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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welchem aus er sowohl den vor-als auch den rückwärts liegenden Theil des Weges überblicken konnte. Er hatte die Aufgabe, für die Sicherheit seiner Gefährten zu sorgen, und eben jetzt schien er etwas Ueberraschendes bemerkt zu haben, denn er duckte sich nieder, blickte aufmerksam in das Thal hinunter und stieg dann eiligst herab.
    »Halloh!«
    »Was gibt es?«
    »Rothe Männer.«
    »Wie viele?«
    »Fünf.«
    »Beritten?«
    »Ja.«
    »Von welchem Stamme?«
    »Konnte es nicht erkennen, sie tragen rothe und blaue Erde im Gesichte.«
    »Dann befinden sie sich auf dem Kriegspfade. Welche Richtung haben sie?«
    »Zu uns herauf.«
    »Ah, dann gibt es vielleicht einen Kampf! Wie weit sind sie noch entfernt?«
    »Sie werden in einer Viertelstunde hier oben anlangen.«
    »Schön; werden sie gut empfangen! Schafft die Pferde fort. Wollen die Rothen einmal ein wenig zum Narren haben. Ich bleibe mit Rimatta hier, die Andern aber theilen sich, um den Platz vorn und hinten abzusperren. Laßt sie herein, aber nicht wieder hinaus, und schießt nicht eher als bis Ihr seht, daß es nothwendig ist. Freue mich auf ihre Gesichter.«
    Diesen Worten des Bowie-Paters wurde sofort Folge geleistet.
    Die Höhe des Passes, auf welcher sie sich befanden, bildete ein rings von kurzen Felsenkegeln und Steinspitzen umgebenes kleines Plateau, wo es für die Jäger genug Verstecke gab, um von den Ankommenden nicht bemerkt zu werden. In Zeit von zwei Minuten war dieses Plateau vollständig einsam und leer, und nur Rimatta und der Pater lagen scheinbar schlafend unter einem Felsen, die Büchsen neben sich angelehnt.
    Als die Viertelstunde vergangen war, ertönte ein Pferdegetrappel, und die fünf Wilden erschienen. Sie stutzten beim Anblicke der beiden Schläfer, welche keine Bewegung machten, aber die Ankommenden unter ihren nur leise geschlossenen Lidern hervor sehr scharf beobachteten.
    »Uff!« hörten sie den leisen Ruf des Einen der Indianer.
    Dieser winkte seinen Gefährten, welche nach den Waffen gegriffen hatten. Dann stieg er vom Pferde und kam lautlos herbeigeschlichen. Er nahm die beiden Büchsen fort und gab den Anderen dann das Zeichen herbeizukommen.
    »Uff!« rief er dann mit lauter Stimme.
    Die Beiden thaten, als ob sie jetzt erwachten, und richteten sich empor.
    »Wer sind diese beiden Männer?« frug der Wilde.
    »Kennst Du uns nicht?« frug der Pater.
    »Diesen kenne ich. Er ist der größte Feind der Komanchen, er soll sterben. Dich aber kenne ich nicht. Du bist ein weißer Jäger, sage mir den Namen, den Du trägst.«
    »Du hast ihn wohl schon öfters gehört. Man nennt mich Bowie-Pater, den Indianertödter.«
    »Ugh!« rief der Wilde erstaunt. »Du bist ein noch größerer Feind von uns als dieser da. Die Geier werden Dein Fleisch verzehren und Deine Knochen zerreißen.«
    »Möglich, aber jetzt noch nicht! Wo sind unsere Gewehre? Gib sie her!«
    »Du wirst sie niemals wieder erhalten. Der große Geist hat Deinen Tod beschlossen, und seine rothen Kinder werden seinem Willen Gehorsam leisten.«
    Er nahm den Lasso von seinen Hüften. Der Pater aber erhob lachend seine Hand.
    »Der große Geist hat nicht meinen, sondern Euren Tod beschlossen, und so soll Euch geschehen, was Ihr an uns thun wolltet. Erhebt Eure Augen, und schaut um Euch!«
    Bei diesen Worten traten die Andern aus ihren Verstecken hervor und legten ihre Büchsen auf die Wilden an. Ein Zeichen des Paters genügte, sie alle zu tödten.
    »Uff!« rief der Anführer. »Mein weißer Bruder hat uns in seiner Hand.«
    »Siehst Du wohl? Steigt von den Pferden, und legt Eure Waffen von Euch.«
    Die Indianer sahen, daß eine Gegenwehr erfolglos sei. Sie gehorchten seinem Befehle.
    »Tödten wir sie?« frug der Pater die Andern.
    »Nein,« antwortete Bill Holmers.
    »Aber es sind Komanchen, und sie befinden sich auf dem Kriegspfade!«
    »Was kann uns ihr Tod für Nutzen bringen?«
    »Aber schaden können sie uns, wenn wir so unvorsichtig sind, sie am Leben zu lassen.«
    »Das können wir umgehen. Fragen wir, welche Meinung der Apache hat!«
    Rimatta blickte die Feinde finster an, dann meinte er:
    »Die Krieger der Komanchen wollten uns tödten, aber sie haben es nicht gethan. Wenn sie dem Häuptling der Apachen seine Fragen beantworten, so sollen sie leben bleiben, damit sie ihren Brüdern erzählen, daß wir entkommen sind.«
    »Meinetwegen!« meinte der Pater, und dann wandte er sich an die Komanchen: »Werdet Ihr uns antworten, wenn wir Euch ruhig ziehen lassen?«
    »Fragt

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