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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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denselben entgegen zu halten. Es war ein Bettler.
    Herr von Uhle griff in die Tasche und gab ihm ein Geldstück, der Prinz aber sah ihn mit strenger Miene an.
    »Man bettelt sogar hier in dem Walde?« frug er. »Das ist denn doch etwas zu stark!«
    »Verzeihen Sie, Herr!« entschuldigte sich der Fremde. »Ich bin nicht aus dieser Gegend und habe kein Reisegeld.«
    »Wer bist Du?«
    »Ich bin ein armer Schiffer.«
    »Ein Schiffer? Und läufst hier in den Bergen herum!«
    »Ich will nach Süderland.«
    Der Mann sah sehr verhungert und verkümmert aus. Er mußte krank gewesen sein oder sonst irgendwie gelitten haben.
    »Woher kommst Du?«
    »Da unten von der See.«
    »Da konntest Du doch zur See nach Süderland?«
    »Es nahm mich niemand mit.«
    »Warum?«
    »Ich konnte nicht bezahlen.«
    »Als Schiffer hättest Du ja arbeiten können!«
    »Ich war zu schwach dazu. Ich bin lange Zeit krank gewesen.«
    »Hast Du keine Freunde, keine Verwandten?«
    »Ich reise eben um sie zu besuchen.«
    »Wo? In Süderland?«
    »Nein. Sie wohnen hier in der Nähe.«
    »Wo denn da?« frug Herr von Uhle.
    »In Helbigsdorf.«
    »Wer ist es?«
    »Die Wirthschafterin des Generales.«
    »Die ist verwandt mir Dir?«
    »Ja, sie ist meine Frau.«
    »Ah!« rief der Prinz. »Woher bist Du?«
    »Aus Fallun.«
    »Wie heißest Du?«
    »Hartig.«
    »Stimmt! Herr von Uhle, gehen Sie immerhin weiter! Ich komme nach und habe mit diesem Manne noch Einiges zu reden.«
    »Dauert es lange?«
    »Ich weiß das noch nicht. Gehen Sie immerhin, ich werde mich nicht im Walde verirren.«
    Uhle ging, und der Prinz wandte sich wieder an Hartig.
    »Weißt Du warum Du so schlecht aussiehst?«
    »Weil ich krank gewesen bin.«
    »Nein! Weißt Du, warum Du nicht daheim bleiben kannst und warum Du Niemand gefunden hast, der Dich mit auf sein Schiff nehmen wollte?«
    »Weil ich zu schwach bin.«
    »Nein, sondern weil Du aus dem Zuchthause kommst.«
    »Herr!«
    »Leugne nicht. Aber sei unbesorgt. Ich mache Dir keinen Vorwurf. Habe ich es errathen?«
    »Ja,« antwortete der Mann zögernd.
    »Kanntest Du zwei Männer im Zuchthause, welche früher Aerzte an einer hiesigen Irrenanstalt waren?«
    »Ja. Sie sind in der Gefangenschaft gestorben.«
    »Kanntest Du einen gewissen Raumburg?«
    »Den Sohn des alten Herzoges?«
    »Ja.«
    »Er hat sich in seiner Zelle die Pulsader aufgeschnitten.«
    »Und Du – Du bist entsprungen?«
    »Nein, Herr. Ich bin entlassen.«
    »Weißt Du, was Deine Frau jetzt ist?«
    »Wirthschafterin bei dem General. Zu ihr will ich.«
    »Glaubst Du, daß sie oder der General Dich unterstützen wird?«
    »Ich bin ihr Mann. Sie muß mich aufnehmen oder mir nach Süderland folgen. In Norland finde ich kein Fortkommen mehr.«
    »Kennst Du mich?«
    »Nein.«
    »Aber wir haben uns einst in Fallun gesehen.«
    »Das ist möglich. Es gab dort viele Badegäste, die fuhren in meinem Boote spazieren.«
    »Ich bin nicht nur mit Dir, sondern auch mit Deinem Sohne gefahren.«
    »Es war nur mein Stiefsohn.«
    »Ja, der Sohn eines Matrosen. Ich bin sogar mit ihm zusammengefahren, das heißt, mit ihm zusammengerannt.«
    »Ah!« rief Hartig, aufmerksam werdend.
    »Und mußte deshalb vor Gericht erscheinen – –«
    »Sie sind – –!«
    »Und wurde bestraft trotz meines Standes, der mich eigentlich gegen eine solche Behandlung schützte.«
    »Herr, jetzt weiß ich wer Sie sind! Sie sind – –«
    »Still! Wir wollen hier keinen Namen nennen. Aber ich interessire mich für Dich. Auf Helbigsdorf findest Du wohl nicht das, was Du suchest.«
    »Das ist sehr wahrscheinlich.«
    »Ich bin vielleicht in der Lage, für Dich sorgen zu können.«
    »Herr, wenn dies wahr wäre!«
    »Es ist wahr.«
    »O, königliche Hoheit, solch ein – –«
    »Still! Laß mit dem Namen auch den Titel fort. Ich werde jetzt ein Stück mit Dir gehen und vor Helbigsdorf auf Dich warten. Du kehrst zu mir zurück und sagst mir, wie Dein Besuch ausgefallen ist. Dann werden wir ja sehen, was sich thun läßt. Willst Du?«
    »Gern.«
    »Aber von mir hast Du kein Wort zu erwähnen!«
    »Nicht eine Silbe werde ich sagen!«
    Sie gingen mit einander fort, und zwar nicht auf dem gebahnten Wege, sondern sie schritten quer durch den Wald, um eine jede unliebsame Begegnung zu vermeiden. Als sie das Schloß erblickten, hielt der Prinz an.
    »Das ist Helbigsdorf. Nun gehe allein weiter. Ich werde hier warten.«
    »Ich kehre auf jeden Fall zurück, Herr.«
    »Solltest Du mich hier nicht sehen, so brauchst Du nur zu

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