben schenke. Glaubst Du, daß das Duell wirklich stattgefunden hat?«
»Ich glaube es nicht.«
»Warum nicht?«
»Ehe ich abreiste, saß ich eine Stunde lang bei dem Schloßvogt Geißler – –«
»Ah, das ist ein Hallunke!«
»Sie kennen ihn?«
»Sehr gut. Aber fahre jetzt fort.«
»Also ich saß bei Geißler und frug ihn nach meinem Herrn, und nach dem Ausgange des Duells. Der Schloßvogt lachte höhnisch und meinte, daß der Prinz Mittel besitze, seine Feinde unschädlich zu machen, auch ohne sich mit ihnen zu schlagen.«
»Das genügt. Ich kenne diese Mittel. Wir würden Dich frei lassen, denn Deine Gegenwart kann uns nichts mehr nützen; aber wir müssen sicher sein, daß Du uns nicht verräthst, und so werden wir Dich mit uns nehmen. Ich verspreche Dir, daß Dir nichts Böses geschehen soll und daß wir Dich frei lassen, sobald wir unsere Absichten erreicht haben. Aber sobald Du den geringsten Versuch machest zu entkommen, bist du verloren, das merke Dir!«
Sie nahmen ihn mit hinab in die Stube. Kaum aber war er eingetreten, so erhob sich von einem entfernten Tische ein Mann, dessen Anzug den herabgekommenen Goldgräber verrieth. Er trat herbei und legte Sanders die Hand schwer auf die Schulter.
»Ah, Mann, wie ist mir denn? Haben wir uns nicht schon einmal gesehen, he?«
Der Angeredete sah todtenbleich, er mußte den Goldgräber kennen, das sah man.
»Wir uns gesehen?« meinte er. »Könnte mich wirklich nicht erinnern!«
»Nicht? Well, so werde ich Deinem Gedächtnisse zu Hilfe kommen. Will, erhebe Dich und betrachte Dir einmal diese verteufelte Physiognomie!«
Der Gerufene hatte mit ihm an einem Tische gesessen. Er trat näher. Es war eine hohe breitschulterige Gestalt, die eine große Körperkraft besitzen mußte.
»Kenne den Kerl,« antwortete er.
»Du meinst also, daß er es ist?«
»Natürlich!«
»Schön! Mesch’schurs, wollt Ihr einmal so gut sein, auf mich zu hören!«
Auf diese laut ausgesprochene Aufforderung trat allgemeines Schweigen ein.
»Dieser Mann hier,« fuhr der Sprecher in erklärendem Tone fort, »ist ein Buschheader, der dann zu den Komanchen ging, weil es ihm unter den weißen Jägern nicht mehr recht geheuer war. Er hat mir und diesem da einige sehr gute Kameraden weggeschossen. Sagt, Gentlemen, was ihm dafür gehört!«
»Eine Kugel – der Strick – –!« rief es von allen Seiten wirr durcheinander.
»Well, das ist richtig. Aber sagt, soll man einer solchen Lappalie wegen zum Sheriff oder zum Alderman gehen?«
»Nein, machts hier ab!«
Jetzt, als er die Gefahr erkannte, in welcher er sich befand, ermannte sich Sander.
»Ich bin es nicht,« rief er, »dieser Mann verwechselt mich mit einem Andern!«
»Oho, mein Junge,« antwortete \Vill, »wir kennen Dich nur zu gut!«
»So
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