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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bruche.
    »Oheim!«
    »Geglückt?«
    »Ja.«
    Der Vogt, der ihn hier erwartet hatte, erhob sich von dem Boden.
    »Wo?«
    »In einer Schenkbude.«
    »Du wurdest doch nicht erkannt?«
    »Nein. Es waren nur Fremde da, der Wirth und zwei Beamte aus der Provinzialhauptstadt.«
    »Der Wirth? War er auch ein Fremder?«
    »Ja.«
    »Wen hast Du getroffen?«
    »Eben ihn.«
    »Ah! Ist er todt?«
    »Ja. Die Kugel ging ihm durch die Stirn.«
    »Entkamst Du leicht?«
    »Sehr leicht.«
    »Ich habe keine geringe Angst ausgestanden. Werden Sie Verdacht auf Schubert haben?«
    »Das versteht sich! Ich habe gesagt, daß ich der Marinelieutenant Kurt Schubert sei und in der Höllenmühle meine Wohnung genommen habe.«
    »Welchen Vorwand hattest Du zum Schusse?«
    »Wir spielten, ich stach falsch ab, und somit war der Streit fertig.«
    »Man wird Dich sofort in der Mühle suchen, und wir müssen Schubert also schnell frei lassen, damit sie ihn da unten finden. Komm!«
    »Hier ist der Revolver.«
    »Ja, den dürfen wir allerdings nicht vergessen. Unsere Arbeit wird keine leichte sein.«
    »Warum?«
    »Weil wir ihn weit tragen müssen.«
    »Weit?«
    »Natürlich. Er darf nicht ahnen wo er gelegen hat. Die Hauptsache ist, daß er uns nicht erkennt. Wir dürfen kein Wort sprechen und müssen bereits verschwunden sein, sobald er die Augen aufthut.«
    »Bringst Du ihn heraus oder soll ich helfen?«
    »Warte, ich thue es allein.«
    Sie schritten in den Bruch. Während Franz da stehen blieb, arbeitete sich sein Oheim in den Spalt hinein. Kurt lag noch so da, wie sie ihn verlassen hatten. Zwar hatte er sich alle Mühe gegeben, sich von seinen Fesseln zu befreien, aber es war ihm bei ihrer Festigkeit nicht gelungen. Das Stück Rockfutter aber hielt er noch fest zwischen den Fingern. Dieser Umstand konnte wegen der Dunkelheit von dem Schloßvogte nicht bemerkt werden. Dieser faßte ihn lautlos an und schleifte ihn zu dem Spalt hinaus. Draußen griff Franz mit zu, nun schleppten sie den Gefangenen den steilen Berg hinab bis nahe an die Schlucht, hinter welcher die Mühle lag.
    Dort legten sie ihn auf den Boden nieder. Der Vogt steckte ihm zunächst den Revolver in die Außentasche, und dann wurden ihm die Fesseln, der Knebel und die Binde abgenommen. Im Nu waren die beiden Verbrecher verschwunden. Er sah nur zwei dunkle Gestalten forthuschen.
    Zunächst richtete er sich auf und reckte seine von den Fesseln maltraitirten Glieder. Er bemerkte zu seiner Freude, daß sie nichts von ihrer Beweglichkeit eingebüßt hatten.
    »Was war das?« dachte er. »Ein Streich, den man mir spielen wollte oder den man mir erst spielen will? Warum hat man mich frei gelassen, da man mich doch erst gefangen nahm? Was steckte man mir in die Tasche?«

    Er untersuchte diese letztere.
    »Alle Teufel ein Revolver. Wozu? Ein Lauf ist abgeschossen. Soll es etwa heißen, daß ich dies gethan habe – –? Will man mich eines Verbrechens bezichten, und hat man mich nur deshalb überrumpelt und versteckt, daß ich mein Alibi nicht beweisen kann? Anders kann es ja gar nicht sein. – Man hat mich in die Nähe der Mühle gebracht, und man wünscht also, daß ich sofort von hier aus zur Mühle gehen soll. Hm! Sie trugen mich immer gerade bergab, und ich habe zwölfhundertdreiundsechzig Schritte gezählt, die der Eine machte. Diese Schritte waren jedenfalls klein, da sie mich tragen mußten und da es bergab ging. Mit ungefähr achthundert Schritten grad empor müßte ich also den Ort erreichen, an dem man mich versteckte. Ich werde nicht zur Mühle gehen, sondern in geräder Richtung aufwärts steigen.«
    Er wandte sich der Höhe zu und klomm dieselbe empor. Nach etwas über achthundert Schritten stand er vor dem Steinbruche.
    »Ah, ein Steinbruch, wie es scheint. Der läßt sich jetzt in dieser Dunkelheit nicht untersuchen. Was nun weiter? Wer waren diese beiden Männer? Jedenfalls gehörten sie auf das Schloß, anders ist es nicht möglich. Ich werde mich sofort überzeugen. Sie haben wohl einen bessern Weg, also einen Umweg eingeschlagen, und ich komme noch zur rechten Zeit, wenn ich nicht den Hals breche.«
    Er wandte sich zur Seite und klimmte auf Händen und Füßen und mit möglichster Hast die Steilung hinan. Hundertmal rutschte er ab, aber er ließ nicht nach und erreichte die Straße ein wenig oberhalb des kleinen Kapellchens. Ohne zu verschnaufen eilte er, nachdem er schnell die Stiefel ausgezogen hatte, weiter. Sein Schritt war nun unhörbar, und gesehen konnte er auch

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