Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
ist ja förmlich polizeilich gehandelt. Sie werden mir Ihr Verhalten zu erklären haben!«
    »Diese Erklärung werden Sie sofort nach Ihrem Eintritte erhalten.«
    Einige Augenblicke später sah Walmy zehn Personen eintreten, den General von Helbig mit seinen drei Schwestern und dem Diener Kunz, den Steuermann Schubert nebst Karavey, Thomas Schubert und die beiden Kutscher.
    »Ah,« rief der General, »da sind sie ja Alle versammelt, die ich suche, und – –« er hielt überrascht inne, als er den alten Mylungen erblickte, dann fuhr er fort: »Was? Mylungen? Gott grüße Dich, alter Freund! Ich ahne den Grund Deiner Anwesenheit.«
    Sie schüttelten sich die Hände.
    »Wir haben Dich erwartet,« meinte der Graf. »Du kommst sehr recht, obgleich Du uns in einer Lage findest, welche nicht die angenehmste genannt werden kann.«
    »So!« sagte der General, als er auch die Uebrigen begrüßt hatte. »Was willst Du mit diesen Worten sagen?«
    »Laß Dich auf eine Nachricht vorbereiten, welche uns Alle in die größte Aufregung versetzt hat.«
    »Welche?«
    »Man sucht den Lieutenant.«
    »Kurt?«
    »Ja.«
    »Man sucht ihn? Was soll das heißen? Weshalb sucht man ihn? Ist ihm ein Unglück geschehen?«
    »Ich habe mich nicht deutlich genug ausgedrückt; ich hätte sagen sollen: diese beiden Herren hier suchen ihn.«
    Der General richtete sein Auge scharf auf die Genannten und fragte:
    »Wer sind Sie?«
    »Sie sind Beamte der hiesigen Polizei.«
    »Alle Teufel! Du willst doch nicht etwa sagen, daß der Lieutenant – – – ?«
    »Ich will sagen, daß die Höllenmühle mit allen ihren gegenwärtigen Insaßen von diesen Herren und dem Gensd’armen, der Dich draußen empfangen hat, in Belagerungszustand erklärt worden ist.«
    »In Belagerungszustand –?« rief der General erstaunt.
    »In Belagerungszustand – – – ?« jammerte die erschrockene Freya.
    »In Belagerungszustand – – – ?« stöhnte die entsetzte Wanka.
    »In Belagerungszustand – – – ?« hauchte die dicke Zilla, indem sie die Hände über ihrem Eichhörnchen zusammenschlug, daß es laut klappte.
    »Ja, in Belagerungszustand!« wiederholte der Graf.
    »Weshalb?«
    »Der Lieutenant soll – erschrick nicht – einen Mord begangen haben.«
    »Einen Mord?« frug der General, indem er einen Schritt zurücktrat.
    »Einen Mord!« rief die Blaue.
    »Einen Mord!« rief die Grüne.
    »Einen Mord!« rief auch die Purpurne.
    »Ja, einen Mord!« konstatirte der Graf.
    »An wem?« frug Helbig.
    »An einem Schenkwirth.«
    »An einem Schenkwirth?« wiederholte monoton der General.
    »An einem Schenkwirth?« stöhnte die Lange.
    »An einem Gastwirth?« ächzte die Kleine.
    »An einem Restaurateur?« jammerte die Dicke.
    »Weshalb?« erkundigte sich Helbig.
    »Wegen eines Streites im Spiele.«
    »Das ist nicht wahr!« rief der General. »Kurt hat nie gespielt.«
    »Niemals!« bestätigte Freya.
    »Kein einziges Mal!« bekräftigte Wanka.
    »Im ganzen Leben nicht!« schloß auch Zilla sich an.
    Da trat mit einem raschen Schritte Thomas Schubert in die Mitte der Stube. Er zog den Rock aus und warf ihn zu Boden, streifte die Aermel seines blauen Schmiedehemdes empor, streckte die nervigen Fäuste aus und rief: »Wer sagt es, wer? Nämlich daß der Herr Lieutenant ein Mörder sein soll? Der Kerl mag herankommen, und Gott strafe mich, ich drehe ihm das Genick um! Ich pin Thomas Schupert! Heiliges Pataillon, der Herr Marinelieutenant und ein Mörder? Auch die Parpara weiß es, daß dies eine ganz verfluchte Lüge ist. Heran also mit dem Pengel, der das zu behaupten wagt! Ich massakrire ihn auf der Stelle!«
    Im Nu stand der Leibdiener Kunz an seiner Seite.
    »Du hast Recht!« rief er. »Auch ich haue mit zu. Der Teufel soll den Elenden holen, der solche Schändlichkeiten zu behaupten wagt!«
    Da öffnete sich die Thür, und ein schwarz gekleideter Herr trat ein. Ein Amtsdiener, welcher ein dünnes Aktenstück trug, folgte ihm.
    »Was geht hier vor?« frug er, da er die lauten Stimmen gehört hatte.
    Die beiden Polizisten machten ihm ein militärisches Honneur, und der Eine von ihnen antwortete:
    »Herr Staatsanwalt, diese Herren sind soeben hier angekommen, die Nachricht von dem Geschehenen hat sie erregt.«
    Der Beamte wandte sich an den General:
    »Welches Amt ich begleite, haben Sie soeben vernommen. Ich komme von dem Thatorte, wo ich den Sachbestand amtfich aufgenommen habe, und verfügte mich nach hier, um zu sehen, ob man sich des Thäters bereits bemächtigt hat.

Weitere Kostenlose Bücher