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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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die reale Welt zu erweitern, nicht ganz so gefährlich, wie es zunächst den Anschein haben mochte.
    Der Verkäufer packte die Sachen in eine Tüte, und als er das Wechselgeld abzählte, sagte Jim: »Halt, einen Augenblick, das ist noch nicht alles.« Er eilte in den rückwärtigen Teil des Ladens und kehrte kurz darauf mit zwei Schreibblöcken und einem schwarzen Filzstift zurück. »Das benötigen wir heute nacht«, wandte er sich an Holly.
    Als sie alles im Wagen verstaut hatten, den Central-Parkplatz verließen und zur IronheartFarm fuhren, deutete Holly auf die beiden Schreibblöcke und den Stift in einer separaten Tüte. »Wozu brauchen wir diese Dinge?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Ganz plötzlich wußte ich, daß wir sie mitnehmen müssen.«
    »Typisch Gott«, kommentierte Holly. »Immer geheimnisvoll und rätselhaft.«
    Nach kurzem Schweigen erwiderte Jim: »Ich bin mir nicht mehr sicher, ob Gott zu mir spricht.«
    »Ach? Was hat deine Meinung geändert?«
    »Nun, zum Beispiel deine Argumente gestern abend. Wenn Gott den Tod des kleinen Nick O’Connor in Boston verhindern wollte - warum hat Er dann nicht einfach dafür gesorgt, daß in der Starkstromstation eine Explosion ausblieb? Du hast völlig recht: Warum hat Er mich durchs ganze Land geschickt, um den Jungen im letzten Augenblick zur Seite zu reißen? Und warum sollte Er Seine Meinung im Hinblick auf die Passagiere der DC-10 ändern? Warum ließ Er mehr überleben, weil ich mich zum Eingreifen entschloß? Das sind Fragen, die ich mir ebenfalls stellte. Es gab nur einen Unterschied: Im Gegensatz zu mir hast du dich nicht mit einfachen Antworten zufriedengegeben.« Als sie den Rand des Ortes erreichten, wandte Jim kurz den Blick von der Straße ab, sah Holly an und lächelte. Dann wiederholte er eine der Fragen, mit denen sie ihn am vergangenen Abend bedrängt hatte: »Ist Gott ein Quatschkopf?«
    »Ich hätte eigentlich erwartet…«
    »Ja?«
    »Nun, du warst so sicher, daß bei dieser Angelegenheit etwas Göttliches im Spiel ist… Es muß doch enttäuschend für dich sein, weniger erhabene Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Bist du jetzt nicht niedergeschlagen?«
    Jim schüttelte den Kopf. »Nein. Weißt du, die Vorstellung, daß Gott durch mich wirkt, fiel mir immer schwer. Es schien eine verrückte Idee zu sein, aber ich hielt daran fest, weil ich keine andere Erklärung fand. Nun, es fehlt noch immer eine, aber es gibt eine Alternative, die so seltsam und wundervoll ist, daß es mich kaum belastet, Gott als Teampartner zu verlieren.«
    »Welche Alternative meinst du?«
    »Darüber möchte ich jetzt noch nicht sprechen«, erwiderte Jim, als Sonnenschein und Schatten von Bäumen ein Fleckenmuster auf der Windschutzscheibe und auf seinem Gesicht bildeten. »Ich muß erst noch gründlicher darüber nachdenken, um ganz sicher zu sein, daß es einen Sinn ergibt, bevor ich dir davon erzähle. Ich weiß inzwischen, wie schwer du zu überzeugen bist.«
    Er schien glücklich zu sein. Wirklich glücklich. Holly mochte ihn sehr, seit sie ihn zum erstenmal gesehen hatte, trotz seiner Launenhaftigkeit. Sie spürte Hoffnung hinter seiner Verdrossenheit, sanfte Zärtlichkeit unter der Patina des manchmal recht schroffen Gebarens. Doch seine gegenwärtige Freude machte es ihr noch leichter, ihn zu lieben.
    Sie kniff ihn in die Wange.
    »Womit habe ich das verdient?« fragte er.
    »Du bist süß.«
    Als sie Svenborg verließen, bemerkte Holly das besondere Verteilungsmuster der Häuser und anderen Gebäude. Der Ort wirkte eigentlich nicht wie eine moderne Kleinstadt, sondern eher wie eine Pioniersiedlung. In den meisten Ortschaften wurden die Abstände zwischen den einzelnen Bauwerken zum Zentrum hin geringer, während sie an der Peripherie wuchsen und einen langsamen Übergang zu den ländlichen Bereichen bildeten. Doch am Rand von Svenborg schien die Grenze zwischen Stadt und Land mit dem Lineal gezogen zu sein: auf der einen Seite die Häuser, auf der anderen Büsche und Sträucher, dazwischen eine Feuerschneise. Holly erinnerte sich an die Pioniere im Wilden Westen, die beim Bau ihrer Vorposten an jene Gefahren dachten, die ihnen aus den gesetzlosen Badlands von allen Seiten drohen mochten.
    Im Innern wirkte der Ort ominös und voller dunkler Geheimnisse. Von außen betrachtet - Holly drehte sich um und blickte zurück, als sich die Straße sanft zur Kuppe eines Hügels hob sah er nicht etwa bedrohlich aus, sondern bedroht, als wüßten die

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