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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ihnen vorzustellen, Sennora! Mein Name ist Friedrich von Walmy; ich bin ein Deutscher, und dies sind meine Gefährten.«
    Sie knixte und blickte ihn erwartungsvoll an.
    »Wir sind an Sie gewiesen, Sennora.«
    »Ah! Darf ich fragen, von wem?«
    »Zwei Tagereisen von hier gibt es einen Rancho, dessen Herrin Eudoxia Mafero heißt?«
    »Ich kenne ihn.«
    »Diese Herrin ist Ihre Schwester?«
    »Ja.«
    »Sie hat uns Ihr Hotel empfohlen und dabei gesagt, daß wir hier jemand finden werden, den wir nothwendig sprechen müssen. Können wir bei Ihnen logiren?«
    »Alle?«
    »Alle.«
    »Es wird Raum vorhanden sein. Wen suchen Sie, mein Herr?«
    »Ist nicht ein Weißer in Begleitung von vier Indianern hier abgestiegen?«
    »Allerdings.«
    »Wann?«
    »Vorgestern.«
    »Er logirt hier?«
    »Er allein.«
    »Und die Indianer?«
    »Diese sind nach den Bergen geritten, vielleicht in die Minen.«
    »Wie hat sich der Herr genannt?«
    »Gar nicht. Man fragt hier erst spät nach den Namen der Gäste.«
    »Ist er zu sprechen?«
    »Lassen Sie mich nachsehen!«
    Sie blickte in dem weiten Raum von Tisch zu Tisch umher, schien aber den Gegen-stand ihres Suchens nicht zu bemerken.
    »Ich sehe ihn nicht, Sennor.«
    »Er befindet sich vielleicht auf seinem Zimmer?«
    »O nein, denn wir haben hier keine einzelnen Zimmer, sondern die Gäste schlafen alle in dem großen Raume unter dem Dach. Er wird ausgegangen sein.«
    »Hatte er Gepäck mit?«
    »Ja, zwei große, aus Hirschfell gefertigte Säcke, welche von den Pferden kaum geschleppt werden konnten. Dann aber hat er sich sogleich einen Koffer gekauft. Er will die Stadt verlassen und frug nach einem Schiffe, welches möglichst bald in See geht.«
    »Ich danke Ihnen! Wollen Sie mir eine Bitte erfüllen?«
    »Welche?«
    »Sagen Sie ihm nicht, daß nach ihm gefragt worden ist, es gilt eine Ueberraschung.«
    »Wie Sie wünschen. Eine gute Wirthin darf ja überhaupt nicht plauderhaft sein.«
    Sie entfernte sich, und zu gleicher Zeit traten zwei Männer ein, welche sich nach einem Platze umsahen. Sie trugen die norländische Marineuniform, doch ohne Abzeichen ihres Ranges. Der Eine war sehr lang und stark gebaut, ein wahrer Goliath, der Andere aber schmächtig, und dabei zeigte sein wettergebräuntes Gesicht jenen Typus, welchen man bei den Zigeunern zu sehen gewohnt ist. Da es keinen weiteren Platz gab, so ließen sie sich an demselben Tische nieder, an welchem die Zuletztangekommenen saßen. Sie grüßten diese, nahmen aber weiter keine Notiz von ihnen.
    »Verdammte Geschichte! Nicht, Karavey?« frug der Riese.
    »Hm! Trink, Steuermann!« antwortete der Andere.
    »Drei volle Tage zu spät. Der Teufel hole diese Hunde!«
    »Trink! Durch das Raisonniren wird es nicht besser.«
    Das Kellermädchen hatte zwei Gläser Ale gebracht. Der Riese goß das Seinige bis zum letzten Tropfen hinunter, schlug mit der Faust auf den Tisch und meinte: »Weißt Du, wofür wir nun gehalten werden?«
    »Für brave Seeleute.«
    »Wenn Du das denkst, so geht Dein Wind schief. O nein, für Deserteurs wird man uns halten, und wenn wir heim kommen, macht man uns den Prozeß.«
    »Wir müssen es dem Konsul melden und uns ihm zur Verfügung stellen.«
    »Papperlapapp! Wenn wir zu ihm kommen, wird er uns einstecken, das thut er!«
    »Aber was dann?«
    »Ich gehe auf das erste beste Fahrzeug und segle nach Hause. Dorthin ist der ›Tiger‹ voraus, und wenn wir dem Kommodore unsern Unfall erzählen, so wird er unsern Worten Glauben schenken; davon bin ich sehr überzeugt.«
    »An Bord gehen? Hast Du Geld?«
    »Ich? Alle Wetter, nein!«
    »Ich auch nicht. Elf Dollars, das ist alles, was ich bei mir trage.«
    »Und ich höchstens noch fünf. Eine ganz verteufelte Lavirerei! Nicht?«
    Da wandte sich Fred zu ihnen, er war der Einzige, der ihre Worte verstanden hatte, da sie seine heimathliche Sprache redeten. Dies schien so. Aber der Pater lauschte auch aufmerksam zu ihnen hinüber.
    »Wie ich höre, ist Ihnen ein Unglück begegnet?« fragte Fred.
    »Ein Unglück?« antwortete der Riese. »Nein, sondern geradezu ein Mallör!«
    »Darf ich fragen, worin dieses Malheur besteht?«
    »Warum, nicht! Ich heiße Balduin Schubert und bin Steuermann auf seiner Majestät Kriegsschiff ›Tiger‹. Dieser heißt Karavey und ist Hochbootsmann. Wir lagen hier vor Anker und ließen uns Urlaub geben, weil wir einmal sehen wollten, wie das Gold aus der Erde hervorgescharrt wird. Auf dem Rückwege schlossen wir uns einer Gesellschaft von Diggers an.

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