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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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großen Raum fern.
    Als Holly durch den gewölbten Zugang der Vorkammer trat, hatte sie plötzlich das seltsame Gefühl, beobachtet zu werden. Sie wußte, daß sie allein in der Mühle waren, und verspottete sich für ihre Nervosität. Doch als sie die Tür erreichte, konnte sie nicht mehr der Versuchung widerstehen, sich umzudrehen und die Taschenlampe in den Hauptraum zu richten. Schatten umhüllten den alten Mechanismus wie der schwarze Krepp in einer Geisterbahn. Sie glitten beiseite, als sie vom Lichtkegel berührt wurden - und schoben sich anschließend lautlos zurück. In den Ecken lauerten keine Mörder. Aber jemand konnte sich irgendwo hinter den hölzernen Zahnrädern verbergen, und Holly überlegte, ob sie im Durcheinander der großen Vorrichtung nach einem Fremden suchen sollte.
    Sie schüttelte den Kopf und kam sich einmal mehr wie eine Närrin vor, der es viel zu leicht gruselte. Was ist aus der unerschrockenen Reporterin geworden, die ich einmal gewesen bin? fragte sie sich und verließ die Mühle.
    Die Sonne befand sich hinter den Bergen. Der Himmel war purpurn, er zeigte jenes dunkelblaue Schimmern, das man in alten Maxfield-ParrishGemälden sehen konnte. Einige Frösche quakten am Ufer des Teichs.
    Holly ging an der Wasserfläche vorbei, passiert den Schuppen, näherte sich der Hintertür des Hauses und fühlte sich dabei erneut beobachtet. Nun, vielleicht verbarg sich tatsächlich jemand in der Mühle - diese Möglichkeit konnte sie nicht ganz ausschließen -, aber es erschien ihr extrem unwahrscheinlich, daß ein regelrechtes Heer aus Spionen überall auf der Farm Stellung bezogen hatte, um sie ständig im Auge zu behalten.
    »Idiot«, flüsterte sie und schloß die Hintertür auf.
    Zwar führte sie eine Taschenlampe bei sich, aber aus einem Reflex heraus betätigte sie den Lichtschalter - und stellte überrascht fest, daß die Stromversorgung funktionierte.
    Noch verblüffter war sie von dem Anblick, der sich ihr jetzt darbot: eine vollständig eingerichtete Küche. Am Fenster stand ein Frühstückstisch mit vier Stühlen. Kupferne Töpfe und Pfannen hingen von der Decke herab, und neben dem Herd gab es zwei Gestelle mit Messern und anderen Gegenständen. Auf der Arbeitsplatte standen ein Toaster, ein kleiner Backofen und ein Mixgerät. Am Kühlschrank hing eine Einkaufsliste, die fünfzehn Punkte umfaßte.
    Hatte Jim die Sachen seiner Großeltern nicht fortgebracht, als sie vor fünf Jahren starben?
    Holly strich mit der Fingerkuppe über die Arbeitsplatte und hinterließ eine schmale Spur in der dünnen Staubschicht. Es war nicht der Staub von fünf Jahren, höchstens von drei Monaten.
    Nachdem sie die Toilette neben der Küche benutzt hatte, ging sie durch den Flur und das Eßzimmer und blieb im Wohnzimmer stehen, indem ebenfalls keine Möbel fehlten. Einige Bilder an den Wänden hingen schief. Mit gehäkelten Mustern geschmückte Schutzbezüge bedeckten Sessel und Sofas. Die große Standuhr tickte längst nicht mehr. Der Korb neben dem Lehnstuhl enthielt Dutzende von Zeitschriften, und in der Mahagonivitrine daneben ruhten kleine Porzellanfiguren unter einer eigenen Staubschicht.
    Zuerst vermutete Holly, daß Jim die Einrichtung im Haus gelassen hatte, um es zu vermieten, während er nach einem Käufer suchte. Doch an einer Wand im Wohnzimmer hingen Fotografien, die er sicher nicht der Gnade eines Mieters hätte überlassen wollen: Jims Vater als junger Mann von etwa zwanzig Jahren; Jims Eltern in Hochzeitskleidung; Jim im Alter von fünf oder sechs, zusammen mit Vater und Mutter.
    Das vierte und letzte Bild zeigte Kopf und Schultern eines sympathisch wirkenden und gut fünfzig Jahre alten Paares. Der Mann war kräftig gebaut und hatte ein kantiges Gesicht; Holly erkannte ihn auf den ersten Blick als einen Ironheart. Die Frau wirkte zierlich und attraktiv, nicht im eigentlichen Sinne hübsch. Einige ihrer Züge fanden sich auch in Jims Gesicht und in dem seines Vaters wieder. Lena und Henry Ironheart, dachte Holly. Jims Großeltern.
    Und sofort gesellte sich eine zweite Erkenntnis hinzu: Im Traum der vergangenen Nacht hatte sich Holly in Lena Ironhearts Körper befunden. Ein breites, offenes Gesicht. Große, weit auseinanderstehende Augen. Voller Mund. Lockiges Haar. Ein natürlicher Schönheitsfleck eine dunklere Stelle der Haut - hoch auf der rechten Wange.
    Trotz der genauen Beschreibung Hollys hatte Jim behauptet, die Frau nicht zu kennen. Vielleicht verband er mit ihr keine Vorstellung

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