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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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verwirrt. »Was?«
    Die Windmühlenflügel schwangen herum, schneller und immer schneller, sie wirkten wie ein gespenstisches Riesenrad bei einem Volksfest der Verdammten.
    »Zum Teufel auch!« stieß Holly hervor. Die drehenden Flügel weckten prickelndes Entsetzen in ihr. Sie schaltete in den Rückwärtsgang, blickte über die Schulter und steuerte den Wagen mit hoher Geschwindigkeit am Teich vorbei.
    »Wohin fahren wir?« fragte Jim.
    »Nicht weit.«
    Die Windmühle nahm einen zentralen Platz in Jims Wahnvorstellungen ein, und deshalb hielt es Holly für angebracht, daß er sie nicht sehen konnte, während sie miteinander sprachen. Sie wendete, erreichte das Ende der Zufahrt und parkte so, daß sich die Landstraße vor ihnen erstreckte.
    Dann kurbelte sie das Seitenfenster herunter, und Jim folgte ihrem Beispiel.
    Als sie den Zündschlüssel drehte, erstarb das Brummen des Motors. Holly wandte sich Jim zu. Sie wußte nun, wie es um ihn stand; vielleicht verspürte sie gerade deshalb den Wunsch, seine Wangen zu berühren, ihm übers Haar zu streichen, ihn zu umarmen. Er weckte einen Mutterinstinkt in ihr, von dem sie bisher überhaupt nichts gewußt, dessen sie sich gar nicht für fähig gehalten hatte. Gleichzeitig spürte sie eine starke erotische Ausstrahlungskraft, die ebenfalls über ihre bisherigen Erfahrungen hinausging.
    Und nicht nur das, dachte die Zynikerin in ihr.
    Er stimuliert auch Selbstmordneigungen in dir. Lieber Himmel, Thorne, er hat praktisch damit gedroht, dich umzubringen!
    Aber er hatte ihr auch mitgeteilt, daß er sie liebte.
    Warum mußte alles so kompliziert sein?
    »Bevor ich beginne …«, sagte sie. »Du sollst wissen, daß ich dich liebe.« Das war eine besonders dumme und naive Einleitung. Sie klang so falsch. Worte genügten nicht mehr, um ihr Empfinden zu beschreiben, denn das Gefühl ging tiefer, als sie es für möglich gehalten hätte. Außerdem betraf es nicht nur einen emotionalen Aspekt, sondern auch andere, wie zum Beispiel Furcht und Hoffnung. Trotzdem betonte Holly noch einmal: »Ich liebe dich wirklich.«
    Jim griff nach ihrer Hand und lächelte mit aufrichtiger Freude. »Du bist wundervoll, Holly.«
    Die Antwort bestand nicht aus einem Ich liebe dich auch, Holly, aber das belastete sie kaum. Sie hegte keine besonders ausgeprägten romantischen Erwartungen. So einfach ist es nicht. Wenn man Jim Ironheart liebte, so verlor man sein Herz an den gequälten Max de Winter aus Rebecca, an Superman und Jack Nicholsen in einer beliebigen Rolle. Nein, es war nicht einfach - aber auch nicht langweilig.
    »Weißt du, als ich gestern die Motelrechnung bezahlte und du mich vom Wagen aus beobachtet hast, dachte ich plötzlich daran, daß ich noch kein Ich-liebe-dich von dir gehört hatte. Ich wollte mit dir losfahren, mich dir ausliefern, obwohl du noch nicht die magischen Worte ausgesprochen hattest. Doch dann fiel mir ein, daß es mir ebenso erging. Ich versuchte wie du, eine gewisse Distanz zu wahren, mich mit Zurückhaltung zu schützen. Nun, diese Einstellung gebe ich jetzt auf. Ich wage mich auf das hohe Drahtseil, obwohl kein Netz darunter gespannt ist - weil du mir gestern nacht gesagt hast, daß du mich liebst. Ich hoffe nur, daß es ehrlich gemeint ist.«
    Jim runzelte die Stirn.
    »Du erinnerst dich nicht daran«, fuhr Holly fort, »aber du hast es mir gesagt. Das L-Wort bereitet dir einige Schwierigkeiten, vielleicht deshalb, weil deine Eltern starben, als du noch so jung warst. Vielleicht zögerst du, dich an jemanden zu binden, weil du fürchtest, die betreffende Person ebenfalls zu verlieren. Sofortige Psychoanalyse. Holly Freud. Wie dem auch sei: Du hast darauf hingewiesen, daß du mich liebst, und das werde ich dir gleich beweisen. Doch bevor ich richtig loslege, möchte ich dir folgendes mitteilen: Ich hätte nie geglaubt, jemandem so intensive Gefühle entgegenbringen zu können wie dir. Was ich gleich sagen werde, klingt hart und ist sicher schwer zu verdauen, aber du weißt jetzt, daß ich dich liebe.«
    Jim starrte sie groß an. »Ja, in Ordnung, aber …«
    »Du kommst später an die Reihe.« Holly hauchte ihm einen Kuß auf die Lippen und lehnte sich wieder zurück. »Hör mir erst einmal zu.«
    Sie berichtete ihm von ihren Überlegungen, erklärte ihm, warum sie sich aus der Mühle geschlichen hatte, während er schlief - und warum sie zurückgekehrt war. Jim hörte mit wachsendem Zweifel zu, und sie kam seinen immer häufigeren Einwanden zuvor, indem sie ihm

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