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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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umziehe!«
    »Warum?«
    »Ich darf die Kleidung, in welcher ich da unten war, nicht beibehalten.«
    »Richtig. Wo ist der andere Anzug?«
    »Beim Onkel.«
    »Weiß die Tante von Deiner Anwesenheit?«
    »Nein.«
    »Sie hat doch den andern Anzug bemerken müssen.«
    »Ich habe dafür gesorgt, daß dies nicht geschehen ist,« meinte der Vogt. »Die Kleider sind im runden Thurm hoch oben unter der Dachfirste versteckt, und da werde ich auch diesen grauen Anzug aufbewahren. Dort hinauf kommt sicher außer mir kein Mensch.«
    »So macht schnell! Es ist keine Zeit zu verlieren, wenn Du in Wildendorf den nächsten Zug erreichen willst!«
    Sie verließen das Gärtchen, und Kurt hörte, daß die Thüre zu demselben durch den Prinzen verschlossen wurde. Er war fast starr vor Verwunderung über das, was er gehört hatte. Er vermochte jetzt alles klar zu erkennen. Man hatte einen Menschen erschossen, und zwar unter so raffinirt herbeigezogenen Verhältnissen, daß er, er selbst, der Mörder sein mußte. Wie gut, daß er nicht nach der Höllenmühle gegangen, sondern zum Schlosse heraufgeklettert war! jetzt galt es vor allen Dingen, sich der Person des Dieners zu bemächtigen.
    Kurt kannte von seiner früheren Anwesenheit her den Ort, an welchem das Blitzkreuz stand, sehr genau. Es war vor Jahren ein Bauer dort vom Blitze erschlagen worden, man hatte ihm an der Stelle ein einfaches Holzkreuz errichtet. Kurt mußte vor allen Dingen darnach trachten, diesen Ort noch vor Franz Geißler zu erreichen. Er überlegte, ob es nicht besser sei sich Hilfe zu holen, aber er kam schnell zu der Ueberzeugung, daß dies nicht klug gehandelt sein würde. Er stand unter dem Verdachte des Mordes, und es stand sehr zu erwarten, daß man ihn festnehmen werde, sobald er sich sehen ließ. Ehe es ihm dann gelang, die Verhältnisse in das rechte Licht zu stellen, konnte der wirkliche Thäter längst entkommen sein. Er sah ein, daß er sich für jetzt nur auf sich selbst verlassen müsse. Zum Glück hatte er den Revolver bei sich.
    Er kroch vorsichtig auf der Mauer zurück, bis er das Pförtchen erreichte. Dieses stand noch offen. Die beiden Geißler hatten keine Ahnung, daß es nach ihnen auch benutzt worden war. Mit einem Sprunge stand er im Hofe, trat hinaus in den Graben und schob die Pforte zu. In diesem Augenblicke aber legten sich zwei kräftige Hände von hinten um seinen Hals, es war ihm unmöglich, einen Laut von sich zu geben.
    »Halt, Bursche!« flüsterte ihm eine Stimme in das Ohr. »Wage keinen Laut, sonst schmeckest Du sechs Zoll kaltes Eisen!«
    Der Schreck wich von dem Lieutenant, denn er kannte diese Stimme. Mit einem schnellen kräftigen Rucke riß er sich los.
    »Walmy!«
    »Donnerwetter, wer – – ah, Kurt!«
    »Still, um Gotteswillen! Kein Ohr darf uns vernehmen. Komm!«
    Er zog ihn mit sich fort, aus dem Graben hinaus, an den Felsen herüber und in den Wald hinein. Dort blieb er halten.
    »Wie kommst Du nach Burg Himmelstein?« frug er.
    »Das fragst Du noch?«
    »Wie Du hörst!«
    »Na, weshalb anders, als um Dich zu warnen, Du Teufelsbraten!«
    »Ah, ich verstehe! Man will mich arretiren?«
    »Sogar sehr! Kerl, was hast Du für Dummheiten gemacht.«
    »Friedrich, ich bin es nicht gewesen.«
    »Wer sonst? Woher weißt Du, daß man Dich arretiren will?«
    »Ich will Dir es erzählen, aber kurz, denn wir haben keine Zeit.«
    Er berichtete ihm in abgerissenen Sätzen sein heutiges Abenteuer.
    »Alle Teufel,« meinte Wilmy nach beendigter Erzählung, »ist dies fein und schlau angefangen! Welch ein Glück, daß Du ihnen hinter die Schliche gekommen bist, sonst hättest Du lange hinter Schloß und Riegel kauern können, ehe es gelungen wäre, die Wahrheit zu entdecken!«
    »Erzähle von der Mühle!«
    »Da habe ich wenig zu erzählen. Ich befand mich im Garten und die Andern alle in der Stube, als ich in derselben plötzlich lautes Reden hörte. Ich blickte in das Fenster und sah einen Gensd’armen mit mehreren fremden Männern. Er erzählte, daß Du einen ambulanten Restaurateur erschossen hättest, und erklärte, daß er nach Dir suchen müsse, keiner der Anwesenden dürfe die Stube oder das Haus verlassen. Zu gleicher Zeit bemerkte ich, daß vorn vor der Mühle eine ganze Menge von Menschen hielt, welche die Neugierde herbeigetrieben hatte. Du warst noch nicht zurückgekehrt, ich mußte Dich natürlich warnen. Glücklicher Weise wußte ich, daß Du hier heraufgegangen warst, so schlich ich mich davon und kletterte nach der Burg

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