Die Juweleninsel
daß Du mich in dieser Gestalt nicht wieder kennst. Hier stehen vier Männer, die sich nicht belügen lassen, und ein jeder hat sein Messer bei sich. Jetzt werde ich Dich verhören, und ich sage Dir, belügst Du auch mich, so fährst Du zum Teufel!«
Dies schien Eindruck zu machen. Er blickte ängstlich um sich und frug dann: »Wer sind Sie?«
»Wer ich früher war, das ist hier gleichgiltig, jetzt aber nennt man mich den Bowie-Pater, und von dem wirst Du wohl genug gehört haben, um zu wissen, was Dir bevorsteht, wenn Du es wagst ihn zu belügen. Also rede die Wahrheit! Woher stammst Du?«
Der Pater hatte sein Messer gezogen, die Andern die ihrigen ebenso. Der Gefragte sah, daß ihm kein Leugnen mehr helfen konnte. Er stammelte: »Aus Süderland.«
»Gut, mein Junge! Ich sehe, daß Du Verstand annimmst. Wie heißt Du?«
»Georg Sander.«
»Schön! Du warst der Diener von dem Baron Theodor von Walmy?«
»Ja.«
»Du bist auch der Komanche Rikarroh?«
»Ja.«
»Von wem hast Du das Gold hier in Deinem Koffer?«
»Ich habe es selbst ausgewaschen.«
»Sehr gut! Bete ein Vaterunser, mein Sohn, mit Dir ist’s vorbei!«
»Ihr könnt mir nichts thun!«
»Ah! Warum nicht?«
»Man würde Euch einziehen und bestrafen.«
»Du bist wirklich ein viel größerer Narr, als ich dachte! Wenn Dich mein Messer trifft und wir gehen fort, wer ist es dann gewesen? Und wenn es an den Tag kommt, meinst Du, daß ich mich fürchte? Du reizest mich, Du legst die Hand an das Messer, kennst Du nicht die Sitte dieses Landes? Du hast zweierlei Wege vor Dir. Der eine ist, daß wir Dich dem Richter übergeben und ihm sagen, was wir von Dir wissen, dann hängst Du in einer Stunde am Laternenpfahle.«
»Und der andere?«
»Du gestehst uns Alles und kannst in diesem Falle auf unsere Nachsicht rechnen.«
»Haltet Ihr Wort?«
»Wir halten es!«
»So fragen Sie.«
»Von wem hast Du dieses Gold?«
»Es ist dasselbe, welches die Komanchen den weißen Jägern raubten.«
»So gehört es diesen beiden Männern, denn sie sind die Bestohlenen. Was hast Du in den Taschen bei Dir?«
»Nichts.«
»Lüge nicht.«
»Ich rede die Wahrheit.«
»So werden wir Dich aussuchen. Faßt ihn an, ich werde einmal nachsehen.«
Er wurde festgehalten, und der Pater untersuchte seine Taschen. Es fand sich eine kostbare, vollständig neue Uhr und eine mit Banknoten gespickte Brieftasche vor.
»Wann hast Du diese Uhr gekauft?«
»Heut.«
»Von den Nuggets?«
»Ja.«
»So gehört sie nicht Dir. Wie kamst Du zu dieser Summe in Banknoten?«
»Es sind meine Ersparnisse, ich trage sie bereits seit Jahren bei mir.«
»Ah! Auch unter den Komanchen? Eigenthümlich! Ich werde nachsehen.«
Er öffnete das Portefeuille und prüfte die Scheine sehr sorgfältig.
»Hm! Hast Du wohl einmal gehört, daß manche Bankiers die Gewohnheit haben, die von ihnen ausgegebenen Noten mit dem Datum oder ihrem Namen zu versehen? Sie thun dies, um für gewisse Fälle gerüstet zu sein.«
»Ich weiß nichts davon.«
»Nun siehe: Auf dieser Hundertpfundnote steht: ›Stirley und Co.‹ und dabei das heutige Datum. Und Du willst die Summe jahrelang bei Dir getragen haben?«
»Da ist das Datum falsch eingetragen. Es sollte ein älteres hier stehen, Sie sehen jedenfalls eine Drei für eine Fünf an.«
»Pah, ich kann lesen! Dieses Geld ist erst heute für Nuggets umgetauscht worden. Es gehört diesen beiden Männern. Hier habt Ihr es!«
Er gab die Brieftasche an Fred.
»Ich protestire!« rief Sander.
»Das hilft Dir nicht das Mindeste, mein Bursche. Jetzt habe ich eine entscheidende Frage: Entweder Du entschließest Dich unter unserer Aufsicht nach Süderland zurückzukehren, oder wir bringen Dich zum Sheriff, der über Dich entscheiden wird.«
»Ich bin hier ein freier Mann!«
»Ich werde Dir das Gegentheil beweisen. Geht, holt einen Policemann herauf!«
Holmers ging. Als er bereits die Thür erreicht hatte, rief ihn Sanders zurück: »Halt, gehen Sie nicht! Ich sehe, daß ich mich fügen muß. Aber eins verlange ich.«
»Was?«
»Daß ich weder hier noch in der Heimath vor ein Gericht gestellt werde!«
»Auf diese Bedingung werden wir eingehen, wenn Du aufrichtig redest.«
»Was wollt Ihr noch wissen?«
Der Pater nahm aus dem Kugelbeutel die beiden Briefe, welche er am Rio Pekos Fred gezeigt hatte. Er öffnete sie und hielt sie dem einstigen Diener entgegen.
»Kennst Du diese Schreiben?«
Sanders erschrak.
»Die sind an den tollen Prinzen geschrieben. Woher
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