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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Vorstellung, während der nächsten Monate und Jahre darauf zu warten, daß sich eine Wand vorwölbte, einen Rachen bildete und ihr die Hand abbiß.
    Ein weiteres Problem kam hinzu …
    Sie durfte Jim nicht im Stich lassen. Er brauchte sie.

TEIL DREI - DER FEIND
    Von Kindesbeinen an bin ich nicht gewesen, wie andere waren. Ich habe nicht gesehen, wie andere sahen.
    Allein, Edgar Allem Poe

    Vibrationen in einem Draht, Eiskristalle in einem Herz, so hart. Kaltes Feuer.
    Die Kühle einer Seele: Stahl, in Frost erstarrt, finsterer Zorn, in Schwärze verharrt. Kaltes Feuer.
    Schutz vor einem Leben in Not vor Zwietracht und Tod: Kaltes Feuer.
    Das Buch Gezählten Leids 

Der Rest des 29. August
     
1
    Holly saß im Ford, starrte zur alten Windmühle und spürte eine Mischung aus Furcht und Freude. Die Freude verblüffte sie. Vielleicht ging die frohe Erregung auf den Umstand zurück, daß sie zum erstenmal in ihrem Leben etwas gefunden hatte, das einen Einsatz lohnte. Diesmal fehlte etwas Beiläufiges. Es handelte sich nicht um eine Bis-ich-mich-langweileVerpflichtung. Hier und jetzt war sie bereit, ihr Leben zu riskieren, für Jim und jenen Mann, zu dem er als Gesunder werden konnte, für ihre gemeinsame Zukunft.
    Selbst wenn er sie aus freiem Willen aufgefordert hätte, sich von ihm zu trennen, ihn nie wiederzusehen - sie wäre nicht bereit gewesen, ihn jetzt einfach seinem Schicksal zu überlassen. Er ist meine Rettung, dachte Holly. Und ich bin seine.
    Die Mühle erhob sich wie ein Wächter unter dem aschgrauen Himmel. Jim erschien nicht in der Tür; vielleicht schlief er nach wie vor.
    Es gab noch immer viele Geheimnisse im Geheimnis, aber einige Wahrheiten waren inzwischen schmerzhaft klar. Manchmal kam er zu spät, um jemanden zu retten - das galt zum Beispiel für Susie Jawolskis Vater. Der Grund: Er handelte nicht im Auftrag einer unfehlbaren göttlichen Macht oder eines allwissenden Außerirdischen; er war nur ein Mensch, wenn auch ein Mensch mit besonderen Fähigkeiten, und daher gab es Grenzen für ihn. Offenbar glaubte er, in Hinsicht auf seine Eltern versagt zu haben. Ihr Tod lastete als schwere Bürde auf seinem Gewissen, und er versuchte, Erlösung zu finden, indem er andere Personen rettete: WEIL ER WIE MEIN VATER AUSSIEHT, DEN ICH NICHT GERETTET HABE.
    Holly verstand jetzt auch, warum der Feind sich nur bemerkbar machte, wenn Jim schlief. Er fürchtete sich vor dem dunklen Aspekt seines Selbst, vor der Verkörperung des Zorns, und deshalb unterdrückte er ihn, solange er wach war. In Laguna Niguel materialisierte der Feind in der Schlafzimmerdecke, während Jim schlief, und er existierte auch für einige Zeit nach seinem Erwachen. Aber als er durch die Decke im Bad brach, löste er sich wie das Traumbild auf, das er darstellte. Träume sind Tore, behauptete der Freund, und diese Warnung stammte direkt von Jim. Träume waren Tore, ja, aber nicht für finstere, den Geist kontrollierende Ungeheuer, sondern für das Unterbewußtsein; was sich in ihnen manifestierte, war nur allzu menschlich.
    Holly verfügte über weitere Teile des Puzzles, aber sie wußte nicht, wo und wie sie ins Bild paßten.
    Sie warf sich vor, am Montag nicht die richtigen Fragen gestellt zu haben, als Jim schließlich die Verandatür öffnete und sie in sein Leben einließ. Er hatte darauf bestanden, nur ein Instrument zu sein, ohne eigene Macht. Holly gab sich zu schnell damit zufrieden und verzichtete darauf, tiefer zu bohren, genauere Auskünfte zu verlangen. Ihre Interviewmethode war ebenso naiv gewesen wie die Jims, als sich ihnen der Freund zum erstenmal zeigte.
    Sie erinnerte sich an ihren Ärger darüber, daß Jim die Antworten des Freundes sofort als wahr akzeptierte. Jetzt begriff sie, daß er den Freund aus den gleichen Gründen geschaffen hatte, die auch alle übrigen Opfer des Syndroms der multiplen Persönlichkeit veranlaßten, andere Identitäten zu entwickeln: um in einer Welt zurechtzukommen, die ihn verwirrte und erschreckte. Als hilfloser und furchterfüllter Zehnjähriger flüchtete er in Fantasien. Er erfand den Freund als magisches Wesen, als eine Quelle für Trost und Hoffnung. Als Holly den Freund aufforderte, sich logisch zu erklären, leistete Jim Widerstand, denn ihre Beharrlichkeit bedrohte ein Konzept, das ihm inneren Halt verlieh.
    Aus ähnlichen Gründen hatte sie ihm am Montagmorgen nicht alle wichtigen Fragen gestellt: Jim war ihr Traum, den sie für die Stabilität ihres eigenen Ichs brauchte. Als

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