Die Juweleninsel
zu schlagen. Sie verlangen meinen Degen. Wohlan, Sie sollen ihn haben, doch nicht so, wie Sie ihn wünschen, sondern wie ich Ihnen denselben geben will, nämlich mit dem Griffe in das Gesicht!«
»Das ist eine Beleidigung, welche bestraft werden muß, nicht wahr, Herr General?«
»Yes.«
»Bestraft? Sie verwechseln die Begriffe. Ein Vergehen wird bestraft, eine Beleidigung aber wird geahndet, mein Herr. Ihre Feigheit allerdings brächte es zu Stande, meinen Worten den Stempel eines dienstlichen Vergehens zu ertheilen, um nur nicht in die Lage zu kommen, sich mir bewaffnet entgegenstellen zu müssen. Doch das kann Ihnen leider nicht gelingen, da Sie soeben selbst gesagt haben, daß wir uns hier nicht im Dienste befinden. Sie betragen sich nicht nur rücksichtslos, ungerecht und feig, sondern auch unklug. Der Herr General ist mit Vollmachten versehen, gewisse schwierige Verhandlungen mit dem Maharajah von Augh anzuknüpfen; der Herr General weiß, daß der Rittmeister Mericourt den Rajah heut beleidigt hat; der Herr General hat gehört, daß der Rajah zu dem Lieutenant Maletti gesagt hat ›ich habe Dich lieb!‹ Der Herr General bestraft aber den Lieutenant wegen dieser Liebe. Der Herr General mag nachdenken, wie ein solches Verfahren genannt werden muß und welches die geeignetste Person wäre, den Rajah seinen Plänen geneigt zu machen. Ich habe gesagt, was ich zu sagen hatte, und bitte mich zu verabschieden.«
»Sie sollen einstweilen gehen, müssen aber Ihren Degen zurücklassen! Nicht wahr, Herr General?«
»Yes!«
»Gut, meine Herren. Dieser Degen ist mein Privateigenthum, das ich nur dann von mir gebe, wenn ich es verkaufe oder verschenke. Ich bin Ihnen, Herr General, als Volontair beigegeben, und bitte, mich zu entlassen. Ich ersuche um meinen Abschied!«
»Den bekommen Sie nicht.«
»So nehme ich ihn mir.«
»Merken Sie wohl, das wird Desertion genannt; nicht wahr, Herr General?«
»Yes!«
»Wohlan, so lasse ich mich lieber als Deserteur erschießen, als daß ich mich für einen Wortbruch belohnen lasse. Ich erkläre, daß Ihnen meine Person in keiner Beziehung mehr zur Verfügung steht. Gute Nacht!«
Maletti ging. Das hatten die beiden Andern nicht gedacht. Der Lieutenant war trotz seiner Jugend ein kenntnißvoller, muthiger und sehr brauchbarer Offizier. War es ihm wirklich gelungen, sich die Freundschaft des Rajah zu erwerben, so stand ihm eine glänzende Karrière bevor und er konnte den Engländern ganz außerordentlich hinderlich werden. Das sagte sich auch der General, und darum meinte er: »War dies nicht zu scharf, Rittmeister?«
»Nein. Dieser Mensch hat uns ungeheuren Schaden gemacht. Denken Sie sich, welche Avantagen wir hatten, wenn wir gewußt hätten, daß der Rajah in Kalkutta sei. Wir konnten in Güte und mit List auf ihn einwirken, wir konnten ihn andernfalls in Angelegenheiten verwickeln, welche uns das Recht gaben, ihn festzuhalten; wir konnten – soll ich wirklich Alles herzählen, was wir konnten? Ich bin überzeugt, daß ich gegen den Lieutenant vollständig gerecht gehandelt habe. Nicht wahr, Herr General?«
»Yes!«
»Aber was nun thun? Er wird den Rajah bearbeiten und ihn bestimmen, unsere Vorschläge zurückzuweisen!«
Jetzt bequemte sich der General endlich zu einer längeren Rede.
»Das ist es ja, was wir wünschen!«
»Ah! Ist es möglich?«
»Ich kenne meine Instruktionen. Das Königreich Augh wird unser.«
»Alle Teufel, also darum die heimlichen Rüstungen; darum diese hastige Konzentration des verfügbaren Militärs an die Gangesstationen, und darum diese Anhäufung von Transportmaterial am untern Flusse?«
»Yes!«
»Sie sollen verhandeln, um nachweisen zu können, daß nur der Rajah es ist, der den Krieg heraufbeschworen hat, aber Sie sollen so verhandeln, daß man ein Resultat erzielt, welches zum Kriege ermächtigt.«
»Yes!«
»Höchst interessant! Dieser Lieutenant Maletti dient also zur Förderung unserer Interessen, anstatt dieselben zu schädigen. Ich werde ihn noch ein wenig beleidigen, aber nicht in dienstlicher Weise, sondern auf meine Privatrechnung hin. Geben Sie mir die Erlaubniß dazu, Herr General?«
»Yes!«
»So bin ich im Stande, Ihnen die glückliche Lösung unserer Aufgabe zu garantiren.«
Vor Freude darüber ließ sich der wortkarge General zu einer weiteren rednerischen Anstrengung hinreißen:
»Haben Sie das im Auge, daß unsere Abreise gleich einer Kriegserklärung gilt. Der Maharajah ist auf Feindseligkeiten keineswegs
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