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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Andern alle waren wenigstens eben so neugierig wie er. Walmy begann:
    »Vor kurzer Zeit wurde Schloß Helbigsdorf, die Besitzung des hier gegenwärtigen Herrn Generales von Helbig, ein Raub der Flammen – – –«
    »Ich habe davon gehört.«
    »Das Feuer wurde angelegt, um sich bei dieser Gelegenheit der einzigen Tochter des Herrn Generales bemächtigen zu können.«
    »Unmöglich! Brandstiftung und Menschenraub.«
    »Gewiß. DerMäter, der Frauenräuber entführte die Dame hierher. Wir folgten ihm. Der Marinelieutenant Kurt Schubert war der erste von uns, welcher hier anlangte. Der Räuber erfuhr dies und beschloß, ihn unschädlich zu machen. Dies sollte nicht durch einen Mord oder etwas dem Aehnliches geschehen, sondern es wurde beschlossen, ihn unter den Verdacht eines Mordes zu stellen, damit die Polizei sich seiner bemächtigen möge.«
    »Das klingt ja vollständig romanhaft!«
    »Ist aber leider kein Roman. Es gibt einen Menschen, welcher dem Lieutenant vollständig ähnlich sieht – –«
    »Ah, Franz Geißler!« rief der Müller, der nicht an sich halten konnte.
    »Sie sehen, Herr Staatsanwalt,« fuhr Walmy fort, »daß bereits eine meiner Behauptungen bestätigt wird. Dieser Franz Geißler, dessen Namen ich übrigens noch nicht genannt haben wollte, befand sich in der Residenz. Er wurde heimlich geholt und mußte sich in dasselbe Grau kleiden, weiches der Lieutenant trägt. Dieser Letztere wurde heut überfallen, gefesselt und an einem sichern, verborgenen Ort versteckt, damit es ihm unmöglich sei, sein Alibi zu beweisen.«
    »Gefangen genommen!« rief die Hände zusammenschlagend, Freya.
    »Gefesselt!« jammerte die kleine Wanka.
    »Versteckt!« klagte die dicke Zilla.
    »Nach eingetretener Dunkelheit,« fuhr Walmy fort, »ging der erwähnte Geißler in das betreffende Zelt, mit einem Revolver bewaffnet. Er spielte, fing Streit an und erschoß den Wirth. Darauf entfloh er. Er hatte sich für Kurt Schubert ausgegeben, um den Verdacht sofort auf den Herrn Marinelieutenant zu lenken. Wie Sie wissen, ist ihm dies so vollständig gelungen, daß sogar Sie selbst sich täuschen ließen.«
    »Aber, mein Herr, das klingt ja wirklich ganz so, als sei Ihre Erzählung aus der Feder von Alexander Dumas, oder Eugen Sue geflossen!«
    »Ganz so; Sie haben Recht. Und dennoch rede ich die Wahrheit, ohne allen Schmuck, ohne alle Hinzufügung. Also dieser Geißler entfloh und wandte sich dahin, wo er bereits erwartet wurde, nämlich nach dem Orte, an welchem man den Lieutenant versteckt hatte. Dieser wurde in die Nähe der Mühle getragen, wo man ihn von seinen Fesseln befreite, nachdem man ihm als Beweis seiner Schuld den Revolver, dessen einer Lauf abgeschossen war, in die Tasche gesteckt hatte. Natürlich nahm man an, daß er sich sofort nach der Mühle begeben werde, wo die Polizei, wie es ja auch geschehen ist, sicher bereits auf ihn wartete.«
    »Schrecklich!« äußerte sich die im hohen Grade aufgeregte Freya.
    »Entsetzlich!« stimmte Wanka bei.
    »Ganz teuflisch!« bestätigte Zilla.
    Thomas Schubert streckte seine braunen muskulösen Arme aus.
    »Ich schlage diese Hallunken todt, sopald ich sie erwische; das verspreche ich pei meiner Ehe mit Parpara Seidenmüller, meiner einzigen und vielgeliepten Frau und Gemahlin! Wenn es mir einfällt, schlage und stampfe ich das ganze verfluchte Gesindel zu Prei. Gottstrampach, das ist keine Lüge!«
    Der Anwalt schüttelte den Kopf.
    »Wenn Ihre Erzählung wirklich die Wahrheit enthält, Herr von Walmy,« meinte er, »so haben wir es mit den schlausten, gewissenlosesten und raffinirtesten Schurken zu thun, die mir jemals vorgekommen sind. Sprechen Sie weiter! Warum kam der Herr Lieutenant nicht zur Mühle?«
    »Er hatte in seinem Verstecke lange Zeit zum Ueberlegen gehabt und war zu der Ueberzeugung gekommen, daß er es mit Verbündeten jenes Frauenräubers zu thun habe. Als er sich dann von der Augenbinde und den Fesseln befreit sah, erkannte er zwei dunkle Gestalten, welche schleunigst in der Finsterniß verschwanden. Er fühlte den Revolver in seiner Tasche. Diese Entdeckung brachte ihn auf den sehr richtigen Gedanken, daß in seinem Namen ein Verbrechen begangen worden sei, und daß man ihn eingesperrt habe, damit er sein Alibi nicht beweisen könne. War diese Vermuthung begründet, so befand sich die Polizei sicherlich bereits in der Mühle und daher also hatte man ihn bis in die Nähe derselben geschleppt.«
    »Ich gratulire dem Herrn Lieutenant sehr zu seiner

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