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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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würde.«
    »Der Maharajah wird mit dem Lieutenant gesprochen haben, was er mit ihm zu reden hat, und so kann er ihn also entlassen, ohne sich beleidigt zu fühlen.«
    »Der Maharajah hat,nicht allein mit ihm sprechen, sondern ihn bei sich haben wollen als einen Freund, dem er Gastfreundschaft erweisen will.«
    »Aber der Lieutenant ist dieser Gastfreundschaft nicht würdig.«
    »Warum?«
    »Er ist ein Verräther.«
    »Gegen wen?«
    »Gegen seine Vorgesetzten.«
    »Auch gegen den Rajah?«
    »Auch gegen ihn.«
    »Wenn er Euch verrathen hat, so geht dies den Rajah ja gar nichts an, und wenn er den Rajah verräth, so bitte ich Dich, es zu beweisen!«
    »Das habe ich nicht nothwendig!«
    »Das hast Du sehr nothwendig! Du bist ein Mann, und was ein Mann sagt, das muß er auch beweisen können. Erlaube mir, Deine Worte dem Lieutenant zu sagen.«
    »Ich erlaube Dir es nicht!«
    »Aber meinem Herrn darf ich sie sagen?«
    »Ja. Er wird uns dann den Lieutenant sofort senden.«
    »Nein, das wird er nicht thun.«
    »Was sonst?«
    »Er wird Dich durch mich fragen lassen, inwiefern der Lieutenant ihn verrathen hat, und wenn Du ihm keine Antwort gibst, so wird er Dich für einen Verleumder, den Lieutenant aber für einen braven Mann halten, der stets die Wahrheit sagt. Thue, was Du willst.«
    »Ich verlange, daß mir der Lieutenant ausgeliefert wird.«
    »Du sagst, daß Du sein Vorgesetzter bist?«
    »Ja.«
    »Er trägt eine andere Uniform wie Du. Du bist Rittmeister?«
    »Ja.«
    »Ist er Lieutenant in Deiner Schwadron?«
    »Nein.«
    »So bist Du ja auch nicht sein Vorgesetzter. Er ist Artillerist, während Du ja Kavallerist bist!«
    »Ich bin Rittmeister und er ist Lieutenant; er steht unter mir und ich bin also sein Vorgesetzter.«
    »Du hast einen höhern Rang, und er muß Dir also das Honneur erweisen, aber zu befehlen hast Du ihm nichts. Ist es nicht so?«
    »Es ist nicht so. Seine Lordschaft hier befehligen die Division, bei welcher der Lieutenant steht. Haben seine Lordschaft ihm dann zu befehlen?«
    »Ja.«
    »Nun wohlan! Seine Lordschaft befehlen, daß der Lieutenant ausgeliefert werde.«
    »Ah, das ist nicht klar. Bisher hast nur Du befohlen; seine Lordschaft aber haben noch kein Wort gesagt.«
    »Sie befehlen durch mich.«
    »Davon weiß ich nichts. Ich muß erst die Vollmacht seiner Lordschaft sehen und hören.«
    Jetzt beliebte es endlich dem Lord ein Wort zu sprechen:
    »Ich befehle es!«
    »Was?«
    »Den Lieutenant auszuliefern!«
    »Ausliefern könnte doch wohl nur der Maharajah; also wollen Eure Lordschaft meinem Herrn, dem Könige von Augh einen Befehl ertheilen?«
    Haftley befand sich bei dieser Wendung in einiger Verlegenheit.
    »No!« antwortete er mit Nachdruck.
    Der Rittmeister ergriff wieder das Wort.
    »Seine Lordschaft befehlen dem Lieutenant zu mir zu kommen!«
    »Ist dies so?« frug der Bevollmächtigte.
    »Yes!« antwortete der Lord.
    »Dagegen hat mein Herr nicht das mindeste. Seine Lordschaft mögen dem Lieutenant diesen Befehl erthellen.«
    »Das ist nicht so. Seine Lordschaft ertheilen diesen Befehl hiermit?«
    »Yes, hiermit!« bekräftigte Haftley.
    »Hiermit? Meinen Seine Lordschaft vielleicht, daß ich ein Diener von Euch bin, der diesen Befehl zu überbringen habe? Erst befehlt Ihr dem Maharajah, und jetzt befehlt Ihr mir!«
    »Wir befehlen wem wir wollen!« meinte der Rittmeister. »Nicht wahr, Exzellenz?«
    »Yes!«
    »So seht einmal zu, wie Eure Befehle erfüllt werden!«
    »Sie müssen erfüllt werden. Nicht wahr, Exzellenz?«
    »Yes!«
    Mit diesem Kraftworte schritt der Lord dem Ausgange zu, und der Rittmeister folgte ihm in der Ueberzeugung, der Würde und Größe Altenglands nicht das mindeste vergeben zu haben.
    Kurz nach dieser eigenthümlichen Konferenz wurden die Hofthore des Palastes geöffnet, und die männlichen Bewohner strömten herein, um dem Schauspiele des Thierkampfes beizuwohnen. Die unteren Plätze waren sehr bald gefüllt, länger jedoch dauerte es, ehe die andern besetzt wurden.
    Da endlich traten die höheren Beamten von Augh aus dem Palaste und schritten nach der einen Seitentribüne. Zu gleicher Zeit erschienen die Offiziere der englischen Gesandtschaft und nahmen in der gegenüberliegenden Platz. Jetzt konnte man auch trotz der Gitter erkennen, daß sich die Frauenloge belebte, und nur wenige Augenblicke später kam der Maharajah aus dem Palaste, um sich in die seinige zu begeben.
    Ein Jubelruf seiner anwesenden Unterthanen begrüßte ihn. Er dankte durch ein

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