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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu suchen sei, wenn er überhaupt noch lebt.«
    »Und diese Verhältnisse stehen mit der Mylungenschen Angelegenheit in einer Beziehung?« forschte Zilla.
    »Ja.«
    »Inwiefern?«
    »Das weiß ich selbst noch nicht, aber einer unserer Freunde behauptet es. Er hat eine Reise unternommen, um, wie ich glaube, über diese Dinge Erkundigungen einzuziehen; aber er weiß, daß wir uns hier befinden und wird noch heut oder morgen auch eintreffen.«
    »Sie müssen nämlich wissen, daß wir mit der Familie Mylungen eng befreundet sind,« erklärte Wanka. »Mein Bruder hat sich an Sie gewandt?«
    »Nein, sondern ich mich an ihn, und zwar in Folge eines Rathes, welcher mir von dem Kommandeur des berühmten Kriegsschiffes ›der Tiger‹ ertheilt wurde.«
    »Ah! Kennen Sie ihn?«
    »Ich war bei ihm, da diese beiden Herren Offiziere dieses Schiffes sind.«
    Da erhob sich Kurt sehr schnell.
    »Was höre ich!« meinte er. »Sie sind Kameraden von mir?«
    Der General lächelte befriedigt. Er wußte, was nun erfolgen werde.
    »Allerdings, Herr Lieutenant,« antwortete Schubert. »Ich gab Ihnen das nur deshalb noch nicht zu erkennen, weil der Herr General nicht die Güte hatte, uns einander vorzustellen. Dieser Mann, der beste Freund, welchen ich besitze, ist Hochbootsmann auf dem ›Tiger‹. Er heißt Karavey und –«
    »Was? Karavey? Ists möglich!«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Noch nicht persönlich; aber seinen Namen hörte ich sehr oft nennen.« Und sich an den Hochbootsmann wendend frug er: »Der Steuermann des ›Tiger‹ heißt Balduin Schubert?«
    »Ja.«
    »Sie sind ein Freund von ihm?«
    »Ja.«
    »Wo ist der Tiger jetzt?«
    »Er ist unterwegs auf einer kurzen Bedeckungsfahrt.«
    »Und der Steuermann befindet sich an Bord?«
    »Nein.«
    »Nicht? Wo ist er?«
    »Hier steht er!«
    »Sie –! Sie sind es? Du – Du –!«
    Er öffnete die Arme und wollte auf den Steuermann zustürzen, blieb aber bei dem überraschten Gesichte desselben auf halbem Wege halten und wandte sich gegen den General: »O, ich danke Dir! War dies die Ueberraschung, welche Du meintest?«
    »Allerdings! Steuermann, ich habe diesen jungen Mann meinen Sohn genannt. Er ist nicht mein leiblicher Sohn, sondern mein Pflegekind, und sein Name lautet Kurt Schubert.«
    »Kurt Schu –!«
    Der Steuermann erstarrte, aber der Lieutenant umfaßte ihn und küßte ihn.
    »Vater! Ich bin ja Dein Sohn!«
    »Du – Sie – ein Lieutenant! Oh!«
    Es erfolgte nun eine Scene, welche sich unmöglich beschreiben läßt. Die drei Schwestern fanden zuerst wieder Worte: »Sein Vater!« rief die Kleine.
    »Der Steuermann!« rief die Dicke.
    »Welche Ueberraschung!« rief die Lange. »Sie müssen dableiben!«
    »Das versteht sich!« stimmte die Grüne bei.
    »Ganz natürlich!« ließ sich auch die Purpume vernehmen.
    »Ihr hattet einen Sohn?« frug Bill den Reisegefährten. »Das haben wir ja gar nicht gewußt, Alter!«
    »Du hast Urlaub?« meinte endlich der Steuermann, bei dem die wiedergefundene Sprache sich zunächst des Dienstlichen bemächtigte.
    »Ja, und zwar auf unbestimmte Zeit.«
    »O, ich werde mit dem Kommodore reden, und mein Bruder muß es auch dem Könige sagen, daß Du mit auf den ›Tiger‹ darfst!«
    »Thue das, Vater! Bei Dir zu sein ist ein Glück, und auf diesem Schiffe zu dienen die größte Ehre für einen Seemann. Aber warte einmal, wen ich Dir jetzt bringen werde!«
    Er eilte hinaus und in die Küche, in welcher sich Frau Hartig befand.
    »Mutter, rathe schnell, wer da ist!«
    »Vier Herren.«
    »Ja, aber wer befindet sich unter ihnen?«
    »Wie soll ich das wissen!«
    »Komm mit zum General! Ich will sehen, ob Ihr Euch erkennen werdet!«
    »Wer ist es?«
    »Ein – ein alter Bekannter von Dir.«
    »Wie heißt er?«
    »Das werde ich Dir jetzt nicht sagen. Komme doch schnell!«
    Sie legte die Küchenschürze ab und folgte ihm. In dem Zimmer des Generals angekommen, stellte Kurt die beiden Leute einander gegenüber. Der Steuermann blickte sie forschend an; sie hatte sich zu sehr verändert, aber sie, sie sah ihm in das breite ehrliche Gesicht und in die blauen treuen Augen, welche sie niemals vergessen hatte.
    »Balduin!« rief sie, indem sie die Hände vor glückseligem Staunen zusammenschlug.
    »Es ist die Mutter!« erklärte der Lieutenant.
    »Wa – wa – was!« rief Schubert, und im nächsten Augenblicke hatte er sie an der Brust liegen.
    Kurt aber eilte hinaus und über den Hof, in das Dorf hinab. Dort ging er in den Gasthof, wo er den Schmied und dessen

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