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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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es wirklich nicht«, sagte Jim.
    »Wieso träumen Sie davon, obwohl Sie nie dort waren?«
    Holly trank einen Schluck Bier, obwohl es ihr kaum dabei half, konzentriert nachzudenken.
    »Vielleicht projizieren Sie Ihren Traum auf mich. Um eine Verbindung zwischen uns zu schaffen, um mich hierherzubringen.«
    »Was sollte mir daran gelegen sein, Sie hierherzubringen?«
    »Oh, herzlichen Dank.«
    »Nun, wie ich Ihnen schon mehrfach sagte:
    Ich bin kein Medium, sondern nur ein Werkzeug.
    Ich habe keine übersinnlichen Fähigkeiten.«
    »Dann ist es jene höhere Macht«, sagte Holly.
    »Sie schickt mir den gleichen Traum, weil sie möchte, daß wir zusammenarbeiten.«
    Ironheart rieb sich die Augen. »Derzeit ist das alles zuviel für mich. Ich bin so verdammt müde.«
    »Ich auch. Aber es ist erst halb zehn, und es gibt noch viel zu besprechen.«
    »Gestern nacht habe ich nur eine Stunde geschlafen«, erwiderte Jim.
    Er schien tatsächlich sehr erschöpft zu sein.
    Nach der Dusche und Rasur wirkte er einigermaßen akzeptabel, doch die Ringe unter seinen Augen wurden immer dunkler, und es kehrte keine Farbe in die Wangen zurück. Er war noch immer leichenblaß.
    »Können wir unser Gespräch morgen fortsetzen?« fragte er.
    Holly runzelte die Stirn. »Nein. Wenn ich morgen früh zurückkehre, stoße ich bestimmt auf verschlossene Türen.«
    »Ich lasse Sie herein.«
    »Das behaupten Sie jetzt.«
    »Wenn Sie von der Windmühle geträumt haben, so betrifft diese Angelegenheit auch Sie, ob es mir gefällt oder nicht.«
    Seine Stimme klang nicht mehr nur kühl, sondern wieder eiskalt. Holly verstand >ob es mir gefällt oder nicht< als freundliche Umschreibung für >obgleich es mir nicht gefällt. Ironheart war ein Einzelgänger, schon seit vielen Jahren. Viola Moreno mochte ihn und behauptete, seine Schüler und Kollegen hätten ihn sehr geschätzt. Allerdings wies sie auf einen tief in ihm verborgenen Kummer hin, der ihn von anderen Menschen trennte; seit er nicht mehr als Lehrer arbeitete, unterhielt er kaum Kontakte zu Viola oder seinen anderen Freunden. Zweifellos verblüffte es ihn, daß er und Holly den gleichen Traum teilten; er fand sie >erfrischend< und fühlte sich zumindest in gewisser Weise zu ihr hingezogen, aber trotzdem gefiel es ihm nicht, daß sie in seine Einsamkeit vordrang.
    »Nein«, bekräftigte Holly noch einmal.
    »Wenn ich morgen früh an der Tür klingle, haben Sie sich längst aus dem Staub gemacht.
    Und vielleicht kehren Sie nie zurück.«
    Es fehlte Jim die Kraft, um weitere Einwände zu erheben. »Dann übernachten Sie hier.«
    »Haben Sie ein Gästezimmer?«
    »Ja. Aber kein zweites Bett. Sie können auf dem Sofa im Wohnzimmer schlafen. Allerdings ist es ziemlich alt und nicht sehr bequem.« Holly ging mit ihrem Bier ins Nebenzimmer und nahm versuchsweise auf dem durchgesessenen braunen Sofa Platz. »Scheint soweit in Ordnung zu sein.«
    »Wie Sie meinen«, brummte Jim. Holly spürte, daß seine Gleichgültigkeit nur gespielt war.
    »Könnten Sie mir einen Pyjama leihen?«
    »Lieber Himmel!«
    »Tut mir leid, aber ich habe keine Sachen mitgebracht.«
    »Meine Schlafanzüge sind Ihnen bestimmt zu groß.«
    »Um so besser - dann bieten sie wenigstens genug Platz. Ich würde auch gern duschen. Ich bin ganz verschwitzt vom Sonnenbad heute nachmittag.«
    Mit der gequälten Leidensmiene eines Mannes, der den nicht angekündigten Besuch seiner unsympathischsten Verwandten hinnimmt, führte Jim Holly nach oben, zeigte ihr das Gästebad und holte dann Handtücher und einen Pyjama.
    »Bitte seien Sie leise«, sagte er. »In fünf Minuten möchte ich fest eingeschlafen sein.«
    Holly genoß das heiße, auf sie herabprasselnde Wasser und die wallenden Dampfwolken, stellte aber zufrieden fest, daß die Dusche nichts an der vom Alkohol erzeugten Benommenheit änderte. Zwar hatte sie in der vergangenen Nacht besser geschlafen als Ironheart, aber die letzten acht Stunden ungestörter Ruhe lagen schon einige Tage zurück, und sie freute sich auf einen vom Bier erleichterten Schlaf, selbst auf dem alten Sofa.
    Gleichzeitig beunruhigte sie der graue Nebel hinter ihrer Stirn. Sie hielt es für wichtig, bei klarem Verstand zu bleiben. Immerhin befand sie sich im Haus eines sehr seltsamen Mannes, der ein ungelöstes Rätsel darstellte, ein wandelndes Mysterium. Holly wußte nicht, wie es in seinem Herzen aussah, durch das mehr Geheimnisse und Schatten gepumpt wurden als Blut. Trotz der Kühle ihr gegenüber schien er

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