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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wurden einfach überritten. Maletti hatte das beste Pferd aus dem Stalle des Rajah empfangen. Erst hatte er dies bezweifeln wollen, jetzt aber, da er die Leistung dieses Thieres sah, glaubte er daran.
    Je näher sie dem Schlosse kamen, desto dichter wurde der Feind, und vor dem Palaste selbst wogte noch ein außerodentlich erbitterter Einzelkampf.
    »Hurrah, drauf und hinein!« rief Alphons, sein Pferd in die Höhe nehmend und den Säbel schwingend.
    Der Feind stutzte erst überrascht; als er aber erkannte, mit welch kleiner Anzahl Gegner er es zu thun hatte, begann er ein mörderisches Kugelfeuer, welches sofort die Reihen der Helden zu lichten begann. Auf den durcheilten Straßen waren ihrer bereits eine Anzahl gefallen; jetzt schien es, als ob sie der Vernichtung geweiht seien.
    Maletti sah einige der Diener, welche sich zusammengerottet hatten, im Hofe kämpfen. Er fuhr wie ein Wind zum Thore hinein, auf ihre Gegner zu und ritt sie auseinander.
    »O, Sahib, Du wieder hier!« scholl es ihm entgegen.
    »Wo ist der Rajah?«
    »Nach dem Garten.«
    »Und das Harem?«
    »Ist mit ihm.«
    »Flieht auch dorthin. Anderswo ist keine Rettung!«
    Ohne abzusteigen sprengte er die Treppe empor, durch den weiten Flur des Palastes, wo er mehrere Feinde niederstreckte, hindurch und dann hinaus in den Garten. Auch hier wogte der Kampf und tönte gellendes Wuth-oder Siegesgeschrei. Rabbadah hatte von einer Zuflucht im Kiosk gesprochen. Der Maharajah, wenn er noch lebte, mußte dort zu finden sein.
    Die einzelnen Feinde theils niederschlagend, theils niederreitend, gewann er die Frauenabtheilung des Gartens. Da ertönte hinter ihm das Schnauben von Pferden. Er blickte sich um. Fünf von seinen Wackern waren ihm gefolgt und holten ihn ein. Die köstlichen Anlagen und Blumen nicht achtend, ging es beim Scheine des brennenden Palastes gerade auf das Kiosk los. Da plötzlich riß er sein Pferd zurück. Vor ihm lagen zwei Leichen, die eines Mannes und eines Weibes, welche sich umschlungen hielten. Es war der Maharajah und sein Weib, der Leib des ersteren von Kugeln und Stichen ganz durchlöchert. Was war aus der Begum geworden?
    »Rettet diese Leichen. Nehmt sie auf!«
    Nach diesem Befehle setzte er zwischen einige Hecken hindurch und erreichte den kleinen freien Platz, auf welchem das Kiosk errichtet war. Was er da erblickte, ließ ihm die Haare zu Berge steigen.
    Auf einer der Stufen zum Kiosk hatte Rabbadah gestanden und sich mit einem krummen Scirimar nach Kräften vertheidigt. Sie war unverwundet. Man hatte sie geschont; zu welchem Zwecke, das sollte sie gleich sehen. Zwei Feinde zugleich faßten sie und entrangen ihr die Waffe.
    »Wo ist der Schatz des Maharajah?« brüllten sie.
    »Sucht ihn!« antwortete sie.
    Aus dreißig Kehlen antwortete ein Schrei der Wuth und der Drohung.
    »Du bist die Begum; Du weißt, wo der Schatz sich befindet. Sage es, sonst stirbst Du unter tausend Qualen!«
    »Martert mich!«
    »Wohlan, brennt ihr zunächst den Turban an!«
    Sie wurde von Vier oder Fünf festgehalten, und ein Sechster brachte einen schnell herbeigeholten Brand, um die grauenhafte Drohung wahr zu machen.
    Dies war der Augenblick, an welchem Malettis Rappe die Hecke durchbrach.
    »Rabbadah!«
    Nur diesen einen Ruf stieß er aus, dann war er auch schon mitten zwischen den Feinden, welche überrascht zurückwichen. Er benutzte diesen Augenblick sofort.
    »Herauf zu mir!«
    Zwei scharfe Säbelhiebe, das Pferd auf den Hinterhufen herumgerissen, ein rascher energischer Griff – die Geliebte lag vor ihm auf dem Pferde. Zugleich erschienen seine fünf Begleiter, zwei von ihnen mit den Leichen vor sich.
    »Mir nach, über die Mauer in den Fluß. Vorwärts!«
    Wie die wilde Jagd ging es weiter. Alphons kannte eine niedrige Stelle der Mauer, welche ein guter Reiter wohl zu überfliegen vermochte. Er sprengte zunächst in die Männerabtheilung des Gartens zurück und dann gerade auf diese Stelle zu. Die Andern folgten.
    »Rabbadah, erschrick nicht. Wir stürzen in den Fluß!«
    »Ich erschrecke nicht!«
    »Aufgepaßt! Hurrah!«
    Er nahm den Rappen empor, und das gewandte sprungkräftige Thier flog wie ein Pfeil hinüber, mitten in die Fluthen des unmittelbar hinter der Gartenmauer dahinrauschenden Stromes hinein. Noch fünf ebenso glückliche Sprünge, und die sechs Reiter hielten auf das gegenüberliegende Ufer zu, welches sie glücklich erreichten, obgleich drei der Pferde doppelte Lasten zu tragen hatten.
    »Wohin jetzt, Sahib?« frug einer

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