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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist von Helbig, General der Infanterie in nor – – –«
    »Ah!« unterbrach ihn der Staatsanwalt, »der Name Ew. Excellenz ist zu berühmt, als daß er mir unbekannt sein sollte. Ich bedaure – – –«
    Auch er wurde unterbrochen. Der alte Graf trat vor und meinte:
    »Und ich bin Graf Mylungen, Oberst-Jägermeister Seiner Majestät. Dieser Herr ist mein Sohn; diese Damen sind – –«
    »Halt!« rief da hinter ihnen eine Stimme. »Lassen wir alle diese Weitläufigkeiten, denn der Mörder ist entdeckt und aufgefunden.«
    Aller Augen wandten sich nach dem Sprecher. Es war Walmy, welcher durch das Fenster in das Schlafzimmer gestiegen und dann in die Stube getreten war.
    »Walmy, es ist Walmy!« rief der junge Mylungen. »Wo hast Du gesteckt?«
    »Ich konnte nicht bei Euch sein, weil ich mir die Aufgabe gestellt hatte, den Mörder zu fangen.«
    »Und Du hast ihn?«
    »Ja.«
    »Er hat ihn!« rief die Blaue.
    »Er hat ihn!« rief auch die Grüne.
    »Er hat ihn!« wiederholte die Purpurne.
    »Wer ist es?« frug der Bowie-Pater. »Doch nicht der Lieutenant?«
    »Gott bewahre!« antwortete der Gefragte.
    »Gott bewahre!« jauchzte die Lange.
    »Gott bewahre!« echote die Kleine.
    »Gott bewahre!« triumphirte die Dicke.
    »Mein Herr, wer sind Sie?« frug der Staatsanwalt.
    »Ich bin Baron Friedrich von Walmy, mein Herr,« lautete die Antwort, »und bereit, Ihnen alle mögliche Auskunft zu ertheilen.«
    »Sie sagen, daß man den Mörder ergriffen habe?«
    »Ich sagte es.«
    »Wer ist es? Doch jedenfalls der Lieutenant Kurt Schubert?«
    »Dieser ist es allerdings nicht, Herr Staatsanwalt,« lächelte Walmy. »Es steht überhaupt wohl keinem Beamten zu, eine Behauptung aufzustellen, bevor nicht genügende Beweise beigebracht worden sind.«
    »Diese Beweise haben wir. Ich muß Ihre letztere Bemerkung hier etwas vorlaut erklären!«
    Da trat Walmy auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Mein Herr, was wagen Sie! Nicht ich bin es, sondern Sie selbst sind vorlaut und voreilig. Sie haben es keineswegs mit einem Schulknaben zu thun; merken Sie sich das! Ich bin gewohnt, daß man höflich mit mir verkehre. Ist Ihnen dies nicht möglich, so werde ich meine Mittheilungen an einer geeigneteren Stelle machen. Verstehen Sie mich?«
    Der Staatsanwalt trat zurück. Die Adern seiner Stirn schwollen zornig an, und mit drohendem Tone frug er:»Sie wollen mich in Gegenwart meiner Untergebenen beleidigen?«
    »Ich habe weiter nichts beabsichtigt, als Ihre ungeeigneten Worte zu korrigiren,und dazu habe ich ein Recht.«
    »Darüber werdenwir später verhandeln. Jetzt ersuche ich Sie, mir Ihre Mittheilungen nicht länger vorzuenthalten.«
    »Das, was ich zu sagen habe, ist nicht für Jedermanns Ohr. Lassen Sie Ihre Untergebenen und das Gesinde dieses Hauses sich entfernen.«
    »Warum?«
    »Die Gründe dieser meiner Forderung sind eben auch nicht für das Ohr Derjenigen, um deren Entfernung ich Sie ersucht habe.«
    »Nun wohl, ich werde Ihre Bitte erfüllen, hoffe aber, daß sie sich als eine gerechtfertigte erweisen wird. Die Knappen, Knechte und Mägde bleiben natürlich unter polizeilicher Bewachung.«
    Auf einen Wink von ihm entfernten sich die von Walmy Bezeichneten, und die Zurückbleibenden nahmen in gespannter Erwartung des Kommenden so viel wie möglich Platz in dem einfachen Raume.
    »Jetzt bitte ich zu beginnen, Herr Baron,« sagte der Staatsanwalt.
    »Vorher eine Frage, mein Herr!« antwortete Walmy.
    »Sprechen Sie!«
    »Ich meine, daß eine jede Gesetzgebung, also auch die Strafgesetzgebung, keinen Unterschied der Personen kennt. Vor dem Paragraphen ist jede Parteilichkeit ausgeschlossen?«
    »Das versteht sich!«
    »Ob der Bettler oder der Reichste, der Vornehmste, ein Dieb, ein Betrüger, ein Mörder sei, das ist gleich; Beide werden gleich bestraft?«
    »Ganz gewiß! Aber wozu diese Fragen?«
    »Sie werden das sofort hören. Der Mord, wegen dessen Sie sich hier befinden, steht im engsten Zusammenhange mit einem wenigstens gleich großen Verbrechen, wegen dessen Sie uns Alle hier versammelt sehen.«
    »Ah!«
    »Dieser Mord ist nicht die Folge einer momentanen Aufregung, sondern er wurde vorher reiflich erwogen, durchdacht und besprochen.«
    »Sie setzen mich in Erstaunen, denn nach Ihrer Behauptung würde der Thäter nicht aus sich selbst heraus gehandelt haben. Er hat Mitschuldige?«
    »So ist es.«
    »Sie machen mich immer wißbegieriger, mein Herr. Bitte, erzählen Sie!«
    Die

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