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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Frau gelassen hatte.
    »Onkel, Tante, kommt schnell auf das Schloß!« rief er.
    »Was ist denn los?« frug Thomas.
    »Eine Ueberraschung.«
    »Eine Ueperraschung? Was denn für eine?«
    »Frage nicht, sondern komme nur!«
    »Gut, Du sollst Deinen Willen hapen! Soll die Parpara auch mit?«
    »Versteht sich!«
    Die Wirthin hatte bereits gewußt, daß sich dies ganz von selbst verstand. Sie, die dickste Person von allen Dreien, war doch die schnellste. Sie stand bereits unter der Thüre.
    Nun ging es in möglichster Eile nach dem Schlosse und zwar in das Arbeitszimmer des Generales, welches von Tabaksqualm und Menschen angefüllt war. Aus diesem Qualm heraus war zunächst die breite Gestalt des Steuermannes zu erkennen.
    »Palduin!« rief der Schmied.
    Der Seemann drehte sich um.
    »Thomas! Du bist hier in Helbigsdorf?«
    »Ja, ich pin da, wie ich leipe und lepe. Aper Du? Ist es Dein Geist oder pist Du es wirklich selper?«
    »Ich bin es selbst.«
    »Ich denke, Du pist auf dem Meere und in Ostindien!«
    »Frage nicht!« befahl Barbara. »Umarme ihn und gib ihm einen Schmatz.«
    »Wirst Du da nicht eifersüchtig, Parpara?«
    »Fällt mir nicht ein!«
    »So komm, Pruder Palduin. Du sollst die Umarmung hapen und auch den Schmatz dazu!«
    Sie nahmen sich beim Kopfe und küßten sich herzhaft ab. Dann kam auch die Wirthin an die Reihe. Während dieser Zeit hatte der Schmied Muße, sich im Zimmer weiter umzusehen.
    »Karavey, Du pist auch da?«
    »Auch!« antwortete dieser.
    »Willst Du auch umarmt sein?«
    »Natürlich!«
    »Mit Schmatz oder ohne?«
    »Mit!«
    »Schön! Die Parpara wird es wohl erlaupen!«
    Auch diese Begrüßung wurde vollbracht. Dann ging es an diejenigen der andern Personen.
    Unterdessen schritten zwei Männer von dem Schlosse abseits in den Wald hinein, auf dem Wege, welcher zum Nachbargute führte. Es war der Prinz mit Herrn von Uhle. Keiner sprach ein Wort. Herr von Uhle ließ zuweilen auf seinen Begleiter einen verstohlen forschenden Blick fallen, wobei sich ein leises verhaltenes Lächeln um seinen Mund legte. Der Prinz hielt den Blick gesenkt. Er schien über etwas nachzusinnen, aber es konnte nichts Angenehmes sein, denn seine Stirn lag in düsteren Falten, und seine Hand fuhr von Augenblick zu Augenblick ärgerlich nach den Spitzen seines Schnurrbartes, um diese sehr energisch in die Luft hinauszuwirbeln. Endlich spitzte er den Mund zu einem raschen energischen Pfeifen und wandte sich an Uhle:»Sie kennen dieses Helbigsdorf?«
    »Ja.«
    »Genau?«
    »So genau, wie es bei meinem noch nicht langen Aufenthalt hier möglich ist.«
    »Sind Ihnen die Famillenverhältnisse bekannt?«
    »Ich glaube.«
    »Ist die Tochter des Generals verlobt?«
    »Nein.«
    »Hat sie eine Bekanntschaft, welche man Liäson nennen könnte?«
    »Schwerlich! Wenigstens habe ich nichts von einer solchen gehört.«
    »Einen Sohn hat der General nicht?«
    »Nein.«
    »Aber es begegnete mir im Garten ein junger Mensch, welcher sich mit der Tochter des Generales duzte.«
    »Civil?«
    »Militär, von der Marine.«
    »Das war sein Pflegesohn.«
    »Hm! Pflegesohn! Wohl ursprünglich verwandt mit ihm?«
    »Ich glaube nicht. Es gehen darüber sehr verschiedene Gerüchte. Man sagt sich sogar, daß er ein Fallkind sei, und zwar von einem sehr obskuren Vater.«
    »Wer ist dieser?«
    »Pah! Ein Matrose.«
    »Unmöglich! Der Pflegesohn eines Generales der uneheliche Sohn eines Matrosen!«
    »Wenigstens zu glauben ist die Sache doch, denn die Mutter dieses jungen Menschen ist die Wirthschafterin des Generales.«
    »Der Kerl hatte Züge, welche mir einigermaßen bekannt vorkamen. Wenigstens war es mir ganz so, als ob ich ihm bereits einmal begegnet sein müsse. Woher stammt die Frau?«
    »Der General hat sie, wie man sich sagt, in einem Seebade kennen gelernt.«
    »In einem Seebade? In welchem?«
    »Ich glaube, man nannte Fallun.«
    »Fallun? Hin! Donnerwetter! Wie heißt die Frau?«
    »Man nennt sie Frau Hartig.«
    »Hartig? Ah! Und wie heißt ihr Sohn?«
    »Der Marineoffizier?«
    »Ja doch!«
    »Kurt.«
    Der Prinz schnalzte mit dem Finger.
    »Jetzt habe ich es! Ah, bist Du es, mein Junge!«
    »Hoheit kennen ihn?«
    »Ja; sehr sogar.«
    »Aber von keiner angenehmen Seite, wie ich glaube annehmen zu dürfen?«
    »Möglich! Aber ich denke, daß – –«
    Er wurde unterbrochen. Am Rande des Waldfahrweges, welchen sie eingeschlagen hatten, saß ein Mann, welcher sich bei ihrer Annäherung erhob und den alten Hut vom Kopfe nahm, um ihnen

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