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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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freundliches Nicken seines Kopfes, ging über die Arena und stieg die Logentreppe empor. Fast noch mehr als auf ihm, ruhten Aller Augen auf dem Manne, der an seiner Linken schritt. Er bildete die einzige Begleitung des Königs, trug die kleidsame Tracht der Krieger von Augh und – mit dieser gar nicht harmonirend, einen englischen Stoßdegen an seiner Linken. Es war der Lieutenant Alphons Maletti, welchem die noch nie dagewesene Ehre zu Theil wurde, sich ganz allein an der Seite des Maharajah zu befinden.
    »Alle Teufel,« meinte der Rittmeister, welcher neben dem Lord saß, zu diesem letzteren. »Ist das nicht der Maletti?«
    »Yes!«
    »In Augh’scher Uniform?«
    »Yes!«
    »Also Ueberläufer?«
    »Yes!«
    Lieutenant Harry wagte eine Bemerkung.
    »Belieben der Herr Rittmeister zu sehen, daß er seinen Degen trägt! Kann da von Desertion die Rede sein?«
    Der Rittmeister nickte nachdenklich.
    »Ein ebenso außerordentlicher wie zweifelhafter Fall! Nicht wahr, Exzellenz?«
    »Yes!«
    »Und ganz allein mit dem Rajah! Es ist das eine ganz sicher noch niemals dagewesene Auszeichnung!«
    »Yes!«
    »Er wird sich darüber zu verantworten haben.«
    »Yes!«
    »Ich meine, daß es uns zusteht, ihn gleich jetzt von seinem Sitze – – Ah!«
    Er unterbrach seine Rede mit diesem Ausrufe, dem alle Andern beistimmten. Von einigen auf dem Käfige sitzenden Eingeborenen waren nämlich die Matten von der einen Thür entfernt und diese letztere geöffnet worden. Mit einem einzigen Satze sprang ein riesiger schwarzer Panther bis auf die Mitte der Arena, sah sich im Kreise um, stieß ein zorniges Brüllen aus und legte sich dann in den Sand nieder.
    »Ein prächtiges Thier, Exzellenz! Nicht?«
    »Yes!«
    »Ich glaube kaum, daß ihm ein Himalayabär Stand halten wird. Dazu gehörte sehon mehr ein grauer Bär, ein Grizzly aus den amerikanischen Felsengebirgen. Nicht wahr, Exzellenz?«
    »Yes!«
    Jetzt wurden die Matten von der zweiten Thür beseitigt. Sie öffnete sich, und man erblickte einen Bären, welcher ruhig liegen blieb und nicht die mindeste Anstalt machte, seinen Aufenthalt zu verändern. Man stieß von oben mit Bambusstangen nach ihm; er schien es gar nicht zu fühlen. Man brannte einige Feuerwerkskörper auf ihn ab; er kam in einige Bewegung: er wälzte sich, um die auf seinem Pelze haftenden Funken zu ersticken.
    »Ein fauler feiger Kerl!« bemerkte der Rittmeister. »Nicht wahr, Exzellenz?«
    »Yes!«
    »Er wird sich von dem Panther skalpiren lassen, ohne nur an eine reelle Gegenwehr zu denken.«
    »Yes!«
    Jetzt griffen die auf dem Käfige befindlichen Männer zu dem sichersten Mittel: Sie gossen ein Gefäß mit Reisbranntwein über den Bären aus und warfen dann einige »Frösche« herab. Sobald diese letzteren ihre Funken auf ihn sprühten, gerieth der Pelz in Brand, und der Bär trollte sich im Trabe und brummend aus dem Käfige heraus, welcher sich sofort hinter ihm schloß.
    Das Thier war ebenso wie der Panther von ungewöhnlicher Größe und erstickte das Feuer, indem es sich im Sande wälzte.
    »Endlich haben wir ihn!« jubelte der Rittmeister. »Jetzt wird es ihm schlecht ergehen, nicht wahr, Mylord?«
    »Yes! Wetten!«
    Haftley war ein Engländer. Es wäre für ihn eine Schande gewesen, eine so günstige Gelegenheit zu einem Einsatze ungenützt vorübergehen zu lassen. Der Rittmeister zog sich scheu zurück; Lieutenant Harry aber erhob sich.
    »Erlauben Exzellenz?«
    »Yes!«
    »Wie viel? Vielleicht hundert Pfund?«
    »Yes!«
    »Auf wen? Auf den Panther?«
    »Yes!«
    »So erlaube ich mir, auf den Bären zu setzen. Angenommen, Exzellenz?«
    »Yes!«
    Harry setzte sich wieder und zwar mit einer Miene, in welcher die Erwartung des Sieges deutlich zu lesen war. Er schien auf den Bären mehr Vertrauen zu setzen als auf den Panther.
    Dieser letztere hatte seinen Gegner wohl bemerkt, mit seinem Angriffe aber wegen des Feuers noch gezögert. Als dieses gelöscht war, erhob er sich und schlich in katzenhaft geduckter Haltung einige Male um den Bären herum.
    Dieser zog eine halb erstaunte halb dumme Physiognomie, erhob sich auf die Hinterfüße und focht mit den Vordertatzen behaglich in der Luft herum. Da plötzlich that der Panther einen Seitensprung auf ihn zu – Alles war gespannt – ein Ah der Ueberraschung ging durch die ganze Versammlung: Der Bär war schlauer als sein Gegner gewesen; er hatte sich nur dumm und unbesorgt gestellt. In dem Augenblicke, als der Panther auf ihn einsprang, ließ er sich zur Erde

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